Frauenfeld · 20.03.2024
Zweite Mitwirkungsstufe beendet – Aufwertung nimmt Formen an
Strassenräume Innenstadt: Umsetzen, was möglich und sinnvoll ist
Die Neugestaltung der Strassenräume in der Frauenfelder Innenstadt wird konkreter. Seit Dienstag liegen die Resultate der zweiten Mitwirkungsrunde vor. An die 1300 Personen haben sich über die Online-Plattform «Mein Thurgau», oder persönlich an Anlässen im Stadtlabor, zu den Zielsetzungen und den einzelnen Ideen der Stadt betreffend der sechs Strassenzüge geäussert. Zusätzlich gingen über 500 Kommentare mit Anregungen, Wünschen, Kritik oder Lob ein. Nun geht es an die Erarbeitung der einzelnen Konzepte.
Die Resultate der Mitwirkungsstufe 2 sind da. Das im Dezember 2022 gestartete, breit abgestützte Mitwirkungsverfahren ist in seiner Art und seinem Umfang bisher einzigartig in der Schweiz. Schliesslich wurde hier ein Rahmenkredit ohne konkretes Projekt beantragt und vom Volk auch gutgeheissen. In einem ersten Mitwirkungsschritt wurden die übergeordneten Zielsetzungen mit den Einwohnerinnen und Einwohnern Frauenfelds diskutiert. Viele nutzten dann im Spätsommer 2023 die Möglichkeit der zweiten Mitwirkungsrunde, um ihre Bewertung der Stimmungsbilder und den Spannungsfeldern in den sechs Strassenabschnitten Rathausplatz, Rheinstrasse, Zürcherstrasse/Vorstadt, Promenade, Ringstrasse und Freie-Strasse abzugeben.
Ausführlicher Bericht
Die Rückmeldungen der Mitwirkungsstufe 2 wurden in den vergangenen Monaten vom Amt für Tiefbau und Verkehr in Zusammenarbeit mit dem Kanton geprüft, zusammengefasst und sind in die Planungen der einzelnen Projekte miteingeflossen. Die Erkenntnisse daraus sowie die Frage, wie das weitere Vorgehen lautet, wurden am Dienstag in einer Broschüre veröffentlicht und beantwortet. Ebenso wurden zwei detaillierte Fachberichte über das Vorgehen des städtischen Amtes, mit allen Rückmeldungen und Anregungen darin, auf der Webseite publiziert. Stadtingenieur Sascha Bundi sagt dazu: «Uns ist wichtig, dass jeder, der sich die Mühe gemacht und sich beteiligt hat, sich in diesen Berichten auch wiederfindet.» Dies vor allem, weil man es der Bevölkerung schuldig sei, denn: «Die Frauenfelderinnen und Frauenfelder haben sich toll beteiligt. Wir sind begeistert vom Elan, dem Interesse und den Ideen. Vor allem aber auch vom persönlichen Austausch. Er war stets konstruktiv und von Verständnis und dem Wunsch, etwas zu verbessern, geprägt», so Sascha Bundi.
Viel eingeflossen
Die Rückmeldungen der zweiten Mitwirkungsrunde waren mehrheitlich positiv, wie Sascha Bundi erklärt. Bei den kritischen Voten zeigte sich insbesondere bei der Rheinstrasse und der Zürcherstrasse, dass der Handlungsspielraum für die Umsetzung von Anregungen und Wünschen wegen der räumlichen und auch finanziellen Rahmenbedingungen sehr eingeschränkt ist. Insgesamt fliesst jedoch ein grosser Teil der Kommentare in die weitere Projektentwicklung ein.
In der Broschüre ist detailliert ersichtlich, wie viele der Anregungen und Kommentare in die einzelnen Projekte miteinfliessen. So sind es bei der Ringstrasse beispielsweise 78 Prozent von insgesamt 89 Kommentaren. Bei der Freie-Strasse sogar 87 Prozent (von 102 Kommentaren). Den schlechtesten Umsetzungswert hat die Rheinstrasse – dort fliessen gerademal 47 Prozent der 91 Kommentare in die nächste Projektphase mit ein.
Wie weiter?
Was beim Studium der Broschüre und der Fachberichte schnell klar wird: Die Anregungen und Wünsche der Bevölkerung gehen teilweise stark auseinander. Sascha Bundi betont, dass Stadt und Kanton das zusammen umsetzen werden, was möglich und sinnvoll ist, um den im Mai 2022 gesprochenen Rahmenkredit von 11,3 Mio. Franken optimal zu nutzen.
In einem nächsten Schritt startet nun die abschliessende Mitwirkungsstufe 3 mit kleineren Begleitgruppen, um die konkreten Auflageprojekte zu erarbeiten. Bei den kleineren Projekten Rathausplatz, Rheinstrasse und Zürcherstrasse – gemeinsame vorgesehene Kosten rund eine Mio. Franken – ist nur eine weitere Mitwirkungsrunde mit Direktbetroffenen wie Grundeigentümern, Mietern sowie Delegierten von Interessengruppen, Quartiervereinen und Fachverbänden vorgesehen. Die drei grösseren Projekte mit einem Umfang von 10,3 Mio. Franken – grösstes Projekt ist die Freie-Strasse / Altstadt mit 4,2 Mio. Franken – sind so umfangreich, dass zwei Mitwirkungsrunden geplant sind. «Wir möchten die Rückmeldungen aus der ersten Mitwirkungsrunde dann in der zweiten nochmals präsentieren und diskutieren, um das bestmögliche Ergebnis zu erreichen und schliesslich dann auch zu realisieren», erklärt Sascha Bundi.
Erste Mitwirkungsrunden der drei einfacheren Projekte sind diesen Sommer geplant, bis dahin werden die einzelnen Konzepte verfeinert. Für die drei komplexeren Projekte startet die Mitwirkungsstufe Anfang 2025. Die Umsetzung der ersten Projekte soll dann voraussichtlich im Jahr 2026 starten.
Michael Anderegg
www.frauenfeld.meinthurgau.ch
Drei nicht eingeflossene Kommentar-Beispiele
Beispiele aus dem Fachbericht mit Kommentar und Begründung der Fachexperten, warum diese nicht in die Projektentwicklung einfliessen konnten.
• Das Trassee der Frauenfeld-Wil Bahn müsste in Fahrtrichtung Bahnhof auf der rechten Seite liegen (Holdertor bis Bahnhof). Das Trassee könnte für den ÖV evtl. auch als Busspur in Fahrtrichtung Bahnhof genutzt werden. Ausserdem entfällt die Querung beim Postkreisel und beim Bahnhofplatz mit Individualverkehr.
=> Begründung: ausserhalb der Rahmenbedingungen, da Beibehaltung Trassee FWB-Strecke; Die Gleise der Frauenfeld-Wil-Bahn-Strecke sind nicht sanierungsbedürftig und bleiben daher in der heutigen Lage bestehen.
• Eine autofreie Altstadt wurde von den Stimmberechtigten leider abgelehnt. Dieser Entscheid ist zu berücksichtigen. Dennoch sollen die Parkplätze auf das absolut notwendige Minimum beschränkt werden. Die Freie-Strasse muss deutlich an Aufenthaltsqualität gewinnen. Es sollte genügend Platz vorhanden sein, dass auch ein Kaffee eine Aussenwirtschaft betreiben kann, und dass für verschiedene Veranstaltungen genügend Platz vorhanden ist. Nur so bleibt resp. wird die Altstadt künftig wieder mehr belebt. Das Befahren und Parkieren in der Altstadt sollte die absolute Ausnahme sein.
=> Begründung: Altstadt nicht autofrei; Gemäss der Abstimmung vom 15. Mai 2022 wird die Altstadt nicht autofrei. Die bestehende Begegnungszone bleibt bestehen.
• Bitte nicht nur der Querung Algisserstrasse, sondern auch den Querungen Speicherstrasse und Staubeggstrasse grosse Beachtung schenken, insbesondere auch für Velofahrende. Bei der Querung Staubeggstrasse ist die Übersichtlichkeit ein grosses Thema. Gegenüber vor zehn Jahren ist diese schon mit Massnahmen verbessert worden. Für ungeübte Velofahrende, die stadtauswärts unterwegs sind, ist die Übersichtlichkeit dort aber trotz des montierten Spiegels immer noch nicht ganz optimal. Tempo 30 wird hoffentlich mithelfen, die Sicherheit zu erhöhen.
=> Begründung: Gestaltung der Strassenräume; Die Strassen und deren Strassenräume sind bezüglich deren Ausgestaltung auf die verschiedenen Ansprüche hin zu prüfen und die entsprechende machbare Umsetzung zu entwickeln. Dabei spielen Funktionstauglichkeit, Sicherheit, Aufenthaltsqualität und Finanzierbarkeit gewichtige Rollen.