Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 06.03.2024

«Unsere Gemeinde ist eine Sonnenterrasse mit traumhafter Weitsicht»

Interview mit Ulrich Marti, Gemeindepräsident von Herdern

 

 

Welche besonders schönen Ereignisse möchten Sie mit uns teilen? 


2023 durften wir einen besonderen Anlass gestalten, um all denjenigen ein persönliches Dankeschön auszusprechen, die unsere Gemeinde aktiv mitgestalten. Die Wertschätzung dieses Festes war sehr schön, so dass wir den Event in diesem Jahr explizit für unsere Vereine durchführen. Sie unterstützen uns und legen das Fundament für das gesellschaftliche Leben, was es unbedingt zu erhalten gilt. Ein weiteres Highlight waren die beiden Wanderungen mit Grillplausch im Rahmen unseres 25- Jahr-Jubiläums. Auch unser Grümpelturnier sowie das Herbstfest und der Weihnachtsmarkt im Schlosshof Herdern sind immer schön und überregional bekannt.


 


Welches sind Ihre grössten Herausforderungen als Gemeindepräsident im Hinblick auf die aktuelle Wirtschaftslage?


Wirtschaftliche Auswirkungen spüren wir erst später, da wir – ausser dem Schloss Herdern – keine signifikanten Arbeitgeber in der Gemeinde haben. Wir werden nun sehen, wie sich das Steueraufkommen in den kommenden Jahren entwickelt. Wirtschaftliche Herausforderungen sind eine Chance. Wie werden wir besser? Sind wir auf dem richtigen Weg? Demnächst startet unser Ortsdurchfahrtsprojekt mit Erneuerung der Kantonsstrassen. Hier werden wir die wirtschaftlichen Veränderungen sicherlich deutlicher spüren, doch sie sind stemmbar und schaffen wertvolles Synergiepotenzial. Eine zusätzliche Herausforderung sehe ich in der Erhaltung der Vereinsstrukturen und der Integration unserer Neuzuzüger. Es braucht das Miteinander, damit wir ein Fundament bilden können, um unser Gemeinschaftswohl zu stärken.


 


Was fasziniert Sie an Ihrer Arbeit als Gemeindepräsident?


Seit 2015 bin ich nun im Amt und noch immer fasziniert mich die Nähe zum Menschen sowie die Vielfalt; die Konfrontation mit Alltagsproblemen bis hin zu strategischen Komplexitäten. Es gilt, die Menschen mit auf die Reise zu nehmen, früh und offen zu kommunizieren und zu erklären. Wir sind mit einem grossen Vertrauensbonus in der Bevölkerung beschenkt, dafür sind wir sehr dankbar. Kritiker gibt es natürlich immer, diese können jedoch eine bereichernde Perspektive sein.


 


Haben sich Ihre ursprünglichen Ziele und Wertvorstellungen seit Beginn Ihrer politischen Karriere verändert? 


Ein Verbiegen seiner selbst bringt nichts, die Authentizität zählt. Ich konnte all die Jahre mich selbst bleiben und mich trotzdem weiterentwickeln.


Kompromisse und offene Gespräche gehören für mich in einem Gremium dazu. Ebenso, sich immer wieder selbst zu hinterfragen und den Spiegel vor Augen zu führen. Ich habe Geduld gelernt; manchmal gilt es, auf dem Weg auch Kurven zu nehmen, Fehler einzugestehen und nicht starr durch die Strassen zu ziehen.


 


Was mögen Sie besonders an Ihrer Gemeinde?


Unsere wunderschöne Lage ist einmalig und ich schätze dies auch als Bauer mit eigenem Landwirtschaftsbetrieb. Unsere Gemeinde ist eine Sonnenterrasse mit traumhafter Weitsicht. In wenigen Minuten ist man mitten in der vielfältigen Natur- und Kulturlandschaft. Ausserdem gefällt mir die Offenheit, das persönliche Gespräch und die wohlwollende, konstruktive Kooperation.


 


Sie schwärmen von der vielfältigen Kulturlandschaft Ihrer Gemeinde. Welche konkreten Beispiele können Sie uns dazu nennen? 


Erst einmal natürlich das Schloss Herdern. Weiter der Aussichtspunkt Berghof sowie die beiden Panoramatafeln; eine beim Schloss Herdern und eine auf der «Luegi» bei Lanzenneunforn. Hinzu kommen die gemütlichen Grillplätze im ganzen Gebiet. Doch am besten überzeugen Sie sich selbst und kommen auf einen Besuch vorbei.


 


Erläutern Sie uns Ihre Aussage der «optimalen Mischung von Wohnformen» in Ihrer Gemeinde genauer? 


Wir kommen ursprünglich aus der Bauerndörflichkeit. Später entwickelten sich die Quartiere der Einfamilienhäuser. Im Rahmen des verdichteten Bauens setzen wir nun zusätzlich auf Stockwerkeigentum und Terrassensiedlungen – ein Wohnen auf einem Boden. So können unsere Bewohnerinnen und Bewohner auch im hohen Alter in Herdern bleiben und ihren Lebensabend geniessen.


Worin liegt Ihre persönliche Faszination am Wahrzeichen Ihrer Gemeinde, dem Schloss Herdern? 


Die 125 Jahre alte Institution übernimmt eine wichtige soziale Aufgabe und ist mit rund 80 Arbeitsplätzen der grösste Arbeitgeber unserer Gemeinde. Dank dem Schloss Herdern haben wir überhaupt einen eigenen Einkaufsladen, eine Käserei und Bioenergie. Die Symbiose ist sehr positiv und wir pflegen eine wertvolle Beziehung, kulturell wie auch im Dienstleistungsbereich.


Vielen Dank für das Interview. Sarah Utzinger