Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 14.02.2024

Interview mit Peter Maag, Gemeindepräsident von Hüttlingen

«Wir freuen uns über das grosse Interesse an unserem Gemeinwesen»

 

 

Welche besonders schönen Ereignisse und Momente Ihrer Gemeinde möchten Sie mit unseren Lesern teilen? 


Unsere Berchtolds-Gemeindeversammlung zu Beginn des Jahres hat Tradition. Sehr erfreulich war die hohe Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Von den rund 600 Stimmberechtigten waren 200 anwesend. Wir freuen uns über dieses grosse Interesse an unserem Gemeinwesen. Selbstverständlich fehlen auch bei uns kritische Voten nicht. Es handelt sich aber stets um konstruktive Kritik, die Grundstimmung bleibt positiv.


 



Welches sind Ihre grössten Herausforderungen als Gemeindepräsident im Hinblick auf die aktuelle Wirtschaftslage?


Was wir stark wahrnehmen, ist die Teuerung. Unsere Kosten steigen in fast allen Bereichen. Hingegen spüren wir konjunkturelle Verwerfungen im Gemeindehaushalt nur bedingt, da der Anteil der juristischen Personen bei den Steuereinnahmen niedrig ist. Auf unsere Gemeinde bezogen ist die Baukonjunktur gegenwärtig sehr rege und was mir generell Sorgen bereitet, ist die Frankenstärke. Die kontinuierliche Aufwertung des Frankens, gepaart mit rezessiven Tendenzen insbesondere in Deutschland, belastet die Schweizer Industrie erheblich.


 



Wie sehen Sie die Entwicklung Ihrer Gemeinde in den kommenden vier Jahren?


Erlauben Sie mir zuerst eine Rückblende: Während der ersten helvetischen Volkszählung um 1798 zählte Hüttlingen 600 Einwohnerinnen und Einwohner. Aktuell sind es rund 900. Im Laufe von mehr als 200 Jahren ist die Bevölkerung somit um 50 Prozent gewachsen. In der Nachbargemeinde Felben-Wellhausen hat sie sich in der gleichen Zeitspanne fast verzehnfacht, gesamtkantonal vervierfacht. Wir hatten demnach ein sehr langsames Bevölkerungswachstum. Aktuell gibt es mehrere grössere Bauprojekte, so dass die Bevölkerungszahl in den kommenden vier Jahren die 1000er-Marke erreichen kann.


 



Was fasziniert Sie an Ihrer Arbeit als Gemeindepräsident?


Wer in einer Behörde mitarbeitet, ist näher am Geschehen. Die Arbeit als Gemeindepräsident ist vielfältig. Die Zusammenarbeit im Gemeinderat und mit der Verwaltung funktioniert sehr gut. Dass ich das Amt zudem mit einem kleinen Pensum ausüben kann, kommt mir entgegen.


 



Haben sich Ihre ursprünglichen Ziele und Wertvorstellungen seit Beginn Ihrer politischen Karriere verändert? 


Meine politische Karriere als Gemeindepräsident ist nach gut zweieinhalb Jahren noch jung. Ich stelle aber mit Besorgnis fest, dass immer mehr von Bern und Frauenfeld geregelt wird. Die Zentralisierung schreitet rasch voran, die Gemeindeautonomie schwindet. Wir brauchen in der Schweiz eine Renaissance des Föderalismus.


 



Was mögen Sie besonders an Ihrer 
Gemeinde?


Unsere ländliche und ruhige Gemeinde mit ihren vier Dörfern hat eine überschaubare Grösse. Wir sind ans S-Bahn-Netz angeschlossen und verfügen mit der Autobahn A7 über eine Umfahrung. Die Naherholungsgebiete entlang der Thur oder in den Wäldern am Wellenberg liegen vor der Haustüre. Weiter haben wir glücklicherweise sehr aktive Vereine, die zum Zusammenhalt beitragen.


 



Verraten Sie uns Ihren Geheimtipp für das «lauschigste Plätzchen» Ihrer Gemeinde?


Lauschige Plätzchen gibt es in allen vier Dörfern – in Eschikofen, Harenwilen, Hüttlingen und Mettendorf. Wer «Lauschigkeit» und Aussicht verbinden möchte, begibt sich zum so genannten «Berger Blick» im Gebiet Honegg oberhalb von Mettendorf.


 



Danke für das Interview.   Sarah Utzinger