Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 24.01.2024

Interview mit Reto Frehner, Gemeindepräsident von Neunforn

«Wir setzen auf den persönlichen Dialog von Angesicht zu Angesicht»

 

 

Was mögen Sie besonders an Ihrer Gemeinde?


Unsere «Nüüfener-Feste» sind einzigartig. Ein herausragendes Beispiel ist unter anderem das «Rebhüslifest» im Rebberg Niederneunforn, das am 28. Juli erneut stattfinden wird. Auch die traditionelle «Osterhäsli-Party», die Abendunterhaltungen der turnenden Vereine und des Männerchors, das Bölle-Tünnä- Fest und der Weihnachtsmarkt sind einige der Highlights. Zudem findet heuer Ende April eine grosse Feier zum 150-Jahr-Jubiläum der beiden Feldschützengesellschaften statt.


Der Zusammenhalt unserer Gemeinde ist beeindruckend. Es freut mich, dass Traditionen noch so intensiv gelebt werden. Dabei steht die Freude am Einfachen im Vordergrund. Ebenso mag ich das persönliche, aktive Vereinsleben und nicht zu vergessen, unsere einmalige Lage mit ihrer wunderschönen Weitsicht.


 


Was fasziniert Sie an Ihrer Arbeit als Gemeindepräsident?


Aufgrund unserer überschaubaren Grösse schätze ich die Nähe zur Bevölkerung und den persönlichen Dialog von Angesicht zu Angesicht. Die Bürgerinnen und Bürger sollen sich verstanden und wahrgenommen fühlen.


Eine weitere Faszination meines Amtes besteht darin, einen bereichernden Beitrag für die Gemeinde leisten zu dürfen, in der ich aufgewachsen bin. Ich sehe mich als normalen Bürger, keineswegs als «Oberhaupt» und möchte ein wertschätzendes Miteinander ermöglichen.


 


Welche politischen Wertvorstellungen sind Ihnen besonders wichtig?


Ich wurde wohl als Präsident gewählt, weil die Menschen mich hier persönlich kennen und wissen, dass ich authentisch bin. Offenheit, Transparenz und Toleranz sind mir dabei sehr wichtig. Unterschiedliche Meinungen gilt es zu respektieren, da sie die Vielfalt der Bevölkerung widerspiegeln. Es ist entscheidend, Fakten anzuerkennen und weniger zu werten. Manchmal ist ein Schritt zurück mehr wert als ein unüberlegter Schritt nach vorne.



Welches sind Ihre grössten Herausforderungen als Gemeindepräsident im Hinblick auf die aktuelle Wirtschaftslage?


Auch wir sehen uns mit steigenden Kosten konfrontiert. Diese Teuerung ist zweifellos eine Herausforderung, der wir uns als Gemeinde stellen müssen. Unser Fokus liegt darin, die Kosten, die wir selbst steuern können, wohlüberlegt einzusetzen, sorgfältig zu überwachen und wo möglich zu sparen. In dieser Hinsicht hat mein Vorgänger Benjamin Gentsch viel wertvolle Vorarbeit geleistet, die wir zu schätzen wissen und weiterführen wollen. Ausserdem legen wir großen Wert darauf, die Arbeitsplätze in unserem Dorf zu erhalten und die lokalen Unternehmen zu unterstützen. Wir verfolgen eine vorausschauende Finanzpolitik. Es ist wichtig, Investitionen realistisch anzugehen und gleichmässig zu verteilen.



Wie sehen Sie die Entwicklung Ihrer Gemeinde in den kommenden vier Jahren? 


Ein aktuelles Beispiel ist der Bau unseres neuen Wasserversorgungsreservoirs. Der Startschuss ist gefallen und wir hoffen, das Projekt bis Ende des Jahres fertiggestellt zu haben.


Unser altehrwürdiges, 100-jähriges Reservoir war Teil der Grundversorgung und musste dringend erneuert werden. Ausserdem beherbergt unsere Gemeinde einige renovationsbedürftige Häuser, welche unter Denkmalschutz stehen. Dabei gilt es die Wünsche und Ideen der Eigentümer, die gesetzlichen Grundlagen der Denkmalpflege, des Heimatschutzes und unseres Baureglements unter einen Hut zu bringen. Wir setzen auf den zielorientierten Dialog mit sämtlichen Parteien.


Sie bieten Ihrer Gemeinde den monatlichen «Gemeindestammtisch Neunforn» zum persönlichen gemeinsamen Austausch an. Welche Bereicherungen haben sich dabei für Ihre Gemeinde ergeben?  


Unser Gemeindestammtisch ist eine grossartige Entwicklung, die zeigt, wie wichtig es ist, Raum für offene Diskussionen zu schaffen, die Gemeindebeteiligung zu stärken und die Bedürfnisse der Bevölkerung verstehen zu können. Die Vielfalt und Durchmischung der Teilnehmer machen die Gespräche besonders spannend. Die Tatsache, dass einige Bürger auch einfach zum Zuhören kommen, unterstreicht den Wert des Stammtisches als Informationsquelle und Ort des Austauschs.


Vielen Dank für das Interview.


Sarah Utzinger