Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 14.12.2022

Stefan Küng hat die Heim-WM im Blick

Der Frauenfelder Radprofi Stefan Küng (29) plant in seiner bevorzugten Disziplin Zeitfahren weitsichtig. Und hat nun Pflichten als junger Familienvater.

 

 

Eigentlich hätte es sein Jahr werden können. Privat und sportlich. Stefan Küng hat nämlich seine Céline geheiratet und gleich nach der Rückkehr von der Tour de Suisse kam Sohn Noé auf die Welt. Doch sportlich standen ihm an der Europa- und der Weltmeisterschaft im Zeitfahren zwei Konkurrenten vor der Nase. An der EM war das der Felbener Stefan Bissegger und an der WM der Norweger Tobias Foss. Trotzdem darf der Frauenfelder sagen: «Von 60 Rennen bin ich 30 Mal in den Top-Ten gelandet. Und ich weiss sehr genau, was es für Anstrengungen braucht, um dahin zu kommen». Als Ergänzung dazu hält der Mixed-Team-Weltmeister aber fest: «Wir alle werden an einem Sieg gemessen, darum darf ich mit zweimal Silber nicht zufrieden sein».
Der am 16. November 29 Jahre alt gewordene Küng will aber vorwärts schauen und sagt schalkhaft: «Wenn es auch nächstes Jahr wieder nur zu Silbermedaillen reichen sollte, kann ich das im Notfall nochmals verkraften. Wenn ich dafür an der Heim-Weltmeisterschaft im September 2024 in Zürich und an den Olympischen Spielen in Paris zuoberst auf dem ominösen Treppchen stehe. Ja, dann wiegt das alle vorherigen Ehrenplätze auf». Nach 1923, 1929 und 1946 findet die Rad-WM nun also zum dritten Male in der Schweiz statt.

Ärger am Hochzeitstag
Schon seit 2019 fährt Stefan Küng für die französische Equipe von Groupama. Doch dann bahnte sich diesen Sommer für den Dritten von Paris – Roubaix und erstaunlichen Gesamtfünften an der bergigen Tour de Suisse plötzlich der Abschied an: «Just am Tag meiner Hochzeit bekam ich die Meldung, dass mein Vertrag nicht automatisch verlängert wird. Aus diesem Grunde habe ich mit anderen Teams verhandelt. Allerdings gab es dann intensive Gespräche mit den Franzosen und ein neuer Vertrag läuft jetzt sogar bis 2025».
Allerdings will die Nummer neun der Welt, dass für ihn (193 Zentimeter gross und 83 Kilogramm schwer) das Zeitfahr-Velo unbedingt noch etwas «verfeinert» werden muss.

Erinnerungen an früher
Als Küng nach der Schweizer Landes-Rundfahrt nach Hause kam, setzten bei seiner Ehefrau Céline schon bald die Wehen ein. Doch das erste Kind liess sich noch etwas Zeit, bis es auf die Welt kam. Mittlerweile ist der Sohn bereits sechs Monate alt und der stolze Vater stellt bei ihm etliche Anzeichen fest, die ihn an sich selber erinnern. Er muss schmunzeln und erzählt strahlend: «Noé ist genau wie ich. Wenn er auf dem Bauch liegt und strampelt, aber nicht vorwärts kommt, dann wird er rasch hässig. Ich wollte früher auch immer mit dem Kopf durch die Wand».
Nach einem Monat Ferien mit einem Camping-Bus in den USA, ist Stefan Küng im November neu mit Schnauz in die Schweiz zurück gekehrt. Das junge Familienleben des Radprofis hat allerdings bereits die Team-Präsentation am 9. Dezember in Paris hinter sich. Und sogleich ging es danach für zehn Tage ins erste Trainingslager nach Spanien. Ruedi Stettler