Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 14.07.2022

Einmalige Chancen zur «Wärmewende»

40 Millionen für den Ausbau der Fernwärme

Der Gesamtstadtrat zeigte am Montagmorgen, welche Möglichkeiten er in Sachen Fernwärme in Frauenfeld jetzt nutzen will und warum es sich um einmalige Chancen handelt. Mit den beiden Projekten im Westen Frauenfelds und in der Altstadt soll ein wichtiger Schritt in Sachen Energiewende gemacht werden. Im
September kommen die Vorlagen vors Volk.

 

 

Der Stadtrat signalisiert Einigkeit und stellt sich hinter die Aussage: Wenn man das Frauenfelder Energiesystem nachhaltiger, unabhängiger vom Ausland und diversifizierter machen möchte, ist die Nutzung von Abwärme als Fernwärme ein Teil davon. «Das Stadtparlament und der Stadtrat verfolgen eine zielstrebige Energiepolitik», sagte Stadtpräsident Anders Stokholm am Montag vor den Medien. «Der konsequente Ausbau der Fernwärmeversorgung ist ein Gebot der Stunde». Stadträtin Elsbeth Aepli Stettler ergänzte: «Um unsere Unabhängigkeit zu fördern, braucht es jetzt Veränderungen, mehrgleisiges Denken und verschiedene Energiesysteme».

Um 20 Prozent verringern
Heute wird in Frauenfeld mit über 90 Prozent fossilen Wärmeträgern geheizt. «Bis 2050 ist Netto 0 das Ziel, das ist bekannt», sagte Stadtrat Fabrizio Hugentobler. Bis ins Jahr 2030 soll der Umstieg von Gas und Heizöl auf die umweltschonenden Energieträger Holz und Öko-Strom erfolgen und damit rund 20 Prozent der fossilen Energieträger im städtischen Wärmemarkt ersetzen. Dies soll mit den beiden Projekten im Westen der Stadt sowie in der Altstadt geschehen. Am 25. September kommen dafür die beiden Kreditanträge über 30,1 Mio. Franken für die Realisierung der Fernwärme West und über 9,9 Mio. Franken für die Realisierung der Fernwärme Altstadt vors Volk. «Die Zustimmung braucht es jetzt, denn es ergeben sich jetzt zwei einmalige Chancen, die es zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr gibt», so Fabrizio Hugentobler.

Neubau und ARA
Er sprach damit einerseits den Ergänzungsbau des Regierungsgebäudes an, wo zeitgleich mit dem Bau im Keller entsprechende Infrastruktur gebaut werden soll, um die Altstadt an den Wärmering der ARA anzuschliessen. «Die ARA hat noch genügend Kapazitäten. Denn man hat von Beginn weg für die Möglichkeit von weiteren Anschlüssen gesorgt», sagte Stadtrat Andreas Elliker. Auch die Badi wird an die ARA angeschlossen werden. Die zweite Chance ergebe sich im Westen der Stadt, wo der Kanton im kommenden Jahr die Sanierung der Schaffhauserstrasse plant. Dort – und auch in Zukunft – will man Synergien mit weiteren Tiefbauprojekten nutzen.

Über 11 Kilometer Leitungen
Im Westen soll mit der Abwärme des Holzheizkraftwerks geheizt werden. Verlegt werden sollen im Gebiet zwischen Sportanlage Kleine Allmend und Zürcherstrasse rund zehn Kilometer neue Leitungen. «Ziel ist es, eine Anschlussdichte von 60 Prozent zu erreichen. Das sind etwa 400 Liegenschaften, also gut 4000 Wohneinheiten», sagte Fabrizio Hugentobler. Im Bereich der Altstadt sollen ebenfalls 1,2 Kilometer Leitungen verlegt werden. Zudem wird die Möglichkeit geschaffen, in einem zweiten Schritt auch die Vorstadt zu erschliessen.

Michael Anderegg


Finanzierung durch Eigenmittel
Die beiden Fernwärmeprojekte markieren Meilensteine bei der Entlastung der Umwelt und setzen die hohen Erwartungen von Politik und Gesellschaft in die Tat um. Thurplus finanziert die geplanten Fernwärmeprojekte aus eigenen Mitteln, Steuermittel werden dafür keine verwendet. «Wenn Frauenfeld bis 2040 die fossilen Brennstoffe um die Hälfte verringern und bis 2050 den Ausstoss der CO2-Emissionen auf ‘Netto-Null’ senken will, sind dazu namhafte Investitionen in Infrastruktur, Technik und Personal nötig», sagte Stadträtin Barbara Dätwyler Weber. Fabrizio Hugentobler blickte voraus: «Die Fernwärmeprojekte bilden Mosaiksteine in der Förderung von erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz. Diese Investitionen sind ein Beitrag an eine unabhängigere, ökologische und diversifizierte Zukunft der Wärmeerzeugung».
(mra)