Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 08.06.2022

Mit Gesten Deutsch lernen

Freie Schule Frauenfeld bietet kostenlose Deutschkurse

Im Schatten von eher trägen staatlichen Strukturen wird den Flüchtlingen aus der Ukraine in Frauenfeld unbürokratisch und auf kürzestem Weg der Zugang zur hiesigen Sprache ermöglicht. Durch den Verein Freie Schule Frauenfeld (FSF), ehemals Autonome Schule Frauenfeld.

 

 

Der Besuch des Sprachkurses in den Räumlichkeiten an der Rheinstrasse 14 gegenüber der Thurgauer Kantonalbank ist ebenso eindrücklich wie ungewöhnlich. Denn den Kursteilnehmern aus der Ukraine wird durch die beiden ehemaligen Lehrer Hansjörg Enz und Ruedi Schweizer mit Gesten, Zeichnungen und Bildern mitgeteilt, was mit einem Wort gemeint ist. Auf den ersten Blick etwas hemdsärmlig zwar, aber durchaus wirkungsvoll – wie das Lächeln der Anwesenden verrät. Denn postwendend nehmen sie verbal den Ball auf und geben eine Antwort – und es funktioniert.

Grosses Interesse
Mittlerweile sind es über 70 Ukrainerinnen und Ukrainer, die beim Verein Freie Schule Frauenfeld ihre Gehversuche in der deutschen Sprache unternehmen möchten. Damit würden die Kapazitäten der Freien Schule Frauenfeld allerdings bei weitem überschritten. Die FSF und ein ganzes Team von weiteren Kursleiterinnen und Kursleitern führt deshalb zusätzlich zu den regulären Kursen sechs Kurse mit je rund zehn Ukrainerinnen und Ukrainern durch. Die Vertreter der Freien Schule Frauenfeld geben denn auch ihrer Hoffnung Ausdruck, wonach die Politik in dieser Sache ebenfalls Verantwortung übernimmt. Denn jene Seite sorgt zwar für Unterkunft und Essen der Flüchtlinge, für die Bildung aber nicht. Hansjörg Enz: «Erfreulicherweise leistet die Stadt einen finanziellen Beitrag an unsere Material- und Mietkosten.» Die Freie Schule unterrichtet in den Räumlichkeiten des KAFF (Verein Kulturarbeit für Frauenfeld).

Eine Herzensangelegenheit
Für Hansjörg Enz, Ruedi Schweizer und alle weiteren Kursleiterinnen und Kursleiter ist das Engagement eine Herzensangelegenheit. Sie wollen einen Beitrag leisten an einen schnellen Zugang zur hiesigen Sprache. Aber auch der Ursprung des Aufenthalts der Ukrainerinnen und Ukrainer hier in Frauenfeld macht die beiden Lehrer betroffen. Beide wollen ihr Engagement zur Förderung des einfachen Zugangs zur deutschen Sprache nicht als politisch motivierte Aktion verstanden wissen – sondern eben als Beitrag an die Integration. Von Menschen, die auf ein Ende des Krieges und die Rückkehr nach Hause hoffen.

Andreas Anderegg

 

 

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