Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 09.03.2022

«Ich bin überzeugt, dass es zielführender wäre, miteinander konstruktive und faire Lösungen zu erarbeiten»

Interview mit Ulrich Marti, Gemeindepräsident von Herdern

 

 

Welches sind in den nächsten Monaten Ihre drei Prioritäten als Gemeindepräsident und warum?
Zuallererst ist es an uns allen gemeinsam, wieder dafür besorgt zu sein, ein gesellschaftliches Miteinander nach Corona zu gestalten und zu leben. Wir möchten gerne mittels unseren Gemeindeveranstaltungen eine Plattform anbieten, welche für unsere Einwohnerinnen und Einwohner den direkten Austausch und den Zusammenhalt untereinander erneut anstösst und fördert. Im Weiteren werden wir in den kommenden Monaten alle angrenzenden Gemeinden zum persönlichen Austausch treffen. Zielsetzung ist es miteinander eine Standortbestimmung vorzunehmen und mögliche gemeinsame Handlungsfelder zu identifizieren. Im Weiteren beschäftigen uns die Projektierung und Planung unserer Hauptverkehrsachsen. Eine erfüllende Aufgabe, geht es doch um die Gestaltung unseres Strassenraumes für die nächsten zirka 30 Jahre, welche das Strassenbild nachhaltig prägen und verändern wird.

Wenn Sie in Bezug auf Ihre Gemeinde einen Wunsch frei hätten, welcher wäre das?
Dass wir vom vier Kilometer «Strassengeschenk» des Kantons verschont bleiben. Ich bin immer wieder erstaunt, wie im Rahmen von Vernehmlassungsverfahren von Seiten Kanton zwar die Meinung von uns Gemeinden zu wichtigen Themen abgeholt wird, aber im Anschluss nur wenig bis gar nichts in einer überarbeiteten Vernehmlassungsvorlage erscheint. Ich bin überzeugt, dass es allseitig viel hilfreicher und zielführender wäre, miteinander konstruktive und vor allem faire Lösungen zu erarbeiten, als einseitig einem Partner einfach etwas vor den Latz zu knallen.

In welchem Bereich soll Ihre Gemeinde in den nächsten Jahren noch wachsen/zulegen und in welchem nicht?
Das Gemeinschaftliche, das Miteinander und Füreinander da sein, dieser Punkt darf ohne weiteres wachsen. Im Gegenzug darf sich der allgemein grassierende gesellschaftliche Egoismus ohne weiteres auf den Abschiedspfad begeben. Mit der Realisierung grösserer Überbauungen und generell der Tendenz zur inneren Verdichtung wird die Anzahl unserer Einwohnerinnen und Einwohner weiter zunehmen. Diese sind uns alle herzlich willkommen!

Welches ist das wichtigste Projekt in diesem Jahr für Ihre Gemeinde?
Die Ortsdurchfahrt in Lanzenneunforn wird inklusive aller Werkmedien vollumfänglich saniert. Der Kredit dafür wurde vom Souverän bereits genehmigt. Nun sind die Projektverfasser am Zug, so, dass wir voraussichtlich frühestens im Herbst dieses Jahrs mit der Ausführung beginnen können.

Welches ist für Sie der schönste Platz in Ihrer Gemeinde und warum?
Unsere ganze Gemeinde ist ein überaus privilegierter Ort, wenn es um Themen der Naherholung aber auch die Sonnenterrasse mit Weitsicht geht. Ich persönlich geniesse es jeweils sehr, wenn ich bei mir zu Hause in meiner zweiten Arbeitstätigkeit als Landwirt den uneingeschränkten Ausblick auf das Alpenpanorama von Ost nach West geniessen darf. Absolut empfehlenswert und öffentlich zugänglich mit einer wunderbaren Atmosphäre sind die Luegi in Lanzenneunforn, sowie der Berghof und der Aussichtspunkt unterhalb des Schlosses in Herdern.

Was bringt Sie in Ihrem Amt auf die Palme und was sind Ihre Aufsteller in der Gemeinde?
Ich bin froh, dass die Palmen, beziehungsweise die Rahmenbedingungen für das Palmenwachstum in unseren Gefilden dünn gesät sind. Es erstaunt mich jedoch immer wieder, wie Einzelpersonen ihre eigenen Bedürfnisse über dasjenige des Gemeinwohls stellen bis hin zur Idee, dass doch die Allgemeinheit für den eigenen Vorteil aufkommen solle. Diese Haltung ist für mich auch nach Jahren in diesem Amt nicht nachvollziehbar und stimmt mich nachdenklich. Erfreulich sind die Begegnungen mit Menschen, welche innerhalb des Gemeinwesens ohne grosses Aufheben anpacken und eine Aufgabe zum Wohle aller lösen.

Vielen Dank für das Interview.


Michael Anderegg