Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 09.03.2022

Massiv teurer als bewilligt

650 000-Franken-Zusatzkredit für Neubau der Tierkörpersammelstelle

Der vom Gemeinderat am 18. November 2020 genehmigte Neubau der Tierkörpersammelstelle wird erheblich teurer als bewilligt. Statt den 1,2 Mio. Franken kostet der Neubau bei der ARA Grosse Allmend total 1,85 Mio. Franken.

 

 

Demnächst wird der Gemeinderat über den Zusatzkredit im Umfang von 650 000 Franken für den Neubau der Tierkörpersammelstelle bei der Abwasserreinigungsanlage des Abwasserverbandes Region Frauenfeld befinden. Zwar ist ein Antrag auf einen Zusatzkredit nichts Aussergewöhnliches, dennoch dürfte manch ein Mitglied des Gemeinderats beim Durchlesen der Botschaft gestaunt haben.

Einstimmige Unterstützung
Schliesslich hatte der Rat den Neubau der Tierkörpersammelstelle für
1,2 Millionen Franken im November 2020 aufgrund einer umfangreichen, 16 Seiten umfassenden Botschaft einstimmig unterstützt. Darin war die gesamte Vorgeschichte inklusive Grobkostenschätzung aufgelistet. Dem gegenüber heisst es in der nun ergangenen Botschaft für den Zusatzkredit: «Während der Projektierung im Sommer 2021 des Neubaus Tierkörpersammelstelle wurde festgestellt, dass die beantragten Kosten aus der Botschaft Nr. 16 nicht ausreichen.»
Wie ist das zu deuten? Hat der Gemeinderat somit eine Botschaft behandelt, die lediglich auf Annahmen basierte und gar nicht auf einem konkreten Projekt? Dies hört sich ziemlich seltsam an, schliesslich hatte damals Stefan Leuthold (GLP) von einer «innovativen Lösung» gesprochen, derweil beispielsweise die FDP zum Projekt gemäss Michael Lerch einstimmig Ja sagte. Trotz positiver Aufnahme des Vorhabens ist bis jetzt, fast eineinhalb Jahre später, vor Ort allerdings nichts passiert. Dort sieht alles noch aus wie gehabt.

Fehler in Grobkostenschätzung
Wie es in der Botschaft für den Zusatzkredit weiter heisst, ist bei der Zusammenstellung der Grobkostenschätzung ein Fehler unterlaufen. Das Amt für Hochbau und Stadtplanung habe versucht, «bei knappen personellen Ressourcen und grossem Arbeitsanfall eine Projektstudie mit Kostenschätzung für die Tierkörpersammelstelle zu erstellen. Dadurch sollte der drohende Ausfall der Anlage und in der Folge teure Provisorien verhindert werden.» Es sei dem Amt für Hochbau und Stadtplanung wichtig, mit einer ausführlichen Herleitung zum Projektstand den Gemeinderat umfassend zu informieren.
Der Stadtrat seinerseits bedauert, dass der Fehler nicht früher festgestellt wurde. Durch Prozessoptimierungen sollen solche Fehler in Zukunft vermieden werden. Hinzu komme, «dass sich die Technik der Wärmespeicherung mittels Eisspeicher nicht etabliert habe und eine neue Lösung gesucht werden musste». Alles also ganz nach dem Motto: Gut Ding will Weile haben.

Andreas Anderegg