Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 18.08.2021

Wenigstens einmal den mittleren Podest-Platz einnehmen

An den Paralympics in Tokio gehören beim 20-köpfigen Schweizer Team auch Marcel Hug (Pfyn) und Catherine Debrunner (Mettendorf) zu den Medaillenanwärtern.

 

 

Wegen der Corona-Pandemie beginnen die Paralympics in Tokio mit einem Jahr Verspätung am 24. August und ohne Zuschauer. 13 Athletinnen und sieben Athleten aus der Schweiz sind in Japan dabei. Für Delegations-Chef Roger Getzmann sind sechs Medaillen realistisch. 2016 in Rio gab es fünf, 2012 in London sogar 13.
Für den Rollstuhl-Leichtathleten Marcel Hug ist es bereits die fünfte Teilnahme an diesem Grossanlass. Aber schon bei der Kleiderabgabe 42 Tage vor dem Start meinte der 35-Jährige: «Eigentlich wollte ich cool bleiben, aber es kribbelt bereits jetzt». Der nun in der Zentralschweiz wohnhafte Pfyner hat bei Paralympics bereits zahlreiche Medaillen erobert. In Rio de Janeiro waren es vor fünf Jahren zweimal Gold (800 Meter/Marathon) und zweimal Silber.

Hug mit neuem Rennstuhl
Dass Marcel Hug überhaupt nichts dem Zufall überlässt, ist schon lange klar. In Tokio geht er mit einem nagelneuen Rennstuhl an den Start: «Es hat enorm Spass gemacht, mit verschiedenen Beteiligten dieses Projekt zu verwirklichen. Ich danke der ETH Zürich, Orthotec, Sauber, Swiss Side und der Schweizer Paraplegiker Stiftung, dass dieses Exemplar Wirklichkeit wurde».
Mit Medaillen an WM, EM und Paralympics gehört der am 16. Januar 1986 geborene Hug längst zu den Routiniers in der helvetischen Equipe. Wegen seines silbernen Helmes wird er in der Szene «Swiss Silver Bullet» genannt. Warum ist sein Kopfschutz ob soviel gewonnenem Gold immer noch silbrig? «Das ist so und das wird auch so bleiben». Der Thurgauer ist ein Vielstarter über 800, 1500, 5000 und 10 000 Meter sowie im Marathon. Als Zielvorgabe nennt er: «Hoffentlich einmal den Platz in der Mitte des Podestes belegen».

Debrunners gute Vorgabe
Mit aussichtsreichen Chancen geht auch Catherine Debrunner an diese heikle Aufgabe heran. Die Mettendorferin wohnt jetzt aus beruflichen Gründen in Geuensee, ist Primarlehrerin und Spitzensportlerin. Ihre besten Disziplinen sind 400, 800 und 1500 Meter. Schon in jungen Jahren sorgte die jetzt 26-Jährige für viel Aufsehen. Legte dann eine Pause ein, um sich voll auf ihre Ausbildung an der Pädagogischen Hochschule konzentrieren zu können.
Das mit ihrem Traumberuf Lehrerin hat mit dem Abschluss 2018 perfekt geklappt. Catherine Debrunner bewies an der Weltmeisterschaft in Dubai 2019, dass sie immer noch, oder schon wieder, zu den Besten der Welt gehört. Sie holte den Titel über 400 Meter und wurde Zweite über 800 Meter. Und dann kam bald die Corona-Pandemie und alles stand nicht nur wettkampfmässig still. In diesem Jahr bestätigte sie ihre Leistungen mit gleich dreimal Gold über 100, 400 und 800 Meter an der EM in Polen. Bei «Weltklasse am See» in Arbon stellte sie über 800 Meter sogar einen neuen Europarekord auf.
Jetzt hofft die Thurgauerin, «dass in Tokio in bester Verfassung einiges möglich ist». Debrunner und Hug werden von Paul Odermatt in Nottwil betreut. Beide möchten natürlich im Land der aufgehenden Sonne wieder für Furore sorgen.

Ruedi Stettler