Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 19.05.2021

Thurplus strebt klimafreundliche Wärmeversorgung an

Energiestrategie 2050 fest im Blick

Als «Energiestadt Gold» fördert die Stadt Frauenfeld den nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen und die Nutzung erneuerbarer Energien. Ein wesentlicher Aspekt für die Zukunft ist hierbei der Ausbau und die Verdichtung der städtischen Wärmeringe sowie die Entwicklung klimafreundlicher Wärmeversorgungen und -Verbunde durch Thurplus. Das Konzept wurde am Montag vorgestellt.

 

 

Thurplus startet mit dem neuen Wärme-Kälte-Konzept für Frauenfeld in die Mission, die Bevölkerung bis 2050 mit CO2-neutraler und erneuerbarer Energie zu versorgen. «Für die meisten ist das Jahr 2050 noch weit weg, aber nicht für alle», sagte Stadtrat Fabrizio Hugentobler. Denn die Energiestrategie sei ein Auftrag, den man heute bereits angehen müsse, um ans Ziel zu gelangen. Dafür brauche es Eckpunkte und Leitplanken, die man nun mit dem Konzept geschaffen habe. Und es zeigt, bereits jetzt können und müssen erste, wichtige Schritte unternommen werden, um den Wärmebedarf zu reduzieren – beispielsweise durch Gebäudehüllensanierungen. Zudem soll auch die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung auf Null gebracht werden – sprich, man muss weg von fossilen Energien.

Chance Ergänzungsbau
Ein Beispiel für eine solche Chance ist der Ergänzungsbau zum Regierungsgebäude Frauenfeld. «Dort könnten wir zeitgleich eine Energiezentrale errichten, mit der man die ganze Altstadt mit Wärme und Kälte versorgen könnte», erklärte Peter Wieland, Geschäftsführer Thurplus. Die Bauarbeiten sollen bereits im nächsten Jahr beginnen, Gespräche laufen. Weiteres Potenzial bestehe mit dem Ausbau der Energiezentrale im Hallenbad und bei künftigen Projekten im Bereich des Murgbogens. Die neuen Energiezentralen sollen an das bestehende Anergienetz (gleichzeitige Wärme- und Kälteversorgung) der Stadt angeschlossen werden. Der darin enthaltene Wärmeverbund ARA Frauenfeld nutzt sein Potenzial heute zum Beispiel nur zu 20 bis 30 Prozent. Es besteht also noch viel Luft nach oben.

Frauenfeld West übernehmen
Der Wärmeverbund Frauenfeld West nutzt heute bereits die Abwärme aus der Produktion der Zuckerfabrik Frauenfeld und soll zusätzlich ab Mitte 2022 mit der Abwärme des neuen Holzheizkraftwerks rund 8000 Haushalte mit Wärmeenergie versorgen. Dieser Wärmeverbund soll in die Thurplus integriert werden. «Die Thurplus ist prädestiniert, das Anergienetz auszubauen», sagte Peter Wieland. Dazu werden aber Investitionen nötig sein. Zudem bewege man sich auf einem freien Markt und müsse preislich für Kunden attraktiv bleiben können.

Wo ansetzen?
Klar ist für die Thurplus-Verantwortlichen, dass man im Bereich der Industrie kaum etwas bewirken kann. Dort sind die Firmen selbst für die betreffenden Investitionen verantwortlich. Auch im Bereich der Einfamilienhäuser könne man kaum Einfluss nehmen. Interessant hingegen sei der Bereich von Kleingewerbe und Mehrfamilienhäuser. «Dort können wir agieren und zeigen, dass sich ein Anschluss an das Anergienetz lohnt», ist Peter Wieland überzeugt. Neben dem Ausbau dieses Netzes stellt sich die Frage, was mit dem Erdgasnetz passieren soll, über das heute rund 80 Prozent der Energieversorgung der Stadt läuft. «Dafür werden wir demnächst ein Konzept erarbeiten», sagte Stadtrat Fabrizio Hugentobler dazu. Schliesslich sei das Gasleitungsnetz der Stadt fast gleich lang wie das Wasserleitungsnetz.

Volk muss zustimmen
Die Politik und die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger werden über die Vorhaben und Kredite über die Projekte und Pläne von Thurplus abstimmen müssen. Und letztendlich sind es dann die einzelnen Liegenschaftenbesitzerinnen und -besitzer, die sich für den Anschluss an die erneuerbare Wärme von Thurplus entscheiden müssen.

Michael Anderegg