Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 21.04.2021

Gewinn dank Neubewertung von Liegenschaften

Rechnungen 2020 von Stadtverwaltung, Thurplus und Alterszentrum Park

Die Rechnung 2020 der Stadtverwaltung Frauenfeld schliesst statt einem Defizit mit einem Gewinn im Umfang von 2,15 Mio. Franken. Möglich wurde dies durch eine höhere Bewertung von Liegenschaften, womit das Geld nicht flüssig in der Kasse liegt. Die Covid-19-Pandemie belastet die Rechnung mit rund 1,6 Mio. Franken.

 

 

Der Rechnungsabschluss 2020 der Stadtverwaltung steht wie erwartet ganz im Zeichen der Folgen der Covid-Pandemie. Wie Stadtpräsident Anders Stokholm und Finanzchef Reto Angehrn am Dienstag am Dienstag bei der Präsentation der Stadtrechnung erläuterten, gibt es einerseits massive Mindereinnahmen und andererseits erhebliche Mehrausgaben. So verursachte alleine die Covid-19-Pandemie bei der Stadtverwaltung direkte Kosten im Betrag von rund 200 000 Franken für Desinfektionsmittel, Reinigungsmaterial, technische Anpassungen für Home-Office, Mobilgeräte, räumliche Anpassungen und Weiteres. Auf der anderen Seite mussten bei der Stadt Einnahmeausfälle im Umfang von rund 1,4 Mio. Franken hingenommen werden durch die Schliessung von Hallenbad und Kunsteisbahn sowie fehlenden Anlässen im Casino, geringerer Nutzung des Stadtbusses – um einige zu nennen. Nur geringe Auswirkungen hatte die Pandemie bei den Sozialen Diensten. Durch die Massnahmen von Bund und Kanton wurde eine grössere Kündigungswelle verhindert, so dass «das letzte Auffangnetz», die Sozialen Dienste, die Krise im Jahr 2020 noch nicht spürte.

Liegenschaftenbewertungen
Erstmals seit der Einführung des neuen Rechnungslegungsmodells (HRM2) wurden Liegenschaften des Finanzvermögens neu bewertet. In der ersten Tranche wurden die Wohnimmobilien der Bewertung unterzogen. Gegenüber der letzten Schätzung vor fünf Jahren nahm der Wert dieser Liegenschaften um 4,47 Mio. Franken oder 25,8 Prozent zu. Die Steigerung wird seitens der externen Liegenschaftenschätzerin mit der zurückhaltenden Bewertung vor fünf Jahren und der Wertsteigerung in dieser Periode begründet. Gemäss der kantonalen Verordnung über das Rechnungswesen der Gemeinden sind diese Bewertungsanpassungen über die Erfolgsrechnung zu verbuchen und verbessern das Resultat. Ohne diese Bewertungsanpassungen ergäbe sich ein Verlust im Umfang von 2,32 Mio. Franken, was gegenüber dem Budget ein leicht höheres Minus dargestellt hätte.

Steuerertrag eingebrochen
Die Steuererträge liegen über 2,1 Mio. Franken unter den Prognosen und dem Ergebnis des Vorjahres. Auf den Erträgen der natürlichen Personen ist ein Rückgang im Umfang von rund 430 000 Franken gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Bei den juristischen Personen ist ein Rückgang auf die Anpassungen im Steuergesetz zurückzuführen. Der Gewinnsteuersatz wurde von 4 auf 2,5 Prozent reduziert. Die Auswirkungen konnten nicht abgeschätzt werden. Gegenüber dem Vorjahr sind dies 2,1 Mio. Franken und gegenüber dem tieferen Budget des Jahres 2020 rund 1,1 Mio. Franken weniger Ertrag. Ein Teil dieser Einbussen sind auf die kurzfristig ermöglichten Rückstellungen bei den Unternehmensabschlüssen für die Covid-Pandemie zurückzuführen.

Sozialhilfe unter Budget
Wesentlich unter Budget abgeschlossen haben die Sozialen Dienste. Trotz Sonderlasten bei der Berufsbeistandschaft sind die Kosten im Amt um 1,7 Mio. Franken unter Budget. Gegenüber dem Vorjahr sind die Ausgaben leicht angestiegen. Das Budget war, trotz Reduktion gegenüber dem Budget 2019, zu hoch angesetzt. Neben der wesentlich geringer ausgefallenen Sozialhilfe (-1,7 Mio. Franken) trug der Bereich Asyl mit 700 000 Franken zur Verbesserung bei. Es wird erwartet, dass sich die Finanzierung des Asylwesens bald ändert.

Tiefe Investitionen
Einmal mehr konnten die geplanten Investitionen nicht in vollem Umfang umgesetzt werden. Die Gründe sind meist dieselben wie in den Vorjahren. Komplexere Projekte, umfangreicheres Bewilligungsverfahren, Einsprachen und Rekurse usw. führen zu nicht planbaren Verzögerungen. Covid-19 hatte praktisch keinen Einfluss. Auf dem Bau konnte weitergearbeitet werden und der Tiefbau war, wenn überhaupt, nur geringfügig durch die stockenden Lieferketten betroffen. Wesentliche Abweichungen gegenüber dem Budget sind neben dem Strassenbau bei der Abwasserentsorgung festzustellen. Im Budget waren auch der Neubau Tierkörpersammelstelle (1,1 Mio. Franken) und ein erster Teil für den Hallenbadneubau von 2 Mio. Franken berücksichtigt. Beide Projekte starten 2021.

Hohe Selbstfinanzierung
Das positive Rechnungsergebnis gepaart mit den tiefen Investitionen führt zu einem hohen Selbstfinanzierungsgrad. Erwartet wurde ein Selbstfinanzierungsgrad von 30,3 Prozent, was eine entsprechende Verschuldung mit sich gebracht hätte. Erzielt wurde ein Selbstfinanzierungsgrad von 95,9 Prozent. Der Mittelwert für die letzten sechs Jahre beträgt 80,4 Prozent und liegt damit in der empfohlenen Spanne von 80 bis 100 Prozent.

Restbuchwerte steigen weiter
Nicht neu, aber wesentlich, ist der Anstieg der Restbuchwerte. Die Nettoinvestitionen lagen auch mit der tieferen Umsetzung wesentlich über den vorgegebenen Abschreibungen mit dem Ergebnis, dass die Restbuchwerte um 3,9 Mio. Franken steigen und die Erfolgsrechnung mit künftig höheren Abschreibungen belasten wird. Der Stadtrat beantragt, den Gewinn in den Bilanzüberschuss einzulegen, der damit auf 73,3 Mio. Franken ansteigt. (red)