Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 16.12.2020

Neue Chance für Vogel wegen der Pandemie

Der 21-jährige Radprofi Alex Vogel aus Wittenwil konnte wegen Covid-19 wie viele andere in diesem Jahr kaum Rennen absolvieren. So paradox es klingt, für ihn bringt die Corona-Pandemie auch eine ungeahnte neue Möglichkeit.

 

 

Wenn ein Radprofi in einer Saison nur 15 Renntage absolvieren kann, dann war er entweder verletzt, oder es ist sonst etwas Gravierendes vorgefallen. Das war heuer so: Corona. Das Jahr begann für Alex Vogel schon auf der Bahn nicht nach Wunsch. An die Schweizer Meisterschaften in Genf möchte er nicht mehr denken: «Ich war schlecht». Ja und dann kam bald einmal die Pandemie und alles wurde abgesagt. Etwas durften allerdings die Schweizer im Gegensatz zu vielen anderen Ländern: Sie konnten sich im Freien immer fast nach Lust und Laune bewegen. «Das war sicher ein Vorteil. So konnten wir wenigstens normal trainieren», ist sich auch Alex Vogel bewusst über diese Privilegien.

Gold wäre drin gelegen
Endlich im Oktober gab es für den Wittenwiler bei den Rad-Europameisterschaften auf der Bahn im italienischen Fiorenzuola noch ein Happyend. Fast. Der am 30. Juli 21 Jahre alt gewordene Hinterthurgauer wirkt immer noch ein bisschen nachdenklich: «Eigentlich wäre im Omnium Gold möglich gewesen, doch dann habe ich den allerletzten Sprint halt verloren. Das hat mich enorm geärgert. Als ich zurück in der Schweizer Box war, habe ich mich allerdings bereits über die Silbermedaille gefreut».
Weniger Freude hatte der Absolvent der Spitzensport-RS Ende Oktober bei der vom VC Bürglen-Märwil kurzfristig organisierten Strassen-Meisterschaft in Märwil, welche klar vom Frauenfelder Stefan Küng gewonnen wurde. Vogel merkt an: «Es war im Nebel ein unglaublich hartes Rennen und mit jeder Runde wurde es noch schneller. Ich bin nicht fertig gefahren».

Ziel heisst Olympia
Wenn der Schweizer Elite-Meister im Omnium bereits auf die nächste - ungewisse - Saison schaut, darf er konstatieren: «Obwohl ich nur wenige Ernst-Einsätze hatte, ist mir diese Saison recht gut gelungen. Weil die Olympischen Spiele in Tokio heuer abgesagt wurden, habe ich ein Jahr länger Zeit erhalten, um mich eventuell für 2021zu qualifizieren. Wäre super, wenn ich es nach Japan schaffen würde».
Er ist sich aber bewusst, dass dann einiges zusammen passen muss. Darum bleibt Vogel Realist: «Mein Hauptaugenmerk gilt schon Olympia 2024 in Paris. Da möchte ich die Schweiz in der Mannschafts-Verfolgung oder im Omnium vertreten dürfen».

Mit zehn Jahren begonnen
Als 10-Jähriger hat Alex Vogel mit einem Schulkollegen am Tuttwiler Bike Race teilgenommen: «Mit dem normalen Schulvelo samt Packträger. Weil es mir so viel Spass machte, bin ich kurz darauf dem Bike-Team Aadorf beigetreten». Mit 13 kam der Jüngling in der Radsportschule Aadorf-Elgg unter die Fittiche von Godi Schmutz. Er machte bei Strassenrennen Fortschritte und durfte an der Jugend-Olympiade U17 starten. Zudem gab es Platz zehn an der Junioren-EM U19. Auf der Bahn wurde Vogel Junioren-Vize-Europameister im Omnium und Dritter in der Mannschafts-Verfolgung.
Aus dem Talent ist als 21-Jähriger ein Radprofi geworden. Der Entscheid war naheliegend: «Als gelernter Forstwart musste ich stets harte körperliche Arbeit leisten und abends trainieren. Darum habe ich einen neuen Weg eingeschlagen und hoffe, dass ich als Team-Mitglied von Swiss Racing Academy damit Erfolg habe». 

Ruedi Stettler

 

 

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