Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 09.12.2020

Wozu dienten einst die rätselhaften Mondhörner?

Ausstellung im Museum für Archäologie in Frauenfeld

In Frauenfeld macht eine Wanderausstellung der besonderen Art Halt. Zu sehen sind darin die besten Mondhörner-Funde der Schweiz – auch solche aus dem Thurgau. Um die Kultobjekte aus der Bronzezeit ranken sich viele Fragen.

 

 

Mitte des 19. Jahrhunderts wurden in der Schweiz die europaweit ersten Mondhörner überhaupt gefunden. Dies in der Nähe von Berg am Irchel im Zürcher Weinland. Über die rätselhaften Kultobjekte aus der Bronzezeit ist auch heute noch nicht viel bekannt. «Es gibt viele offene Fragen und wir wissen entsprechend wenig über ihre Bedeutung», sagt der Thurgauer Kantonsarchäologe Hansjörg Brem bei einer Tour durch die Wanderausstellung im Museum für Archäologie in Frauenfeld. Klar sagen könne man aber, dass das Mondhorn ein typisches Objekt aus der Spätbronzezeit zwischen 1300 und 800 vor Christus ist.

Religiöse oder kultische Funktion
Die Mondhörner wurden meist aus Ton geformt. Wie man feststellen konnte, wurden sie teilweise auch mit Absicht zerbrochen. Das lässt laut Hansjörg Brem auf eine religiöse oder kultische Funktion schliessen. Forscher vermuten, dass sie die Mondphasen in Form einer kalendarischen Funktion oder aber den weiblichen Fruchtbarkeitszyklus symbolisieren könnten. «Da es aber aus jener Zeit keine schriftlichen Aufzeichnungen gibt, sind das alles nur Vermutungen», sagt der Kantonsarchäologe. Genauso, wie man früher annahm, die Mondhörner hätten als Nackenstütze, Feuerböcke oder Firstziegel gedient.
Betreffend Aufzeichnungen verwies Hansjörg Brem darauf, dass andere Kulturen zum selben Zeitpunkt der Geschichte bereits weiter waren: «Zur gleichen Zeit herrschte in Ägypten beispielsweise Pharao Tutanchamun».

Museen arbeiten zusammen
In Frauenfeld sind derzeit die besten Mondhörner-Funde aus der ganzen Schweiz zu sehen – rund 40 Exponate aus über 700 Funden in der Schweiz und dem angrenzenden Ausland. «Wir zeigen eine schöne Vielfalt dieser Objekte, die normalerweise leicht übersehen werden, wenn sie neben anderen, spannenden Objekten wie zum Beispiel Schmuck oder antiken Waffen ausgestellt sind», sagt Hansjörg Brem dazu.
Die Ausstellung «Mondhörner – rätselhafte Kultobjekte der Bronzezeit» ist eine Kooperation der fünf archäologischen Museen Biel, Frauenfeld, Lenzburg, Liestal und Zug. Sie alle haben ihre besten Exponate dazugegeben. Wie Hansjörg Brem sagt, stammen rund 20 Prozent der Objekte aus dem Thurgau.
Michael Anderegg

Die Ausstellung «Mondhörner» ist noch bis am 7. März 2021 im Museum für Archäologie an der Freie-Strasse 26 zu den normalen Öffnungszeiten (Dienstag bis Freitag, 14 bis 17 Uhr, sowie Samstag und Sonntag, 13 bis 17 Uhr) zu sehen.

 

 

Wozu dienten einst die rätselhaften Mondhörner?

 

 

Wozu dienten einst die rätselhaften Mondhörner?