Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 27.05.2020

Interview mit Benjamin Gentsch, Gemeindepräsident Neunforn

«Ich hoffe, dass sich jemand aus Neunforn für meine Nachfolge interessieren wird».

 

 

Sie sind mittlerweile seit 24 Jahren Gemeindepräsident. Welche drei Ereignisse aus dieser Zeit sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben und wieso?
Ich denke weniger in Ereignissen und Schlagzeilen als in Trends und Entwicklungen. Wichtig sind mir u.a. das Zusammenwachsen und sehr gute Funktionieren der Politischen Gemeinde nach der Gemeindereorganisation, das Wachstum in vernünftigem Ausmass und dass wir uns finanziell gut stellen konnten.

Was war in dieser langen Zeit Ihre grösste Herausforderung?
Immer wieder zu akzeptieren, dass die Gemeinde häufig nicht autonom entscheiden kann.

Sie haben viele Wiederwahlen überstanden. Das zeugt von einem grossen Vertrauender Bevölkerung. Spüren Sie diesen Rückhalt auch heute in ihrer Arbeit? Erhalten Sie Rückmeldungen aus der Bevölkerung?
Ja, ich fühle mich von der grossen Mehrheit der Bevölkerung stark gestützt, was ich auch aus Rückmeldungen weiss. Dafür bin ich dankbar.

Sie befinden sich derzeit in Ihrer letzten Legislaturperiode. 2023 ist für Sie Schluss. Was liegt Ihnen persönlich am Herzen, was Sie in dieser Zeit noch abschliessen möchten?
Ich hoffe, dass sich jemand aus Neunforn für die Nachfolge interessieren wird und nicht extern gesucht werden muss. Eine Grundlage haben wir unter anderem damit gelegt, dass 2019 das Präsidium strukturell definiert wurde.

Das Thema Tempo 30 ist in Neunforn eines, das bewegt. Auf der Ossinger- und der Hauptstrasse soll es bei Tempo 50 bleiben. Überall sonst soll in Zukunft Tempo 30 gelten. Wie ist der aktuelle Stand des Projekts?
Der Gemeinderat hat das Projekt verabschiedet. Es liegt momentan beim Kanton zur Prüfung, so dass möglichst bald das Einwendungsverfahren für die Bevölkerung gestartet werden kann.

Wo gibt es noch Entwicklungspotenzial in der Gemeinde?
Nebst dem Baugebiet im Stocken können wir uns baulich fast nur noch nach innen entwickeln. Das wird ein Hauptthema sein bei der gerade jetzt startenden Überarbeitung der Kommunalplanung. Eine positive Entwicklung wünschen wir uns u.a. im Bereich der Restaurants und in der besseren Versorgung im öffentlichen Verkehr.

Welche Projekte stehen derzeit an und was planen Sie, in diesem Jahr alles umzusetzen?
Das grosse Projekt in diesem Jahr ist die erste Phase der Überarbeitung der Kommunalplanung. Daneben stehen Fragen der zukünftigen Struktur des Wasserwerks und des EWs im Raum. Und wir erarbeiten die Zwischenrevision der strategischen Ziele unter Einbezug der sehr stark genutzten Umfrage bei der Bevölkerung.

Wenn Sie ungeachtet von Finanzen oder anderen Einschränkungen ein Projekt realisieren könnten, welches wäre das und warum?
Man könnte zum Beispiel oben am Thurhang einen 50 Meter hohen Turm bauen, zuoberst eine Aussichtsplattform, dann ein Restaurant und dann ein Reservoir. Und zwingend alle Mobilfunkantennen aller Anbieter daran befestigt – ein Multifunktionsturm!

Was fehlt Ihrer Meinung nach in der Gemeinde Neunforn?
Es fehlen Restaurants und eine bessere Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Und es fehlen bauliche Entwicklungsmöglichkeiten für Bauten, welche weitere Arbeitsplätze bringen würden. Letzteres ist aufgrund des kantonalen Richtplans auf lange Zeit nicht zu ändern.

Was ist Ihre Vision für Neunforn 2030?
Eine selbständige und selbstbewusste Gemeinde mit engagierten Einwohnern und viel Lebensfreude.

Vielen Dank für das Interview.
Michael Anderegg