Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 13.05.2020

Veranstalter des MXGP Suisse geben auf

Das Organisationskomitee des Motorsport-Spektakels MXGP Suisse gibt auf, nachdem die Prüfung von 13 Alternativ-Standorten nicht von Erfolg gekrönt war. Auf dem Gelände der Zuckerfabrik Frauenfeld hatte das Motorsport-Spektakel 2016, 2017 und 2018 jeweils rund 30’000 Menschen begeistert, gleichzeitig trieb es Anwohnern die Zornesröte ins Gesicht.

 

 

Hier knüpft die Mitteilung des Organisationskomitees an: «Umweltverbände, Gegner und Behörden haben verhindert, dass wir nach 2018 weitere MXGPs auf unserer weltweit ausgezeichneten Anlage «Schweizer Zucker» durchführen können. Verhandlungen mit möglichen zukünftigen Partnern haben positive Ergebnisse von 40 bis 90 Prozent Zustimmung gebracht, aber eben nicht 100 Prozent. Einen oder mehrere Gegner gab es leider immer», schreibt das OK in seiner Mitteilung.

13 Alternativen geprüft
Gesamthaft 13 Standorte /Anlagen wurden als Alternativen zur Anlage «Schweizer Zucker» geprüft – zum Teil gepaart mit vielen Gesprächen und Planungen mit Beteiligten bis hinauf zum Bundesrat: Frauenfeld Ost (Industrie), Waffenplatz Grosse Allmend Frauenfeld, Flugplatz Sitterdorf, Mowag-Testgelände Bürglen, Egghof Elgg, Flugplatz Dübendorf, Industrie Wil West Autowelt von Rotz, Industrie Sursee Hostettler, Eberhard Industrie Kloten, Toggenburger Industrie Wiesendangen, Flugplatz Mollis, Industrie Egerkingen Emil Frey AG sowie Driving-Center Sennwald Emil Frey AG.
Aufgrund der erfolglosen Suche bleibe nun nichts anderes übrig, «als uns an die drei phantastischen MXGP Suisse Grand-Prix 2016 bis 2018 zu erinnern und nochmals zu freuen. Wir danken allen Freunden für die wertvolle Unterstützung», heisst es im Schreiben, das von OK-Präsident Willy Läderach unterzeichnet ist. Die Meldung über das Ende der noch jungen MXGP-Geschichte in der Schweiz wird bei einigen für Freude sorgen, vorab bei der Gegnerschaft dieser Veranstaltung im östlichen Gemeindegebiet von Gachnang.

Eine Reizfigur
Wer das Geschehen aus der Distanz betrachtet, wird die Vermutung nicht los, dass es unter dem Strich bei vielen Gegnern wohl nicht nur um den MXGP als Veranstaltung geht. Vielmehr ist es der MXGP-Initiant Willy Läderach, der für etliche das vielzitierte «rote Tuch» ist – darauf lassen Aussagen von Kritikern schliessen. Denn der Hansdampf in allen Gassen hat viele Neider. Den einen ist der langjährige FDP-Gemeinderat und Initiant des Ostermontag-Motocross ohnehin viel zu oft in den Medien. Andere wiederum gaben unverholen ihrer Schadenfreude Ausdruck, als der Motorrad-Guru und spätere Auto-Garagist in den 90er Jahren mit seiner Garage im Osten der Stadt den Nachlass einleiten musste.
Als sich Läderach deswegen dann gar noch wegen des Verdachts auf betrügerischen Konkurs vor Gericht verantworten musste, glaubten ihn viele als erledigt. Das Gericht sprach ihn dann zwar schuldig – allerdings folgte es im Wesentlichen den Ausführungen und Anträgen der Vereidigung, die auf die zweifelhafte Rolle des Fahrzeuglieferanten hingewiesen hatte, die zur misslichen Lage des Garagisten beigetragen hatte. Die bedingt ausgesprochene Freiheitsstrafe interessierte die breite Öffentlichkeit freilich dann aber nicht mehr so gross wie zuvor die Schlagzeile vom Garagisten, der in Untersuchungshaft sitzt.

Fehlender Goodwill
Und ganz zum Schluss: Unter dem Strich hätte es mit Goodwill möglich sein sollen, auf der Anlage «Schweizer Zucker» an einem der insgesamt 52 Wochenenden im Jahr einen solchen Anlass zu tolerieren. Zumal weder durch den Aufbau noch den Abbau übermässig störende Emissionen für die Nachbarschaft entstanden sind. Dies auch nicht für jene, die hinter der Bahnlinie und hinter der Kantonsstrasse wohnen. Immerhin können sich die Gegner nach der Kapitulation der Organisatoren nun auf die Schultern klopfen. Sie haben es geschafft, Zehntausenden von Besucherinnen und Besuchern ein Wochenende mit Spektakel, Akrobatik, Emotionen und Geselligkeit zusammen mit Gleichgesinnten wegzunehmen. Dass es diese vier Elemente sind, die für diese Besuchergruppe mitunter gutes Leben ausmachen, interessiert offensichtlich nicht.

Andreas Anderegg