Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 25.03.2020

Ein unfreiwillig leiser Abschied

Das Kaff ist zu und sucht eine neue Location

Das Kaff ist auf der Suche nach einer neuen Heimat. Seit einem Jahr war klar, dass das Kulturlokal an der Grabenstrasse 57 nur noch bis Ende März 2020 ein Zuhause hat. Die Suche läuft, gestaltet sich aber in Zeiten des Corona-Virus nicht einfach.

 

 

Seit April 2019 war klar: Das Kulturlokal Kaff wird Ende März 2020 aus der Lokalität an der Grabenstrasse 57 ausziehen müssen. «Das Lokal wurde verkauft und wir konnten mit dem neuen Eigentümer ein befristetes Mietverhältnis zur Überbrückung eingehen», sagt Kaff-Präsident Julien Pizzini. Für diese Möglichkeit sei man dankbar gewesen: «Auch wenn das Lokal baulich bereits beim Einzug in einem schlechten Zustand war, wären wir ohne diese vorübergehende Lösung bereits vor einem Jahr ohne Lokal dagestanden», so Pizzini. Nun sei man, nach 15-jährigem Bestehen, auf der Suche nach etwas dauerhaftem. «Wir suchen nach etwas, das sowohl einen genügend grossen Veranstaltungsraum bietet als auch Platz für Backstage, Küche für die Künstlerbetreuung, ein Sekretariat und eine Waschküche», erklärt der Kaff-Präsident. Konkret müsse der Veranstaltungsraum rund 80 Quadratmeter haben bei einer Raumhöhe von mindestens 2,5 Metern. Für die restlichen Räume sollten mindestens nochmals dieselbe Kapazität bieten.

Die Lage ist wichtig
Ein weiteres, wichtiges Kriterium sei laut Pizzini zudem die Lage. Denn man will der jungen Generation in Frauenfeld weiterhin Freiraum bieten. «Dazu gehört auch die Freiheit, einmal etwas lauter sein zu dürfen.» Auf der anderen Seite ist aber auch die Zentrumsnähe nicht ganz unbedeutend. Das Ziel wäre, eine Location innerhalb von zehn Gehminuten vom Bahnhof entfernt zu finden. «Wobei der bereits erwähnte Freiraum noch etwas höher gewichtet werden muss als die Zentralität», so Pizzini. Ein Ende der Suche ist noch nicht in Sicht: «Wir haben aktuell keine konkrete Lokalität in Aussicht. Alle bis jetzt in Betracht gezogenen Lokale wären auch nur provisorische Lösungen gewesen, wo die baulichen Massnahmen den zeitlichen Nutzen überschattet hätten», stellt Julien Pizzini klar.

Ein stiller Abgang
Zudem sei da ja auch noch der Corona-Virus, der das Vorwärtskommen erschwere. Die aussergewöhnliche Lage beeinflusse aber nicht nur die Suche nach einem neuen zu Hause, sondern vermieste dem Kaff auch einen würdige n Abschied an der Grabenstrasse. Die letzten Anlässe mussten aus bekannten Gründen abgesagt werden, so auch der grosse Schlussevent. «Es schmerz sehr. Es war fast alles fertig geplant und das Programm für das letzte Wochenende war rappelvoll. Wir wollten uns ja auch bei unseren Gästen für die jahrelange Treue bedanken», sagt Pizzini. Er stellt aber zugleich in Aussicht: «Wir werden uns schon noch mit einem Fest in irgendeiner Form von der Grabenstrasse verabschieden.»

Ein Pavillon als Lösung?
Beim Kaff will man künftig auf Halb-Provisorien ohne Perspektiven verzichten. Eine neue, langfristige Lösung müsse so funktionieren, dass man den stetigen Generationenwechsel im Kaff bedenkenlos weiterleben könne. «In den letzten Jahren verbrauchte das Kaff zu viel Energie und Geld für halbgeeignete Lokalitäten. Provisorische Lösungen kommen nur dann in Frage, wenn Sie Teil einer langfristen sind. Daher arbeite man, neben der Suche, derzeit noch an einer zweiten Lösung. «Wir erarbeiten ein Konzept, das einen Pavillon beinhaltet, der mit dem nötigen politischen Willen möglicherweise relativ kurzfristig und temporär realisiert werden könnte und gleichzeitig trotzdem bereits Teil einer mittel- bis langfristigen Lösung wäre», so Pizzini. Dieser Plan sei erst vor Kurzem aus der Not entstanden, weil die Abklärungen der vergangenen Monate kaum Aussicht auf Erfolg boten. «Wir sind zuversichtlich, dass wir dieses Konzept per Ende Mai mit Stadt und Kanton besprechen und dann natürlich auch der Öffentlichkeit präsentieren können», so der Präsident.

Michael Anderegg





Kaff-Radio ins Leben gerufen
Trotz des Aus an der Grabenstrasse, müssen Freunde des Kaffs nicht ganz auf dieses Stück Kultur verzichten. Kurzerhand wurde das Kaff-Radio ins Leben gerufen. «Die Idee entstand, als wir über Möglichkeiten für die Zeit nach der Grabenstrasse gesprochen haben. Durch die ganze Situation mit dem Corona-Virus haben wir uns entschlossen, die Idee so schnell wie möglich umzusetzen», sagt Julien Pizzini. Gesagt, getan. Gesendet wird bereits. Bis jetzt beschränken sich die Sendezeiten zwar auf das Wochenende, aber es bestehe durchaus die Möglichkeit, dass sich das Ganze noch weiterentwickle. Zu den jetzigen DJ-Shows am Abend könnten Lesungen, Podcast oder das Abspielen von Hörbüchern folgen. (mra)