Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 04.12.2019

Schwarz oder grün?

Am Freitag hat der Rabattrausch die Schweiz erfasst. Black Friday hiess der Spuk, der durch sämtliche Läden geisterte. Der Trend aus den USA versetzte auch hierzulande die Schnäppchenjäger in Aufregung. Sogar beim SBB-Cateringunternehmen Elvetino kosteten Essen und Getränke im Speisewagen nur die Hälfte. Gemäss «Tages-Anzeiger» wird am Black Friday mancherorts fast 700 Prozent mehr verkauft als an gewöhnlichen Verkaufstagen. Bei den grossen Einkaufspalästen stehen die Menschen schon vor der Ladenöffnung Schlange, um sich die besten Angebote zu sichern.

 

 

Was für die einen das Shoppingparadies bedeutet, ist für die anderen die reine Konsumhölle. Unter dem Motto «Green Friday statt Black Friday» protestierten in Zürich am Freitag auf der Bahnhofstrasse rund 5000 Klimaaktivisten gegen den Kaufrausch auf Kosten der Umwelt – ein paar der Demonstranten legten sich dabei vor den Eingang zum Kaufhaus Jelmoli.
Zwei Welten prallen hier aufeinander: Konsum oder Verzicht. Aber gibt es wirklich nur entweder das eine oder das andere? Keine Frage, der gedankenlose Verbrauch von Waren und Ressourcen ist angesichts der Klimakrise nicht angebracht. Aber das Verteufeln des Black Friday scheint mir genauso wenig eine Lösung. Was, wenn man tatsächlich auf Rabatte angewiesen ist, um seinen Kindern einen Weihnachtswunsch zu erfüllen? Was, wenn solche Aktionen die Innenstädte beleben und Treffpunkte schaffen?
Auch in Frauenfeld boten die Geschäfte in der Altstadt zahlreiche Black-Friday-Angebote – viele nutzten die Gelegenheit, lokal zu shoppen statt im Internet, Freunde zu treffen, einen Apéro im Laden zu geniessen oder durch die weihnachtlich beleuchteten Gassen zu spazieren. Vielleicht war das für Frauenfeld ein tannengrüner Freitag?

Miriam Waldvogel