Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 04.09.2019

Statt Weltrekord gab es «nur» einen Europarekord

Der Thurgauer Rollstuhl-Leichtathlet Marcel Hug darf mit seinen Darbietungen in der bisherigen Saison zufrieden sein, obwohl nicht alles wunschgemäss verlief.

 

 

Mit «Weltklasse Zürich» im Letzigrund fand für Marcel Hug eben ein letztes Highlight auf der Bahn statt. Er war zwar der klar schnellste Mann im Verfolgungsrennen über 3000 Meter, konnte aber die mit 400 Meter Vorsprung gestartete Manuela Schär erstmals nicht einholen. Nun wendet sich der jetzt im Luzernischen wohnhafte Pfyner wieder ganz den Marathons zu. Ende September geht es weiter in Berlin, danach folgen im November New York und von der US-Metropole geht es sofort weiter Richtung Bahn-WM in Dubai.
«Das ist eigentlich eine sehr ungünstige Weltmeisterschaft mitten zwischen den Marathons. Weil zum Abschluss wieder die 42,2 Kilometer im japanischen Oita anstehen,» hält der 33-Jährige fest. Erst dann ist vorerst mal eine Wettkampf-Pause angesagt.
Und nun eine kurze Saison-Rückschau. Nach dem Triumph beim regnerischen Tokyo-Marathon folgte die Ernüchterung in Boston. Auch dort war Regen angesagt, der aber ausblieb und so geriet der Schweizer durch die schon oft so gute Dienste geleistete Regenjacke quasi in einen Hitzestau und deshalb fiel seine Leistung merklich ab. Immerhin schaute Platz drei heraus. Besser klappte es in London, wo er nur dem aufstrebenden US-Supertalent Daniel Romanchuck den Vortritt lassen musste.
Logisch, dass Marcel Hug anschliessend geladen in die Swiss Series in Arbon und Nottwil stieg. Die Bahn im Oberthurgau ist bekannt für super schnelle Zeiten. Und trotzdem muss Hug anmerken: «Vor drei Jahren haben auf schnellen Bahnen beim Schlusssprint eine Höchstgeschwindigkeit von 36 oder 37 km/h für den Erfolg gereicht. Jetzt sind 38 km/h ein absolutes Muss. Bis vor kurzem schafften es auch nur die Allerbesten über 1500 Meter unter der Schallmauer von drei Minuten zu bleiben. In Arbon gelang das nicht weniger als 13 Athleten. Weitere zehn unterboten auch 3:05.»
Der Modellathlet konnte bei beiden Anlässen einige Podestplätze einfahren. Gar einen Sieg gab es über 1500 Meter. Etwas wehmütig muss er den Wettkampf über 5000 Meter analysieren: «Zweimal beteiligte ich mich intensiv an der Führungsarbeit für einen Weltrekord. Geschafft habe ich es nicht, es gab nur einen Europarekord. Zudem konnte ich über 800 Meter für eine Schweizer Rekordmarke sorgen.»
An den US-Series stand ihm bei den Strassenrennen in Cedartown über 5 km und in Atlanta über 10 km wieder Romanchuck im Wege. Aus der Coca-Cola-Stadt reiste er am gleichen Tag in die Schweiz zurück, um bei Athletissima in Lausanne zu starten. Es lohnte sich mit Rang eins. 

Ruedi Stettler