Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 28.08.2019

Reto Hürlimann behält stets den Durchblick

Reto Hürlimann (35) hat nach einer steilen Karriere als Kampfrichter den Schwingerverband Unterthurgau ehrenvoll am Eidgenössischen in Zug vertreten. Sogar im Schlussgang.

 

 

Reto Hürlimann - seit einigen Monaten auch Ehrenmitglied im Verband Unterthurgau - ist ein besonders stiller Schaffer. Er steht nicht gerne im Mittelpunkt. Auch wenn er das dank der Fernsehpräsenz in Zug bei Spitzenpaarungen gleich mehrfach war. Der in Kefikon aufgewachsene ehemalige Aktive wimmelte Anfragen zu einem Interview im Vorfeld des Festes in ruhigem Ton ab: «Es gibt doch soviel anderes über diesen gewaltigen Anlass zu berichten. Wenn wir Kampfrichter unseren Beitrag zu diesem Spektakel leisten können, ohne dass wir im Rampenlicht stehen, dann haben wir unsere Arbeit gut verrichtet. Im Vordergrund steht sowieso, dass wir sofort klare Entscheidungen treffen können.»

Schlussgang: 43,2 Sekunden
Am Montagnachmittag bei der Rückkehr aus der Zentralschweiz durfte er vermelden: «Natürlich war es eine ganz besondere Ehre für mich, dass ich sogar im Schlussgang zum Einsatz kam. Auf Platz sieben, wo viele Spitzenpaarungen ausgetragen wurden, waren neben mir ein Innerschweizer und ein Berner tätig. Weil der Schlussgang auch auf Platz sieben ausgefochten wurde, kam ich zum Zuge, weil als Aktive ja ein Innerschweizer und ein Berner antraten.» Er machte eine kurze Pause und meinte: «Mir wäre es viel lieber gewesen, ich wäre am Kampfrichter-Tisch gesessen und dafür wäre ein Nordostschweizer in der Endausscheidung dabei gewesen.» Über die genaue Dauer des Schlussganges (42 bis 44 Sekunden) wird noch gerätselt. Der direktbetroffene Hürlimann kann die genaue Antwort geben: «Meine Stoppuhr zeigte 43,2 Sekunden an.»

Erster Kranz 2006
So gekonnt wir er seine Aufgaben während zehn Jahren als Berichterstatter für den Unterthurgau erledigt hat, so konsequent steht er nun am Sägmehlrand und beobachtet die Aktiven. Ein solcher war er früher auch. Am Thurgauer Kantonalen in Andwil holte er sich 2006 gar seinen ersten Kranz. Eine Knieverletzung und Rückenschmerzen stoppten ihn allerdings. Er blieb aber dem Schwingen treu, einfach in einer anderen Funktion. Seit 10 Jahren als Kampfrichter. Ein wichtiges Anliegen ist dem 35-Jährigen, «dass man bei einem Einsatz auch an einem Buebe-Schwinget genau so viel Freude hat, wie an einem Eidgenössischen.»

Früher Flausen im Kopf
Wenn man mit dem nun in Schwerzenbach wohnhaften Reto Hürlimann spricht, bricht ab und zu immer noch der Schalk in seinen Augen durch. Da ist es nicht verwunderlich, dass im Thurgauer Verbandsmagazin Chranzblatt folgendes nachzulesen ist: Wenn er als Jungschwinger wollte, konnte er ganz vorne mitschwingen. Gelegentlich hatte er aber Flausen im Kopf. So verlor er an einem Wega-Schwinget in Weinfelden absichtlich Gänge, um nach dem Ausstich rauszufliegen, um mit seinen Kollegen den Jahrmarkt besuchen zu können.
Das ist allerdings lange her und niemand zweifelt mittlerweile an den Entscheiden des rasant in die Schweizer Kampfrichter-Spitze vorgestossenen Reto Hürlimann. Auch nicht das nationale Gremium, sonst wäre er beim wichtigsten Anlass in diesem Jahr nicht im Schlussgang zum Zuge gekommen.

Ruedi Stettler