Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 25.12.2018

«Mit Mut in die Zukunft»

Stadtpräsident Anders Stokholm zum Jahreswechsel 2018/2019

Stadtpräsident Anders Stokholm zieht eine positive Bilanz zum Jahr 2018. Dank einer überdurchschnittlich guten Diskussionskultur habe sich Frauenfeld gut entwickelt. Es gebe deshalb allen Grund, mutig in die Zukunft zu gehen.

 

 

Anders Stokholm, sind Sie mit dem Jahr 2018 zufrieden?
Ja, sehr. Es war ein intensives Jahr. Auf politischer Ebene haben wir beim Mobilitätskonzept intensive Diskussionen geführt und Beschlüsse gefasst, andererseits konnten wir bei den Stadtfinanzen mit dem Projekt «Balance» einen wichtigen Schritt in Richtung Haushaltsgleichgewicht machen. Verwaltungsintern galt es zudem auf Ebene der Amtsleiter, wichtige Positionen neu zu besetzen.

Welche Folgen hat die abgelehnte Steuererhöhung um 2 Prozent für die Stadtfinanzen, respektive für das Projekt «Balance»?
Kurzfristig hat es keine Folgen, dass der Steuerfuss der Politischen Gemeinde 2019 bei 60% bleibt. Sofern der Landverkauf an der Schaffhauserstrasse von den Stimmbürgerinnen und Stimmbürgern angenommen wird, sieht das Budget 2019 ein Plus von einer halben Million Franken vor. Wird er abgelehnt, wird das Defizit rund zwei Millionen Franken betragen. Der Finanzplan sieht auch für die Folgejahre ab 2020 Defizite voraus. Das Nettovermögen wird abnehmen und zu einer Nettoschuld werden. Das Projekt «Balance» wird umso wichtiger werden, damit die Stadtfinanzen im Lot bleiben. Und wenn die Steuerkraft nicht stark zunimmt, wird eine Anpassung des Steuerfusses umso wahrscheinlicher.

Was war im zu Ende gehenden Jahr besonders positiv?
Unsere Stadt konnte sich national und international sehr gut positionieren mit Grossanlässen wie dem Openair Frauenfeld, dem Motocross MXGP und der Tour de Suisse. Diese Anlässe haben Zehntausende von Besuchern begeistert und waren auch aus volkswirtschaftlicher Sicht von Bedeutung, haben sie doch auch viel Geld in Stadt und Region gebracht.

Was haben Sie als besonders negativ empfunden im Rückblick?
Mich stört ehrlich gesagt der zunehmend um sich greifende Egoismus. Selbstverständlich darf oder gar muss man Neues immer auch hinterfragen, doch in einzelnen Fällen scheint es gar nicht mehr um die Sache zu gehen, sondern ums Rechthaben.

Hat Sie etwas besonders geärgert?
Geärgert ist der falsche Ausdruck – es hat mich aber betroffen gemacht, dass ich in einem Leserbrief mit dem US-Präsidenten Trump verglichen wurde. Offensichtlich gibt es Menschen, die glauben, als Stadtpräsident dürfe man nur auf politischer Ebene agieren – ansonsten habe man stillzusitzen.

Welches sind die grossen Aufgaben im Jahr 2019?
Dazu gehört sicher die Referendumsabstimmung zum Landverkauf an die Carunternehmung Twerenbold am 10. Februar. Wir sind nach wie vor überzeugt, dass das eine gute Sache ist. Zumal das dort an der Schaffhauserstrasse ein zonenkonformes Projekt ist. Die grösste Herausforderung im 2019 wird aber sicher die Teambildung im neuen Stadtrat sein. Schliesslich treten ja drei von fünf Exekutivmitglieder per Ende Mai zurück. Mit Beginn der neuen Legislatur am 1. Juni gilt es dann, rasch die neuen Legislaturziele zu formulieren. Daneben gibt es beim Stadtrat aber auch wichtige Dauerthemen wie die Entwicklung der Innenstadt – Stichwort Umgestaltung der Freie-Strasse – sowie das Projekt Stadtentlastung. Gerade beim Projekt Stadtentlastung muss es uns gelingen, die Effektivität aufzuzeigen, um eine Mehrheit dafür zu gewinnen. Denn eines ist gewiss: Der Verkehr wird weiter wachsen – ob wir das nun wahrhaben wollen oder nicht.

Welchen Wunsch hat der Stadtpräsident an die Bevölkerung?
Frauenfeld verfügt über eine hohe Lebensqualität und eine überdurchschnittlich gute Diskussionskultur in der Bevölkerung. Diese gilt es zu erhalten und gleichzeitig sollte das für alle auch Grund genug sein, mit Mut in die Zukunft zu gehen. Wir alle gemeinsam müssen den Mut haben, miteinander Schritte in die gleiche Richtung zu machen. Das können wir nämlich, weshalb ich auch stolz bin auf unsere Stadt und unsere Bevölkerung. Daneben möchte ich die Einwohnerinnen und Einwohner ermuntern, bei Fragen und Anliegen den Kontakt mit uns zu suchen. Unsere Türen sind für alle offen und oftmals können so auf einfachstem Weg Probleme gelöst werden.

Interview: Andreas Anderegg