Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 08.10.2014

Dem Alter den Kampf ansagen: Baureportage St. Nikolaus

Die Stadtkirche St. Nikolaus ist in ein Gewand gehüllt wie ein Geschenk, verborgen vor den Blicken der Frauenfelder. Seit diesem Sommer sind die Arbeiten im Gang, das Gemäuer der Kirche wird von allem «irdischen» Schmutz befreit. Dem Strassenschmutz, Witterungsschäden und andere «Alterserscheinungen» wurde der Kampf angesagt!

 

 

Die Frauenfelder Stadtkirche St. Nikolaus besteht nach ihrer Vergrösserung in der heutigen Form seit 1905. Ungefähr alle 40 Jahre findet der «Grossputz» statt, zuletzt im Jahre 1969. Den Alterungsprozessen muss Einhalt geboten werden, denn wenn nicht rechtzeitig gehandelt wird, dann werden die Schäden binnen weniger Jahre zu massiveren und viel kostenintensiveren Bau-Projekten.

Fassaden und Zierelemente werden erneuert
Und es ist schon ein rechtes Schadensbild zu erkennen. Abplatzungen an den Zierelementen aufgrund von Wettereinflüssen, insbesondere von Wasser und Frost. Mit der Zeit würde dies sogar ein Sicherheitsproblem bedeuten, da ist sich Gabriel Müller, Verantwortlicher für den baulichen Unterhalt der Liegenschaften, sicher. Dann doch besser rechtzeitig restaurieren.
Drei Steinmetze und zwei Bildhauer sind mit den Fassaden beschäftigt. Man arbeitet sich von oben nach unten am Turm herunter. Die Begründung dafür könnte man in der biblischen Exegese sehen: Der Menschwerdung des «himmlischen» Jesus Christus, Sohn Gottes. Jedoch ist sie ganz praktischer Natur: Der Schmutz der Schleifarbeiten fällt nach unten, die erneuerten Teile bleiben so vor dem Staub geschützt.
Bis im Frühjahr 2016 sollen alle Arbeiten abgeschlossen werden. Doch keine Sorge: bereits im November/Dezember diesen Jahres werden «die Hüllen fallen». Die Fassaden des Turms sind gut vorangeschritten, man liegt voll im Zeitplan.

Die Arbeiten laufen auf Hochtouren:
Das Dach ist derzeit unbedeckt, man hat alle Dachziegel abgenommen. Diejenigen Originalziegel von 1905, die noch taugen, werden auf der einen Seite des Daches wieder eingesetzt, die andere Seite bekommt massgeschneiderte neue Ziegel drauf. Aufwändige und umfangreiche Spengler-Arbeiten wurden geleistet. Dachgaupen wurden demontiert, in der Werkstatt gerichtet und wieder aufmontiert, Anschlussbleche und Dachrinnen wurden, wenn nötig, repariert und ergänzt.

Auch im Kirchenschiff wird es einiges an Arbeit geben
Nach der Restaurierung der Aussenfassaden, was voraussichtlich bis im Herbst 2015 gehen wird, ist der Innenraum an der Reihe. Zunächst sollen die Fassaden komplett von Russ und Schutz gereinigt werden. Ausserdem muss es eine Sicherung der Strukturen durch den Wasserschaden geben. Das Kirchenschiff soll in neuem Licht erstrahlen: die Beleuchtung wird geändert, hin zu Energiesparlampen, unterstützt durch LED-Stimmungslicht. Die Heizung wird erneuert und eine Totalrevision der hochwertigen Metzler-Orgel steht an.

Doch auch von der Innenarchitektur stehen einige Veränderungen bevor: der Altar soll um eine Stufe abgesenkt werden, da es heute üblich ist, dass der Altar auf einer Höhe mit den Ministranten und dem Pfarrer steht. Ausserdem wird es eine neue Struktur für das Rednerpult geben: einen Ambo soll es fortan für die christlichen Verkündigungen geben und abseits davon ein Rednerpult für die Verkündigung weltlicher Angelegenheiten. Und zuletzt soll der Taufstein in die Mitte des Schiffes versetzt werden: die Taufe als Zentrum des christlichen Lebens.

Da stehen einige Änderungen bevor. Doch dann wird auch wieder Ruhe einkehren. Zumindest für die nächsten 40 Jahre. (ls)