Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 22.01.2014

Erinnerungen an Maria Frick

Am Freitag, dem 17.1.2014 nahm auf dem Friedhof Oberkirch eine grosse Trauergemeinde Abschied von Maria Frick. Sie war in der Nacht auf den 11.1.2014 ganz plötzlich verstorben.

 

 

Viele kannten sie aus ihrer Zeit als Verlagsmitarbeiterin oder durch ihre Artikel, die vor allem im Anzeiger von Saanen aber auch in der Thurgauer Zeitung erschienen. Sie war eine begnadete Geschichtenerzählerin. Ihre Kurzgeschichten waren kleine Meisterwerke, Miniaturen, die die Leser glänzend unterhielten, die aber den kritischen Fragen der Zeit keineswegs auswichen. Da zeigte es sich dann: Maria Frick war eine genaue Beobachterin, auch des politischen Alltags. Da konnte ihre
Feder auch mal spitz werden. Wenn es um Fragen der Gerechtigkeit und des Friedens ging, sogar sehr spitz. Es ehrt sie heute noch, dass sie damit den Mächtigen nie nach dem Munde geschrieben hat.
Und Sonntagsschullehrerin, ja, das war sie auch. Neugierig auf Menschen und Geschichten. Und beileibe nicht nur auf die biblische. Die hat sie an Sonntagen den Kindern erzählt und die wiederum sind ihr buchstäblich an den Lippen gehangen. Hunderte waren es im Laufe der Jahre und sie alle haben Maria Frick bis heute nicht vergessen. Übrigens: Das hat den Kirchenoberen nicht nur Freude gemacht. Zumal Maria Frick nicht ihrem Ideal einer Sonntagsschul-Tante entsprach. Und ihre Auslegung so war, wie sie selbst: Direkt. Unverkrampft. Einfach in der Sprache. Aber wahr und unverfälscht. (HF)

Mein «Gotti» war sie für mich seit jeher und nicht wegzudenken aus der Weltordnung. Geboren in dem Haus, in dem sie nun im 93 Lebensjahr gestorben ist, führten meine ersten Geh-und Kletterversuche ins obere Stockwerk, wo Gotti wohnte, und wo ich wunderbar geborgen mit meinen Schwestern auf dem Ofenbänkli den Märchenerzählungen von Gotti lauschte.
Beim Abwasch zu helfen war für uns Mädchen eine durchaus beliebte Sache, weil wir dabei mit Gotti lauthals sangen. Ihr Liedrepertoire war unerschöpflich und enthielt unter anderem auch deftige Waschküchenlieder, die gewiss nicht «sonntagsschultauglich» waren. Aber mit uns Kindern setzte sie sich vergnügt über enge Konventionen hinweg und sang mit uns was das Zeug hielt. Kein Wunder also, dass ich damals die Textzeile des Liedes «Gott ist die Liebe» ganz selbstverständlich so verstand: Gotti ist die Liebe!
Obwohl unterdessen wohl fünfzig Jahre vergangen sind, blieben die Besuche bei Gotti immer wie eine Zeitreise zurück in die Kindheit. Ihre Wohnung, unverändert in all den Jahren, war ein Ort der Geborgenheit, sicher nicht nur für mich. Es sind wohl Dutzende von «Gottechinde» und doppelt soviele Eltern, die sich ihrer in Freude und grosser Dankbarkeit erinnern.(NZ)

Auszug aus einem Artikel von Maria Frick:
Sommerfreuden – TZ vom 19.8.1967 Am Nachmittag betteln die Kinder des Hauses, ich solle mit ihnen in die «Badi» kommen. Bedauernd sage ich, dass ich wohl ein wenig zu alt sei für dieses Vergnügen. Ich lasse mich dann aber umstimmen; denn mit ernster Stimme erklären die Mädchen, dass eben gerade «so alte Frauen» eine Erfrischung nötig hätten.
Nachdem ich die Schwimm- oder eher Nichtschwimmkünste bewundert habe – Nela «schwimmt» einen halben Meter, um dann prustend zu versinken, und Brigitte kann noch erst den «Lauf-Schwumm» wie sie sagt (diese Kunst besteht darin, mit den Armen zwar Schwimmbewegungen zu machen, mit den Füssen aber einfach zu laufen), also nachdem ich dies alles bewundert habe, erschallt bereits der dringende Ruf nach dem Zvieri.
Aber was müssen wir feststellen? Das erstemal in meiner langjährigen Bekanntschaft mit der ehrwürdigen Frauen-Badeanstalt bin ich bestohlen worden. Aber ich will es gleich sagen, es muss ein rücksichtsvoller Dieb gewesen sein. Das Portemonnaie mit einigen Fränkli Inhalt ist unversehrt vorhanden geblieben, nur die Rosinenhöckli, die sind alle verschwunden. Weil sie aber schon ein wenig altbacken waren, haben begreiflicherweise auch die Orangen daranglauben müssen, aber eine hat uns der schonungsvolle Dieb noch gelassen. Die Brösmeli allerdings hätte er noch selber vom Badetuch schütteln können.(MF)