Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 17.04.2024

Karin Grossglauser, Gemeindepräsidentin von Pfyn-Dettighofen

«Es ist sehr wertvoll, den Zusammenhalt unserer Bevölkerung zu spüren, trotz all der vorhandenen Unterschiede»

 

 

Welche schönen Ereignisse und Momente Ihrer Gemeinde möchten Sie mit uns teilen? 


Gerne beginne ich da mit einem Rückblick in die Jahre 2011/ 2012, in denen wir als Kulturhauptstadt aufgetreten sind und eine Fülle unvergesslicher Veranstaltungen – einschliesslich eines Amphitheaters in unserer Gemeinde – erleben durften. Ebenso möchte ich die bereichernden Unterhaltungen unserer rund 30 Vereine hervorheben, die stets rege besucht werden. Aktuell freuen wir uns auf den Legionärsmarsch «Pfyn läuft» am 4. Mai und auf die aussergewöhnliche Veranstaltung der «Goldwäscher-Schweizermeisterschaft» Ende Juni, die wir in unserer Gemeinde beherbergen dürfen.


 



Welches sind Ihre grössten Herausforderungen als Gemeindepräsidentin im Hinblick auf die aktuelle Wirtschaftslage? 


Da wir derzeit keine «belastenden» Grossprojekte verfolgen, nehmen wir die Teuerung nicht so deutlich wahr – unsere KMUs werden diese sicherlich ausgeprägter empfinden. Mich persönlich beschäftigt die Tatsache, dass Menschen mit mittlerem bis niedrigem Einkommen zunehmend mit immer höheren Lebenshaltungskosten belastet werden. Als Gemeindepräsidentin würde ich diesbezüglich gerne mehr Unterstützung bieten können. Der Umstand, dass unser Handlungsspielraum dabei begrenzt ist, führt immer wieder zu neuen Herausforderungen.


 



Wie sehen Sie dabei die Entwicklung Ihrer Gemeinde in den kommenden vier Jahren?


In den kommenden Jahren wird uns einerseits die Erhaltung der Infrastruktur beschäftigen, ebenso das «Thur3-Projekt» zur Revitalisierung der Thur sowie zur Erhöhung des Hochwasserschutzes. Weiter ist erfreulich zu sehen, dass Neubauten im Rahmen der inneren Verdichtung – wie beispielsweise die aktuelle Konzeption «Idyllisch Wohnen am Bach» der Baugesellschaft Ad Fines – passend in unser Landschaftsbild integriert werden.


 



Was fasziniert Sie an Ihrer Arbeit als Gemeindepräsidentin?


Mich fasziniert die Vielseitigkeit meines Amtes. Die abwechslungsreichen Ressorts umfassen die unterschiedlichsten Bereiche; von Energie über Bauverfahren bis hin zu politisch-sozialen Themen. Ich habe die Möglichkeit, aktiv in unser Gemeindeleben «abzutauchen» und etwas zu bewirken. Diese Verantwortung bereitet mir Freude. Auch empfinde ich den stetigen Austausch mit passionierten Charakteren als grosse Bereicherung. Ausserdem schätze ich die kollegiale Zusammenarbeit innerhalb unseres Gremiums sowie der Gemeindeverwaltung.


 



Was mögen Sie besonders an Ihrer Gemeinde?


Es ist sehr wertvoll, den Zusammenhalt unserer Bevölkerung zu spüren, trotz all der vorhandenen Unterschiede. Über Generationen hinweg engagieren sich Einwohnerinnen und Einwohner zugunsten unseres Gemeindewohls, sei es im Grossen oder im Kleinen. Junge Leute kommen nach und treten in die Fussstapfen der erfahrenen Vorgängerinnen und Vorgänger. Es geht stetig voran, das erfüllt mich mit Stolz. Wir bemühen uns um ein kostbares Miteinander und ziehen an einem Strang, auch wenn bei Projekten zu Beginn nicht immer die gleichen Meinungen geteilt werden. Ein aktuelles Beispiel ist die Sanierung unseres Badi-Weihers, die zu einem bedeutsamen Gemeinschaftsprojekt geworden ist. Wir freuen uns jetzt schon auf die Einweihungsfeier am 10. August.


 



Haben sich Ihre ursprünglichen Ziele und Wertvorstellungen seit Beginn Ihrer politischen Karriere verändert? 


Authentizität, verbunden mit meinen Wertvorstellungen, ist mir enorm wichtig. Ich achte und respektiere andere Menschen und setze mich für ein bewusstes Kollektiv mit gemeinsamen Lösungen ein. Für diesen Weg entscheide ich mich täglich neu. Bisher ist mir diese Tugend gelungen und ich möchte sie unbedingt weiterführen. In den vergangenen Jahren durfte ich zudem ein tieferes Verständnis für das politische Werk im Kanton Thurgau entwickeln. 


 



Pfyn ist eine der ältesten Siedlungen in der Ostschweiz. Was ist das Besondere an der Historik Ihrer Gemeinde?


Es scheint, als wäre unsere Gemeinde schon immer beliebt gewesen. Funde im Westen des Dorfes belegen, dass Pfyn bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt war. Dies wird durch Pfahlbauten aus der Jungsteinzeit belegt. Somit haben wir unsere «eigene Zeitepoche», die «Pfyner Kultur». Entstanden ist unsere Gemeinde aus dem befestigten römischen Lager. Das Kastell wird spätestens ab dem 4. Jahrhundert bezeugt, wahrscheinlicher ist jedoch eine römische Besiedlung seit etwa Christi Geburt. Die Kastellmauern sind bis heute zu bewundern, ebenfalls unser im Jahre 1537 erbautes Schloss, das seit 1864 als Schulhaus dient.


 



Vielen Dank für das Interview. Sarah Utzinger