Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 06.03.2024

Verein will positive Stimmung schaffen

Ideen und Forderungen in Bezug auf die Stadtkaserne an die Stadt Frauenfeld

Der Verein «Unsere Stadtkaserne» wünscht sich in Zusammenhang mit dem Generationenprojekt wieder eine positive (Aufbruch-) Stimmung. Entsprechend hat der Vorstand am Montag vor den Medien Massnahmen präsentiert, die den Verantwortlichen auf die Sprünge helfen sollen. Denn es bestehe Handlungsbedarf.

 

 

Vor vier Jahren wurde der Verein «Unsere Stadtkaserne» mit 40 Personen gegründet. Heute zählt der Verein deren 150 und nutzt die Gunst der Stunde, um auf Erreichtes zurückzublicken: «Wir haben in den letzten Jahren einiges erreicht, auf das man stolz sein kann. Die Arbeit ist aber noch längst nicht zu Ende», sagte Vereinspräsident Roland Wetli am Montag vor den Medien. Erfolgreiche Beispiele sind unter anderem die Tatsache, dass die Doppelreithalle heute unter Schutz stehe und ein Abbruch kein Thema mehr sei, dass die Stadtkaserne in die Hände der Stadt gehört und das mittlerweile auch so ist oder aber, dass Pioniernutzungen stattfinden sollen – auch das ist der Fall. Der eingeschlagene Weg sei der richtige. Roland Wetli mahnte aber sogleich: «Es wäre fatal, wenn die Stadtkaserne zu lange leer steht, wie sie es aktuell tut.»


 


Solidarisch begleiten


Das brachte ihn zum Blick nach vorne. Dem Verein sei bewusst, dass das Projekt kein Selbstläufer sei und es immer wieder schwierige Phasen und Rückschläge gebe. «Umso wichtiger ist es, das Projekt solidarisch zu begleiten und zu unterstützen», sagte Vorstandsmitglied Esther Menzi. Sie bemängelte, dass die Schlüsselübergabe in geschlossenem Rahmen stattgefunden habe: «Ein wahrlich historischer Moment, und die Bevölkerung war nicht eingeladen.» Denn es sei genau das Volk, für welches der Verein ein Sprachrohr sein will und das für eine Belebung der Stadtkaserne sorgen soll. «Es ist schade, dass Notbudget und Brandschutzmassnahmen derzeit die Diskussion bestimmen und nicht Informationen über Zwischennutzungen oder Rundgänge durch die historischen Mauern aus dem Jahr 1861», so Esther Menzi weiter.


 


Kein Gewerbepark


Der Verein schlägt darum sieben Massnahmen vor (siehe Kasten). Unter anderem vertreten sie darin auch eine andere Haltung als der Verein «Stadtzentrum mit Zukunft» und widersprechen diesem in diversen Punkten. «Das wichtigste Ziel soll sein, dass die Wirtschaft von der Stadtkaserne profitiert?», fragte Vorstandsmitglied Dina Felix in die Runde, ehe sie ergänzt: «Damit wird ein Gegensatz konstruiert zwischen den Interessen der Allgemeinheit an einer vielfältigen öffentlichen Nutzung und den Interessen der Wirtschaft. Solche Grabenkämpfe helfen nicht weiter», sagte sie und ergänzte sogleich: «Zudem sehen wir die Kaserne nicht als Gewerbepark. Das entspräche nicht dem Projekt Markt Thurgau, das wir unterstützen möchten».


 


Frage der Mietpreise


Mit Blick auf die Finanzen sei es wichtig, dass die Stadt neben den 20 TKB-Millionen auch Geld für Vorfinanzierungen zur Verfügung stelle, denn diese werden notwendig sein. Zudem müsse die Stadtkaserne aus Sicht von «Unsere Stadtkaserne» keine Rendite für die Stadtkasse erzielen. «Das ist realitätsfremd», sagte Vorstandsmitglied Charles Landert dazu. Man müsse für einen ausgeglichenen Mix für alle Nutzer sorgen und differenzierte, abgestufte Mietpreise verlangen – beispielsweise Marktmieten für kommerzielle Nutzungen, kostendeckende Mieten für öffentliche Nutzungen und verbilligte Mieten für ehrenamtlich geführte Organisationen. «Fragen zur Höhe der Mietpreise und -dauer sowie zur Nutzung des Innenhofs und der Doppelreithalle sind unverzüglich zu klären», sagte Vorstandsmitglied Tobias Lenggenhager.


 


Nichts aus Budget gestrichen


Abschliessend hob Roland Wetli positiv hervor, dass im angepassten Budget keine Kürzungen im Bereich der 1,58 Mio. Franken für den Aufwand der Stadtkaserne vorgenommen wurden. Er hoffe nun, dass auch der Gemeinderat dem Vorschlag des Stadtrats folge und das Budget 2024 so absegne. Gleichzeitig zeigte er sich aber skeptisch, ob die 0,91 Mio. Franken für die Brandschutzmassnahmen denn ausreichen werden. Er stellte zudem in Aussicht, dass wenn die Mittel der Stadt für externe Expertisen sowie für das nötige Personal beim Departement Bau und Verkehr für den Betrieb und die Vermietung in Eigenregie fehlen sollten, man sich frühzeitig Gedanken machen sollte, ob es nicht besser sei, Betrieb und Verwaltung einzelner Arealteile an eine externe Trägerschaft auszulagern. «Klar ist, es liegt noch viel Arbeit vor den Zuständigen bei der Stadt. Man muss ihnen zwar die nötige Zeit geben, aber man wird aktuell das Gefühl nicht los, als sei man in der Vorbereitung zu langsam unterwegs gewesen. Stichwort Brandschutzbericht, der doch bereits vor der Übernahme hätte erstellt werden können», so Roland Wetli.    


 


Die sieben Massnahmen


1. Die Kaserne unverzüglich für die Bevölkerung öffnen
«Es darf nicht sein, dass die Bevölkerung die Kaserne weiterhin als verbotene Stadt wahrnimmt und sich enttäuscht abwendet.»


2. In der Kaserne hat es Platz für alle
«Entscheidend ist nicht, wer in der Kaserne wie viele Quadratmeter beanspruchen wird. Entscheidend für ein attraktives Kasernenareal sind vielmehr Vielfalt und richtige Mischung der Nutzungen.»


3. Kostendeckender Betrieb statt Rendite für die Stadt
«Die Kaserne ist in erster Linie nicht eine Finanzanlage, sondern ein neuer urbaner Treffpunkt mitten in Frauenfeld.»


4. Differenzierte Mietzinsgestaltung
«Die Kaserne soll als Ganzes kostendeckend betrieben werden. Dabei sollen abgestufte Mietzinse für unterschiedliche Nutzungen zur Anwendung kommen.»


5. Stadt soll Flagge zeigen
«Wir würden es begrüssen, wenn der Stadtrat bzw. der verantwortliche Steuerungsausschuss die Gemeinwohlorientierung des Projektes in der Öffentlichkeit stärker betonen würde.»


6. Den Projektausschuss stärken
«Der Projektausschuss als Vertretung der Bevölkerung muss eine stärkere Rolle bekommen und die Resultate seiner Arbeit aktiv gegen aussen kommunizieren – aktuell ist die Arbeit des Projektausschusses öffentlich kaum wahrnehmbar.»


7. Ausreichende Ressourcen im Budget der Stadt vorsehen
«Wir appellieren an den Gemeinderat, dem Stadtrat beim neuen Budget zu folgen, denn eine leerstehende oder unternutzte Kaserne schadet den Finanzen der Stadt, weil die Mieterträge ausbleiben.» 


Michael Anderegg