Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 23.12.2023

Neues Forschungsinstitut für Digitale Transformation gegründet

Die Thurgauische Stiftung für Wissenschaft und Forschung gründet zusammen mit der Universität Konstanz und der Hochschule für Technik, Wirtschaft, Gestaltung Konstanz das Thurgauer Institut für Digitale Transformation. Dieses soll 2024 im geplanten Digital & Innovation Campus in Kreuzlingen angesiedelt werden.

 

 

Die digitale Transformation verändert unaufhaltsam alle Bereiche unserer Gesellschaft. Wohin diese Entwicklung führen wird, lässt sich bestenfalls erahnen. Das Thurgauer Institut für Digitale Transformation (TIDIT) soll helfen, diesen Prozess so mitzugestalten, dass für die Menschen nützliche und sichere Anwendungen entstehen. Das Forschungsinstitut wird 2024 in Kreuzlingen aufgebaut. Es ist ein sogenanntes An-Institut, sowohl an der Universität Konstanz als auch an der Hochschule für Technik, Wirtschaft, Gestaltung (HTWG) Konstanz. Getragen wird das Institut von der Thurgauischen Stiftung für Wissenschaft und Forschung, unter deren Dach schon die drei bestehenden Thurgauer An-Institute betrieben werden.


Gestern Donnerstag unterzeichneten Regierungsrätin Monika Knill, Präsidentin der Thurgauischen Stiftung für Wissenschaft und Forschung, Katharina Holzinger, Rektorin der Universität Konstanz, und Sabine Rein, Präsidentin der HTWG Konstanz, die Kooperationsvereinbarung zum TIDIT. Diese Vereinbarung und die ebenfalls trilateral erlassene Satzung des Instituts regeln die akademische Anbindung des TIDIT an die beiden Konstanzer Hochschulen. «Ich freue mich, dass wir mit diesem vierten Institut die grenzüberschreitende Forschungszusammenarbeit im Raum Kreuzlingen-Konstanz weiter ausbauen können», sagt Monika Knill.


 


Co-Vorsitz der Institutsleitung


Der Aufbau des Instituts soll ab Anfang 2024 schrittweise erfolgen. Eigentliche Forschungstätigkeiten soll das TIDIT ab Herbst 2024 aufnehmen. Zunächst gilt es, das Personal zu rekrutieren. Bereits bestimmt ist der Vorsitz der Institutsleitung: Michael Grossniklaus und Oliver Dürr werden die akademische Verankerung des Instituts in der Universität beziehungsweise in der HTGW Konstanz sichern und die Geschicke des An-Instituts leiten.


In den kommenden Monaten sollen die weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Instituts eingestellt werden. Geplant sind zunächst zwei Forschungsgruppen. Sie sollen sich beide mit dem Thema «Daten als Treiber und Produkt der Digitalisierung» beschäftigen. Die erste Forschungsgruppe fokussiert dabei auf Projekte, bei denen es um die Datenerhebung, -verwaltung und -verarbeitung geht. Komplementär dazu führt die zweite Forschungsgruppe Projekte durch, die sich mit der Entwicklung und Anwendung neuer Methoden zur Datenanalyse und prädiktiven Nutzung von Daten befassen. Ein Schwerpunkt des TIDIT liegt auf der Zusammenarbeit mit Unternehmen, um praktisch anwendbare Lösungen für reale Problemstellungen zu schaffen. Beispielanwendungen wären etwa die Erkennung von Datenmanipulation durch selbstverifizierende Daten oder die Schaffung von KI-Systemen, die transparente und nachvollziehbare Entscheidungen ermöglichen.


«Das Thurgauer Institut für Digitale Transformation wird eines der weitreichendsten Themen unserer Zeit erforschen: der Mensch in der Datengesellschaft», sagt Katharina Holzinger. Auch Sabine Rein freut sich über das zweite An-Institut und die Möglichkeit, digitale Innovationen in der Vierländerregion am Bodensee voranzutreiben. «Die Hochschule Konstanz ist speziell mit dem Kanton Thurgau eng verbunden, der nur wenige Gehminuten von unserem Campus entfernt ist», sagt sie. «Die digitale Transformation ist wesentliches Handlungsfeld unseres Struktur- und Entwicklungsplans.»



IHK gab den Anstoss


Den Anstoss zur Gründung eines solchen Forschungsinstituts im Bereich Digitalisierung gab die Industrie- und Handelskammer Thurgau (IHK). Im Rahmen ihres Projekts für den Digital & Innovation Campus sah sie neben weiteren Modulen ein solches Forschungsinstitut vor. Eine Arbeitsgruppe der beiden Konstanzer Hochschulen unter Leitung des Amts für Mittel- und Hochschulen des Kantons Thurgau erstellte daraufhin ein Betriebskonzept. Da die Thurgauische Stiftung für Wissenschaft und Forschung als Betreiberin der bereits bestehenden An-Institute die etablierte Kooperationsplattform zwischen dem Kanton Thurgau und den Konstanzer Hochschulen ist, war sie von Anfang an als Trägerin auch des TIDIT vorgesehen.


«Als regionaler Wirtschaftsverband tragen wir dazu bei, dass das Innovationspotenzial des Kantons ausgebaut wird. So wandern clevere Köpfe nicht ab und unsere Unternehmen können von angewandter Forschung profitieren», sagt IHK-Präsidentin Kristiane Vietze. Der Digital & Innovation Campus Thurgau wird ab 2024 in Kreuzlingen aufgebaut. Es handelt sich um eines jener Projekte, die aus dem Erlös des Verkaufs von Partizipationsscheinen der Thurgauer Kantonalbank mitfinanziert werden. Ein Teil der für den Campus vorgesehenen Mittel dient der Finanzierung des TIDIT.


 


Thurgauer An-Institute


Bisher bestanden drei Thurgauer An-Institute an den Konstanzer Hochschulen. Dabei handelt es sich um das Biotechnologie-Institut Thurgau (BITg) in Kreuzlingen und das Thurgauer Wirtschaftsinstitut (TWI) ebenfalls in Kreuzlingen sowie das Institut für Werkstoffsystemtechnik Thurgau (WITg) in Tägerwilen. Das BITg und das TWI sind An-Institut der Universität Konstanz, des WITg ist ein An-Institut der HTWG Konstanz.


Ein An-Institut ist zwar akademisch, nicht aber organisatorisch an einer Hochschule verankert. Getragen und finanziert wird ein solches Institut von einer hochschul-externen Institution. Rechtsträgerin der Thurgauer An-Institute ist die Thurgauische Stiftung für Wissenschaft und Forschung. Sie ist 1999 vom Thurgauer Regierungsrat gegründet worden. Der Stiftungsrat trägt die strategische Verantwortung über die Institute und genehmigt unter anderem ihre jährlichen Forschungsprogramme und Budgets.


Von den An-Instituten profitieren der Kanton Thurgau und die Konstanzer Hochschulen gleichermassen: Der Kanton Thurgau kann die Schweizerische Forschungslandschaft mit eigenen Universitäts- und Fachhochschul-Instituten bereichern und beispielsweise Unternehmen auf spezifischen Gebieten bei forschungsbasierten Innovationen unterstützen. Gleichzeitig können die Konstanzer Hochschulen ihr akademisches Angebot gezielt ausbauen und die wissenschaftliche Kompetenz der An-Institute für sich beanspruchen. 


(id)