Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 09.02.2022

Nähmaschinen und Bücher für die Mongolei

Anita Fahrni ist eng mit dem Land verbunden

Über eine Gratis-Kleinanzeige in der Frauenfelder Woche hat die ehemalige Kantonsrätin Anita Fahrni vor Weihnachten nach gebrauchten, aber noch funktionstüchtigen Nähmaschinen gesucht – mit Erfolg. Elf Stück bekam sie, die nun an Frauen in der Mongolei gehen. Das ist nur ein kleiner Teil von Anita Fahrnis Engagements für das Land im fernen Osten.

 

 

Anita Fahrni ist begeistert, dass sie in kurzer Zeit elf Nähmaschinen bekommen hat, mit denen Frauen in der Mongolei zukünftig etwas Geld verdienen können. «Ich freue mich riesig, dass sich so viele auf die Kleinanzeige gemeldet haben», sagt die 78-Jährige. Wegen der Corona-Pandemie sei die Arbeitslosigkeit in der Mongolei nochmals gestiegen. Dabei war die Situation zuvor bereits sehr besorgniserregend. Wegen der Pandemie verspätet sich auch die Lieferung der Maschinen in die mongolische Hauptstadt Ulaanbaatar um einige Wochen. Von dort aus sollen sie dann von einem ortsansässigen Schweizer zuverlässig verteilt werden. «Eigentlich sollten die Nähmaschinen bereits Mitte Februar dort ankommen. Nun gehen sie aber dann erst auf die zweimonatige Schiffsreise», erklärt Anita Fahrni.

Jedes Jahr einen Monat
Seit 1998 reist Anita Fahrni jährlich in die Mongolei. Seit Corona hatte sie die Möglichkeit leider nicht mehr. «Im Herbst hoffe ich aber wieder gehen zu können», sagt sie voller Hoffnung. In ihrer Vergangenheit hat sie über zwei Dutzend Container mit Schulmaterial in die Mongolei geschickt und auch 108 junge Studentinnen unterstützt, ein Jahr in der Schweiz die Kantonsschule oder die pädagogische Hochschule zu besuchen. Anders herum hat sie immer wieder Leute gesucht und vermittelt, die in die Mongolei reisen und dort Englisch oder Deutsch unterrichten. Die Arbeit mit den Studentinnen hat sie vor vier Jahren weitergegeben, die Kontakte mit Schulen pflegt sie aber noch immer. Wie sie sagt, werden derzeit auch wieder Personen gesucht. Sie könne es jedem nur herzlich empfehlen: «Das Erlebnis, das Land und die Menschen von dieser Seite kennenzulernen, ist einzigartig und eine Erfahrung wert», ergänzt sie.

Bücher für Jugendliche
In den letzten zwei Jahren hat Anita Fahrni Bücher auch für mongolische Jugendliche geschrieben. Darin nimmt sie Themen auf, mit denen sich die Jugendlichen identifizieren können. Es geht um Mobbing, Alkoholismus, Häusliche Gewalt, Naturschutz, Gewalt, Freundschaft oder ungleiche Behandlung. «Ich versuche, die Themen subtil rüber zu bringen, aber so, dass sie etwas daraus lernen können», sagt Anita Fahrni dazu. Derzeit befindet sie sich in den letzten Zügen des vierten Buches. Diese Bücher zu schreiben, falle ihr leicht «und es macht unheimlich Spass». Alle vier wurden durch Thurgauerinnen professionell illustriert und dann in einer Auflage von 10 000 Stück in der Mongolei gedruckt und gratis an Jugendliche in den Provinzen ausserhalb von Ulaanbaatar verteilt. Wegen der Armut sind Bücher in diesen Regionen Mangelware, und solche für Jugendliche und junge Erwachsene sowieso. «Das wollte ich ändern und die Rückmeldungen, die ich erhalte, sind sehr positiv und motivieren mich, weiterzuschreiben», sagt sie. Die Bücher sind übrigens in Englisch geschrieben und im hinteren Teil in Mongolisch übersetzt, «dass die ganze Familie etwas davon hat», so Anita Fahrni.

Weitere Bücher in Arbeit
Die Bücher kosten natürlich Geld, wie Anita Fahrni sagt. Weil sie kein Verein oder eine Organisation sei, bekomme sie keine grossen Unterstützungsgelder. Der Kulturpool Regio Frauenfeld sowie die Kiwanis Clubs Frauenfeld und Weinfelden und diverse private Gönner würden sie und die Produktion der Bücher aber unterstützen. «Es ist nicht leicht, immer das nötige Geld zusammenzukriegen. Aktuell habe ich bereits fünf weitere Geschichten bereit. Drei sind schon illustriert und zwei beim Grafiker für das Layout. Spenden sind also jederzeit willkommen», sagt sie und schmunzelt optimistisch.

Michael Anderegg

Kontakt: asmfahrni@gmail.com


Faszination für ein fremdes Land
Die Verbindung von Anita Fahrni zur Mongolei geht weit zurück. Sie kam durch einen Freund, mit dem sie einst in Taiwan unterrichtete, in das Land, das zwischen Russland und China liegt. Sie sollte dort die Aktiven Mongolinnen kennenlernen. Mit dieser Frauenrechtsorganisation baute sie ab 1998 ein aktives Netzwerk auf, denn sie sah beim ersten Besuch, «dass man hier einiges tun und helfen kann», erzählt sie. Gesagt, getan.
(mra)

 

 

Nähmaschinen und  Bücher für die Mongolei