Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 02.02.2022

Samuel Giger ist nur sehr schwer zu stoppen

Samuel Giger hat im letzten Jahr eigentlich fast alles gewonnen, was es zu gewinnen gab. Als Gast beim Panathlon Club Thurgau blickte er nun zurück und in die Zukunft.

 

 

Der für den Schwingclub Ottenberg im Einsatz stehende Samuel Giger gab im Kongresszentrum Thurgauerhof in Weinfelden in seiner ruhigen Art Auskunft. An seine ersten Banden mit dem Schwingen hat der bald 24-Jährige vage Erinnerungen: «Mein Vater war Eidgenössischer Kranzschwinger, darum war ich früh auf den Festplätzen mit dabei». Sämis Begleiter war und ist noch immer Simon Schild, er ist nicht nur Onkel und Götti, sondern sein erster Ansprechpartner beim Training und am Anlass. Schild sagt als Technischer Leiter des Schwingclubs am Ottenberg: «Er ist sicher unser Zugpferd, aber wir haben eine Supertruppe beisammen. Wir haben zum Glück die Corona-Pandemie ganz gut überstanden».

Statt Schlussgang Dopingkontrolle
Vor bald sechs Jahren, am Eidgenössischen in Estavayer, kam das riesengrosse Talent Giger in eine spezielle Situation: «Für mich war das Fest eigentlich vorbei. Meinen achten Gang hatte ich erfolgreich hinter mir und war auf dem Weg zu meiner ersten Dopingkontrolle. Dort habe ich den Schlussgang zwischen dem späteren König Matthias Glarner und Armon Orlik am Handy verfolgt. Es war mir nicht wirklich bewusst, dass ich bei einem Gestellten Schwingerkönig geworden wäre». Es wurde der hervorragende zweite Platz. 2019 in Zug galt der junge Thurgauer als einer der grossen Favoriten. Es kam wohl infolge des enormen Drucks ganz anders: Er verlor den ersten und dritten Gang. Der Titel war weg. Schild zur damaligen Situation: «Sämi hat sich buchstäblich selber geschlagen». Was meint der Betroffene? «Die hohen Erwartungen machten mir offensichtlich mehr als erwartet zu schaffen. Aber mit einem phantastischen zweiten Tag konnte ich mich noch auf den vierten Rang vorarbeiten».

Hochkarätige Erfolge
Am 24. März wird Samuel Giger erst 24 Jahre alt und trotzdem hat er schon 46 Kränze ergattert. Erfreulicherweise schon zwei Eidgenössische. Dazu kommen zehn an Teilverbands- und bereits 13 an Bergfesten sowie 21 an Kantonalen. Der 194 cm grosse und 120 Kilogramm schwere Superathlet mit Schuhgrösse 48 hat eine fast unglaubliche Saison 2021 hinter sich. Mit dem absoluten Höhepunkt am nur alle sechs Jahre stets im September ausgetragenen Kilchberger Schwinget, der allerdings keinen Kranz, aber unheimlich viel Prestige einbringt. Sämi stand bei der 17. Austragung punktgleich auf Platz 1a vor Damian Ott und vor Fabian Staudenmann. In der 94-jährigen Geschichte dieses speziellen Festes gab es vorher nie einen Mehrfach-Sieger. Die drei vorherigen Gewinner hiessen: Matthias Sempach, Christian Stucki und Jörg Abderhalden. Nur der legendäre Karl Meli konnte bisher zweimal triumphieren (1967/73).

Schwinger des Jahres
Samuel Giger heimste neben dem Kilchberger sieben weitere Festsiege ein. Am Nordostschweizerischen, am Schwägalp- und Rigi-Schwinget sowie an den Kantonalen im Thurgau (nach Sieg im Schlussgang über Domenic Schneider auf Rang 1a, punktgleich mit Werner Schlegel), St. Gallen, Schaffhausen und Solothurn. Daher war es logisch, dass der Thurgauer von der Fachzeitschrift «Schlussgang» zum Schwinger des Jahres gekürt wurde. Der Ottoberger erreichte satte 29 Prozent der Stimmen und liess Damian Ott (23) und Nick Alpiger (14) klar hinter sich. Da fragt man sich schon, wie geht es im 2022 für den Mittelthurgauer weiter? Das Kantonale findet am 1. Mai in Müllheim statt. Der absolute Höhepunkt folgt im August mit dem Eidgenössischen in Pratteln. Schon jetzt sagt Giger ruhig: «Wenn alles so super verläuft wie in der letzten Saison, dann ist es logisch, dass alle auf mich schauen werden». Einen Titel kann Giger vielleicht schon am 11. Februar im Pentorama in Amriswil feiern: Er ist ein heisser Kandidat für den «Thurgauer Sportpreis».

Ruedi Stettler