Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 01.12.2021

Tierfiguren treffen auf ihre Doppelgänger

«Wir wollen nur spielen!» heisst die neuste Ausstellung im Naturmuseum Thurgau

Die neuste Ausstellung im Naturmuseum – seit Freitag ist sie geöffnet – beschäftigt sich mit Tieren. Genauer mit Figuren und Puppen davon. Die Ausstellung «Wir wollen nur spielen!» soll deren Unterschiede aufzeigen.

 

 

Ob Puppe auf der Bühne oder Präparat im Museum: Beide haben denselben Zweck. Sie sollen das dargestellte Tier zum Leben erwecken. Das tun sie auf unterschiedliche Art und Weise. «Man könnte meinen, Puppenspieler und Museum haben sich thematisch nichts zu sagen, dem ist aber überhaupt nicht so», sagte Hannes Geisser, Museumsdirektor des Naturmuseums, kurz vor Ausstellungsstart. In «Wir wollen nur spielen!» trifft das tierische Theaterensemble der Thurgauer Puppenspielerin Rahel Wohlgensinger auf seine naturgetreuen Vorbilder.

Eine Geschichte erzählen
Die Tierpuppe verkörpert die ihr zugedachte Rolle in einer Geschichte. «Das Tier wird zur Projektionsfläche, ihm werden menschliche Charakterzüge oder Absichten zugeschrieben», erklärt Hannes Geisser. Die Puppenspielerin erweckt die Puppe zum Leben. Anders ist das beim Tierpräparat: «Es konserviert das Original. Ziel ist die möglichst lebensechte Nachbildung in einer bestimmten Position oder Bewegung», so der Museumsdirektor. Man orientiert sich an biologischen Tatsachen und eine Geschichte findet nur im Kopf statt. Die Ausstellung beschäftigt sich mit den Fragen: Was haben Puppe und Präparat gemeinsam, worin unterscheiden sie sich? Wie werden sie gebaut und was lässt sie lebendig werden? Von der Weihnachtsgans Auguste über Herr Eichhorn bis zum alten Esel: Die Puppen stehen ihren lebensechten Artgenossen direkt gegenüber. «Es ist faszinierend, sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen. Wir müssen das immer wieder tun, wenn wir eine neue Puppe anfertigen lassen», erklärt Rahel Wohlgensinger. Als Beispiel dient die Augenposition. «Während viele Tiere ihre Augen seitlich am Kopf haben, ist es wichtig, dass sie bei Puppen nach vorne gerichtet sind, um Blickkontakt mit dem Publikum zu schaffen», so die Puppenspielerin.

Viele Vergleiche
Beim Planen einer Puppe stellt sich immer die Frage, was sie auf der Bühne können muss. Muss sie sich bewegen und verschiedene Outfits haben, muss sie für eine Hand Platz bieten oder muss sie nur den Kopf drehen? Um die Arbeit hinter den Puppen und Präparaten zu zeigen, stehen in der Ausstellung auch zwei Arbeitsbereiche direkt nebeneinander. «Es ist auf den ersten Blick nicht einfach zu erkennen, wo nun der Puppenbauer und wo der Präparator sitzt», so Hannes Geisser.
Neben all ihren Unterschieden haben Tierpuppen und -figuren auch so manches gemeinsam. Unter anderem suchen beide das Publikum. Und im Naturmuseum werden sie nun bis am 30. Januar 2022 fündig. Die Ausstellung wird umrahmt mit szenischen Führungen, einem Tischgespräch und einem Puppenbastelworkshop.

Michael Anderegg

www.naturmuseum.tg.ch