Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 06.06.2018

«Dieser Moment war überwältigend»

Die neue Gemeinderatspräsidentin Barbara Dätwyler Weber im Interview

Gerade mal zwei Jahre nach ihrem Eintritt in den Gemeinderat ist Barbara Dätwyler Weber (SP) seit letztem Mittwoch bereits höchste Frauenfelderin. In ihrem Amtsjahr möchte sie gerne mehr Frauen, junge und auch voll im Berufsleben stehende Personen motivieren, in die Politik zu gehen.

 

 

Barbara Dätwyler Weber, was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie vorne auf dem Stuhl der Ratsvorsitzenden Platz nahmen?
Ich hatte grosse Freude, es war überwältigend – was für ein Ausblick, und das für mich als Bernerin! Ich habe mich sehr gefreut über die ehrenvolle Wahl zur Gemeinderatspräsidentin.

Und wie war die nachfolgende Feier?
Es war eine tolle Wahlfeier im Restaurant La Terrasse mit hervorragendem Essen und Wein, vielen Reden und Geschenken und einer herzlichen Atmosphäre querbeet durch alle Fraktionen. Es war ein unvergessliches Erlebnis, und ich danke nochmals allen sehr herzlich, die dazu beigetragen haben. Ich genoss es in vollen Zügen.

Wie haben Sie sich auf das Amt als Gemeinderatspräsidentin vorbereitet?
Ich wurde von alt Gemeinderatspräsidentin Susanna Dreyer, meiner Fraktion und von Herbert Vetter, dem Gemeinderatssekretär, sehr gut ins Amt eingeführt. Ich erhielt Drehbücher, konnte alle Fragen stellen und meine Wissenslücken aufarbeiten.

Was haben Sie sich vorgenommen für dieses Amt?
Ich möchte gerne mehr Frauen, junge und auch voll im Berufsleben stehende Personen motivieren, in die Politik zu gehen, zu gestalten und sich einzusetzen. Es soll möglich sein, Familie, Beruf und Politik unter einen Hut zu bringen und solche Ämter mit Enthusiasmus und Mut und dem nötigen Respekt anzupacken. Wir brauchen sie alle, ganz nach dem Motto der Sozialdemokraten.

Sind bereits Geschäfte in Sicht, vor denen Sie Respekt haben?
Ja, ich habe Respekt – vor allem wenn es um so heisse Eisen wie die Stadtentlastung und die Belebung der Innenstadt geht, die politisch kontrovers diskutiert werden. Da braucht es Fairness und gegenseitige Akzeptanz im Rat, und diese zu gewährleisten, ist nun für ein Jahr meine Aufgabe. Wir sind im letzten Jahr der Legislatur und ich wünsche mir etwas weniger Rücktritte als bei meinen Vorgängerinnen.

Fällt es Ihnen leicht, die Sitzungen lediglich zu leiten und nicht mehr debattieren zu können? Immerhin sind Sie im Rat eine fleissige Rednerin.
Ja, da haben Sie mich erwischt... Dies wird höchstwahrscheinlich eine grössere Herausforderung als gedacht, denn ich sage meine Meinung gerne geradeheraus. Als Gemeinderatspräsidentin darf man das aber nicht und ich werde mich an den Ehrenkodex halten, wie alle anderen vor mir auch.

Nach zwei Jahren im Gemeinderat sind Sie bereits höchste Frauenfelderin – was bedeutet Ihnen das?
Tja, was soll ich sagen. Es freut mich als Frau und SPlerin diese Chance zu erhalten, und ich werde von meiner Fraktion sehr unterstützt. Dieses Vertrauen nach zwei Jahren im Rat schon erreicht zu haben, war aber auch Arbeit, eine grosse Freude sowie Spass bei den Feierabend-Bieren.

Welche Beziehung haben Sie zu Frauenfeld?
Ich lebe nun schon 22 Jahre im Thurgau, mein halbes Leben, und das hier ist mein Zuhause geworden. Hier fühle mich heimisch mit Familie und Freunden. Frauenfeld ist eine Stadt mit der richtigen Grösse für mich, erinnert mich an Burgdorf, wo ich aufgewachsen bin. Ich bin hier mit viel Wohlwollen und Freundlichkeit aufgenommen worden, trotz sprachlichen Hindernissen! Ich schätze das familienfreundliche Angebot mit Schule, Freizeit und Natur in nächster Nähe. Frauenfeld ist als Hauptstadt lebendig und aufgeschlossen – genau so wie die Gemeinderatspräsidentin auch!

Interview: Andreas Anderegg




Vierte Frau in Folge
CVP-Gemeinderatspräsidentin Susanna Dreyer wurde an der Wahlsitzung vom 30. Mai aus dem Präsidium verabschiedet. In der Folge wählte der Rat mit 38 Ja-Stimmen und zwei Enthaltungen SP-Gemeinderätin Barbara Dätwyler Weber als neue Präsidentin. Als Vizepräsidentin stellte sich SVP-Gemeinderätin Severine Hänni zur Verfügung. Bei ihrer Wahl wurden 37 Ja-Stimmen und drei Enthaltungen gezählt. Die 31jährige Hänni politisiert seit 2015 im Gemeinderat Frauenfeld. (fs)