Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 26.04.2017

Interview mit Jürg Schumacher, Gemeindepräsident von Märstetten

Märstetten wächst und wächst. Wieviele Einwohner zählen inzwischen zu Ihrer Gemeinde?

 

 

Der nächste, grosse «Rutsch» wird wohl erst in der zweiten Hälfte dieses Jahres kommen. Auf diesen Zeitpunkt werden die meisten der neuerstellten Mehrfamilienhäuser bezugsbereit sein. Aktuell geniessen rund 2800 Einwohnerinnen und Einwohner die Vorzüge unserer gut gelegenen und schönen Gemeinde.

Welche aktuellen Projekte haben obere Prioritäten?
Seitens der politischen Gemeinde sind abgesehen von Strassensanierungen und der anstehenden Erneuerung der Bühnenbeleuchtung der MZH Weitsicht keine grösseren Investitionen geplant. Für die beiden Erschliessungsprojekte in Ottoberg wird ein neuer Anlauf unternommen. Letztlich muss aufgrund von Gesetzesänderungen auch die Teilrevision der erst 2009 in Kraft gesetzten Ortsplanung bereits wieder in Angriff genommen werden. Die Erneuerungen von Kantonsstrassen wurden seitens des Tiefbauamtes erneut um jeweils ein Jahr nach hinten verschoben. So soll aus Finanzierungsgründen die Weinfel­derstrasse erst ca. 2019 saniert und die Bahnhofstrasse etwa ab 2020 neu gebaut werden.
Bei den Werken laufen die Werterhaltungs- und Erneuerungsmassnahmen planmässig: Beim Elektrizitätsnetz wird bereits rund die Hälfte aller Haushalte mittels SmartMetern fernausgelesen. Die Umrüstung soll wie langfristig geplant gegen Ende 2018 abgeschlossen sein. Märstetten ist dann bereits auf die neuen Vorgaben der Energiestrategie 2050 bestens vorbereitet. Bei der Wasserversorgung werden jährlich für rund 400 000 Franken alte Leitungen ersetzt – mit dem Ziel, in absehbarer Zeit alle alten, korrosions- und bruchanfälligen Guss­leitungen durch moderne PE-Systeme ersetzen zu können.

Wohn zielt die weitere Entwicklung Märstettens?
In den «Leitideen und Zielen» für die Legislatur 2015 – 2019 bekennt sich der Gemeinderat einhellig dazu, dass sich Märstetten in seiner weiteren Entwicklung klar als Wohngemeinde positionieren soll und dass die Ortsbilder in unseren unterschiedlichen Dörfern als Marken gepflegt und erhalten werden sollen. Wörtlich heisst es dazu: «Unser Stolz und unsere Trümpfe sind die Natur, unsere Grünflächen in und zwischen den Dörfern und die natürlichen Erholungs­gebiete». Der Gemeinderat will Märstetten als politisch eigenständige Gemeinde und als wichtigen zentralen Ort im Wirtschaftsraum Thurtal für regionale Dienstleistungen erhalten.

Welche Wünsche sind noch offen?
Am 1. Juni 2007 wurde ich zum Gemeindeammann von Märstetten gewählt. Meine erste Neujahrsansprache stellte ich unter das Motto «Mit­­einander reden – gemeinsam geht’s besser!»und zitierte aus einem Gedicht von Peter Rosegger unter anderem folgende Zeilen:

«Ein bisschen mehr Friede und weniger Streit.
Ein bisschen mehr Güte und weniger Neid.
Ein bisschen mehr Liebe und weniger Hass.
Ein bisschen mehr Wahrheit – das wäre was!»

Ich werde auf den 1. Juni 2019 mein Amt in neue Hände legen. Aber mein Wunsch nach mehr Friede, mehr Güte, mehr Liebe und mehr Wahrheit wird wohl auch nach meinem Ausscheiden unverändert seine Berechtigung behalten. Schade eigentlich, dass es uns Menschen offenbar dermassen gut geht, dass wir bewusst oder unbewusst Konflikte suchen und schüren müssen, um uns lebendig zu fühlen.

Herzlichen Dank für das Interview und alles Gute. (mo)