Frauenfeld · 02.07.2025
Neues Hausaufgaben-Konzept an der Primarschule Gachnang
Hast du deine Hausaufgaben gemacht? Diese Frage versetzt wohl so manchen Schüler, so manche Schülerin in Stress. Meist werden sie durch einen Elternteil gestellt. Im schlimmsten Fall wartet Mutter oder Vater zu Hause, wenn das Kind von der Schule kommt, mit der Frage: Was habt ihr heute für Hausaufgaben?

zu Hause zu erledigen oder die Weigerung dessen sorgen für Ärger, nicht nur zwischen Eltern und Kindern, sondern auch in der Schule. Die Folgen seien Ärger in der Schule oder dass gar die Eltern entnervt die Aufgaben ihrer Kinder erledigten. «Doch das ist nicht förderlich. Kinder müssen lernen, Aufgaben eigenständig zu erledigen, das brauchen sie später im Leben», so Schulleiter der Primarschule Gachnang, Rolf Fuchs. Deshalb hat die Primarschule Gachnang die klassischen Hausaufgaben abgeschafft und durch Lernaufgaben ersetzt. Ab dem neuen Schuljahr gibt es an der Primarschule Islikon/Gachnang durch ein neues Konzept: «LLL». Die Buchstaben stehen für Lernaufgaben, Lernzeiten und Lerngespräche. So wird die Lernförderung besser in den Alltag integriert.
Jeden Tag um 7.30 Uhr besteht nun die Möglichkeit für Kinder, ihre Aufgaben in der Schule zu erledigen. Dies findet im jeweiligen Klassenzimmer mit der jeweiligen Lehrperson statt, erklärt Schulleiter Rolf Fuchs. Hausaufgaben werden zu Lernaufgaben und Lernzeiten.
Wie das Konzept entstand
Schulleiter Rolf Fuchs berichtet, dass es schon seit einiger Zeit Lehrpersonen gegeben habe, die den Schülerinnen und Schülern aus «good will» angeboten haben, vor der Schule um sieben Uhr ihre Hausaufgaben zu erledigen. Das habe ganz gut funktioniert. Denn einige Schülerinnen und Schüler können sich zu Hause nicht konzentrieren oder finden dort nicht die nötige Ruhe. Auch Kindern mit ADHS falle es schwer, ihre Hausaufgaben daheim zu erledigen, so der Schulleiter. Im Lehrerkollegium wurde die Möglichkeit des «LLL»-Konzepts ausführlich besprochen. Anschliessend wurden Weiterbildungen besucht, Studien über Hausaufgaben zu Rate gezogen und schliesslich das Konzept erstellt. Dieses wurde bereits an einem Info-Abend vorgestellt, zu diesem kamen 450 Eltern.
LLL ist freiwillig. «Die Schülerinnen und Schüler können selbst entscheiden, ob sie ihre Hausaufgaben zu Hause erledigen oder um 7.30 Uhr in der Schule.» Für alle, die die Aufgaben zu Hause erledigen, beginne die Schule um 8 Uhr. Die tägliche halbe Stunde sei allerdings nicht nur für Lernaufgaben da. «Die Schülerinnen und Schüler können Fragen an ihrer Lehrperson stellen, gemeinsam lernen oder sich einen Sachverhalt nochmals erklären lassen.» Ausserdem gibt es die Lerngespräche, in denen sich der Lehrer unter vier Augen ganz individuell einem Kind widmen kann und Fortschritte wie auch Probleme besprochen werden können.
Lernaufgaben sind Aufgaben, die erledigt werden müssen. Zum Beispiel ein Plakat fertig gestalten oder eine Matheaufgabe lösen. Also das Fertigmachen, das eine Lehrperson braucht, um im Unterricht fortfahren zu können. «Natürlich können Schülerinnen und Schüler, die in der 6. Primarklasse sind, nicht alles in 30 Minuten erledigen», so Rolf Fuchs. Dass zu Hause noch gelernt werden müsse, sei unumgänglich, dies werde in den Lernzeiten erfüllt.
Für Lehrpersonen ist das neue Konzept als eine erhebliche Entlastung gedacht. Ein ganz wichtiger Punkt sei, dass die Lehrperson sieht, was das Kind begriffen hat. Der Zeitaufwand für das Einschreiben, Erklären, allfällige Korrekturen und das Verteilen von Material während des Unterrichts wird reduziert. Zeitlich und organisatorisch werden die Lehrpersonen also entlastet. Das Nachrennen bei nicht gemachten Hausaufgaben entfalle grösstenteils. Die Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern wird gefördert, weil weniger Druck ausgeübt werden muss. Alle Klassenlehrpersonen handhaben es nun gleich, was zu weniger Konflikten mit den Eltern führt. Wichtig ist die Absprache zwischen Klassen- und Fachlehrpersonen, was wann geübt wird, und welche Lerninhalte relevant sind wie beispielsweise Lesen, Einmaleins oder Vokabeln. Mehr Zeit bleibt für das Wesentliche, für Projekte oder für Übungsphasen während des Unterrichts. Die Automatisierung von Inhalten durch regelmässiges Üben muss auch mit dem neuen Konzept weiterhin stattfinden können, damit die Förderung nachhaltig wirkt, heisst es in dem Konzept.
Elke Reinauer