Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 02.07.2025

Grünes Licht für Verkehrskonzept Ost

Gemeinderat stimmt Kreditanträgen zu

Es ist ein Mammut-Projekt, das in Frauenfeld umgesetzt werden soll: Das Verkehrskonzept Ost, ein Projekt von Bund, Kanton und Stadt, soll eine bessere Verkehrslenkung umsetzen und den Fuss- und Veloverkehr fördern. Ausserdem soll es entlasten: Die wachsende Bevölkerung Frauenfelds sorgt für mehr Verkehr auf den Strassen. Besonders zu den Stosszeiten stehen viele Autofahrer im Stau. Im Verkehrskonzept heisst es, das Strassennetz sei am Ende seiner Lebensdauer angelangt und vertrage nur noch 5000 Verkehrsteilnehmer.

 

 

Das Verkehrskonzept betrifft folgende Strassen: Oststrasse, Zürcherstrasse Ost, Zürcher- und Bahnhofstrasse sowie die Langfeldstrasse und die Oberkirchstrasse. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf 65,1 Millionen Franken. In seiner jüngsten Sitzung stimmte der Frauenfelder Gemeinderat nun über die städtischen Anteile der Kreditanträge für die fünf Vorhaben ab. In der vorausgegangenen Debatte ging es dabei auch um den Landerwerb, den der Kanton deswegen vorhat. Besonders davon betroffen sind die Gewerbetreibenden in der Zürcherstrasse. Hier wurde vonseiten des Gemeinderats an die Stadt appelliert, nachzujustieren und das Gespräch mit dem Kanton zu suchen, der den Landerwerb durchführen wird.
Das Projekt in Kürze: Die beiden Kreisel Swisscom und Tower werden zu lichtsignalgesteuerten Kreuzungen umgebaut. Die Oststrasse wird verbreitert und erhält durchgehend zwei Fahrspuren stadtauswärts. Baulich getrennte Fuss- und Velowege verbessern die Sicherheit erheblich. Während der Bauzeit wird der Verkehr über die Autobahn umgeleitet.


Breitere Strasse
Auf der Zürcherstrasse Ost zwischen Towerkreisel und Lindenspitz wird ein Mehrzweckstreifen in der Fahrbahnmitte als Querungshilfe angelegt. Beidseitig entstehen 1,50 Meter breite Velostreifen und das Trottoir wird auf 2,50 Meter verbreitert. Am Knoten Langdorfstrasse wird eine neue Lichtsignalanlage zur besseren Verkehrssteuerung angebracht. Weiter soll der Lindenspitz für den gesamten Verkehr geöffnet werden, was den Verkehr von der Erchinger- auf die Zürcherstrasse verlagert. Lichtsignalanlagen am Lindenspitz und bei der Oberkirchstrasse regulieren den Verkehrsfluss. Das Linksabbiegen von der Bahnhof- in die Erchingerstrasse wird nur noch für Velos erlaubt. Auf der Langfeldstrasse wird der bereits begonnene Ausbau mit Mehrzweckstreifen und separater Busspur zu Ende gebracht. Der Veloverkehr darf die Busspur mitnutzen. Dies verbessert die Fahrplanstabilität und die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmenden. Auf der Oberkirchstrasse wird neu ein zwei Meter breites Trottoir gebaut, dieses hat über 70 Meter Länge und liegt am südlichen Strassenrand. Dies macht den Schulweg zum Schulhaus Langdorf sicherer, da Schüler nicht mehr die Strasse queren müssen. Eine Stützmauer wird entlang des Trottoirs errichtet.


Die Kosten
Die Gesamtkosten für Stadt, Kanton und Bund betragen 65,1 Millionen Franken. Davon kommen 8,45 Millionen auf die Stadt Frauenfeld zu. Von diesen sind 4,13 Millionen gebundene Kosten, diese muss die Stadt ohnehin für die Strassensanierungen erbringen. Da es sich um gebundene Kosten handelt, kann der Stadtrat darüber befinden. Weitere 4,32 Millionen Franken für die Aufwertung sind ungebundene Kosten, das heisst, darüber stimmte der Gemeinderat ab. Aus dem Agglomerationsprogramm gibt es 2,9 Millionen Zuschuss. Der Betrag darf aber von Gesetzes wegen im politischen Prozess nicht berücksichtigt werden.


Die Debatte
Robin Goldinger sprach im Namen der FDP-Fraktion, die das Projekt grundsätzlich begrüsse. Doch für den Fuss- und Veloverkehr blieben einige Fragen unbeantwortet. Zum Beispiel: Welche konkreten Annahmen zur Siedlungsentwicklung liegen dem Konzept zugrunde? Welche Verkehrsprognosen stehen hinter den Kreuzungsumbauten, welche Varianten wurden geprüft? «Uns fehlt eine transparente Darstellung der Kosten und Nutzen.» So werde die Sanierung und Aufwertung der Bahnhof- und Zürcherstrasse angekündigt, aber nicht konkret beschrieben, monierte er.
Ausserdem kritisierte die FDP die geplante Öffnung des Lindenspitz, diese Lösung sei kaum praktikabel. Die Öffnung Lindenspitz verlagere den Stau Richtung Vorstadt, Bauzeit und flankierende Massnahmen seien vage, es fehle ein zeitlicher Horizont. Ein detailliertes Konzept für die Bauphase sei dringend erforderlich.
Stefan Thalmann sprach für die Fraktion CH/GLP/Grüne. Der Fraktion sei es wichtig, dass neue Lichtsignalanlagen den Verkehr auf ein erträgliches Niveau regulieren, sagte er. Es soll nur so viel Verkehr in die Innenstadt fliessen, wie sie die Stadt vertragen könne. Er hob die Entlastung der Strassen durch das Projekt hervor und sagte, es weise ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis auf, deshalb befürworte die Fraktion es.


Landerwerb nötig
Niklaus Briner sprach für die Fraktion SVP/EDU: «Wir bezahlen wenig und erhalten viel», sagte er über das Projekt und die damit verbundenen städtischen Kosten. Das Bundesamt für Strassen (ASTRA) sehe sich vor dem Problem, dass zu Stosszeiten ein sehr hohes Verkehrsaufkommen in Frauenfeld Ost herrsche, das bereits vor der Autobahn-Ausfahrt zu Rückstau führe. Mit der neuen Verkehrsführung und Steuerung könne die Autobahn entlastet werden.
Er ging auf das Thema Landerwerb in der Zürcherstrasse ein. Denn die Strassenraumanpassung sei nur mit Landerwerb realisierbar. «Davon sind mehrere Gewerbetreibende betroffen. Kein Kunde besucht mit seinem Velo eine Karosseriewerkstatt und keiner transportiert eine WC-Schüssel mit Lavabo aus seiner Werkstatt an seinen Bestimmungsort.» (Hier spielte er auf die Gewerbetreibenden wie Schäfli und Dieterich an, für die das Projekt bauliche Folgen haben wird, so werden unter anderem Parkplätze wegfallen. Siehe gesonderter Bericht.) Es handle sich hier zwar um eine Kantonsstrasse, doch er mahnte den Stadtrat zur Wahrung der Interessen dieser Steuerzahler und der ebenfalls steuerzahlenden Mitarbeiter.
Man höre zwar von Bemühungen seitens des Stadtrats. «Aber wir wissen auch, dass sich Widerstand formiert hat.» Dieser könne das Projekt verzögern und somit würde im Getriebe des Verkehrskonzepts Ost ein Zahnrad fehlen. «Wir meinen, man sollte nachjustieren und nach erträglicheren Lösungen suchen», appellierte er. Ausserdem merkte er an: «Wir fragen uns auch, ob man seitens der Stadt auf Variantenentwicklung gedrängt hat, oder ob man die Begehrlichkeiten des Kantons über sich ergehen lässt.» Die Fraktion werde im Sinne des Gesamtinteresses, aber mit erhobenem Mahnfinger, dem Kreditbegehren zustimmen.


Baustart im nächsten Sommer
Stefan Eggimann (EVP) sagte, die Öffnung des Lindenspitz sehe man als Chance für den Verkehrsfluss und hoffe auf eine befriedigende Lösung für die Grundeigentümer. Auf die Bedürfnisse der Einwohner müsse eingegangen werden.
Andrea Hofmann Kolb vom Departement Bau und Verkehr ging auf die Wortbeiträge ein. Sie bezog unter anderem Stellung zu den Landverhandlungen: Dafür ist der Kanton zuständig. Die Landverhandlungen stellen allerdings für einige Gewerbetreibende ein grosses Problem dar. «Ich kann sagen, dass das Departement für Bau und Verkehr alles daran setzt, dass verträgliche Lösungen gefunden werden können. Wir sind in Kontakt mit Betroffenen. Uns ist das Gewerbe wichtig», hielt sie fest.
Wie geht es nach der Debatte im Gemeinderat weiter? Andrea Hoffman Kolb erläuterte, das Kantonsparlament werde ebenfalls über die Vorlage befinden, voraussichtlich im Dezember. Das Ziel sei, dass es im vierten Quartal eine koordinierte Auflage der Projekte vom Bund, Kanton und Stadt geben wird, dass parallel dazu Detail- und Ausführungsprojekte, wie bereits heute von der FDP schon gefordert, erarbeitet werden könne.
Ab dem ersten Quartal 2026 soll mit der Vergabe von Bauaufträgen begonnen werden. Mit einem koordinierten Baustart ist frühestens im Sommer 2026 zu rechnen. Der Gemeinderat stimmte allen Anträgen, bis auf eine Gegenstimme, zu.
Elke Reinauer