Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 25.06.2025

Begeisterndes Sommerkonzert: von Anton Bruckner bis Mozart

Das Sommerkonzert in der Evangelischen Stadtkirche Frauenfeld vom letzten Sonntagabend fand grossen Anklang. Zum zweiten Mal trat das Stadtorchester Frauenfeld zusammen mit dem Vokalensemble Cantucci auf.

 

 

Es fällt auf, dass gleich drei Werke des französischen Komponisten Gabriel Fauré (1845 – 1924) auf dem Konzertprogramm stehen. Faurés Kompositionen eignen sich besonders für ein Sommerkonzert.

Mit der Suite Masques et Bergamasques, op. 112, wurde der Konzertabend eröffnet. Gabriel Fauré wurde 1919 von der Opéra de Monte-Carlo mit der Komposition eines kurzen dramatischen Werkes beauftragt. Da er als Direktor des Pariser Konservatoriums nur wenig Zeit zum Komponieren hatte, verwendete er mehrheitlich Material aus seinen jungen Jahren. Aus vier der acht Einzelstücke für Monte-Carlo hat Fauré später die Suite Masques et Bergamasques zusammengestellt. Nur den vierten Satz hat er neu komponiert. So setzte er in diesem Satz auch die Harfe ein. Beeindruckend war der feierliche Schluss der Suite.

Im Gegensatz zur eher beschwingten Musik von Fauré stand die bekannte Motette «Locus iste a Deo factus est» von Anton Bruckner (1824 – 896). Das Vokalensemble Cantucci, unter der Leitung von Rebecca Heudorfer, verstand es, die tiefe Spiritualität des Werkes und die Atmosphäre der Ehrfurcht und des Staunens zum Ausdruck zu bringen.

Chor und Orchester traten nachher gemeinsam auf, in der bekannten Pavane, op. 50, von Gabriel Fauré aus dem Jahr 1887. Mich hat die Klangfülle des Orchesters, welche die Singstimmen wirkungsvoll unterstützt, sehr beeindruckt. 

Bei uns weniger bekannt ist der estnische Komponist Arvo Pärt (*1935). Von ihm wurde aus der Berliner Messe das Kyrie, Credo und das Agnus Dei vom Chor und Orchester vorgetragen. Die Streicher bildeten dabei das harmonische Fundament, umspielten bisweilen den Chor oder antworteten ihm.

Den Lobgesang «Nunc dimittis», ebenfalls von Arvo Prät, trug das Vokalensemble alleine vor. Beide Werke wurden im «Tintinnabuli-Stil» geschrieben. Der Begriff leitet sich vom lateinischen «tintinnabulum» für «Klingel, Schelle» her. Die «Tintinnabuli-Stimme» verwendet durchgehend die Töne eines einzigen Dreiklangs. Andere Stimmen bewegen sich im ganzen Tonraum. Die entstehenden Dissonanzen werden weder vorbereitet noch aufgelöst. Dadurch entsteht eine ruhende, meditative Atmosphäre. Die schwungvolle «Haffner-Sinfonie» von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 – 1791) führte die Zuhörer aus der besinnlichen Stimmung zurück mitten ins sommerliche Leben. Unter grossem Zeitdruck sollte Mozart eine Serenade für die Adelung Sigmund Haffners gestanden haben. Die sechssätzige Serenade arbeitete Mozart im Folgejahr zur viersätzigen Sinfonie um. Mit viel Enthusiasmus trug das Orchester, unter der versierten Leitung von Konradin Herzog, dieses feurige Werk vor und erntete dafür nicht enden wollenden Applaus.

Mit der Cantique de Jean Racine, op. 11, von Gabriel Fauré wurde das Sommerkonzert beendet. Den Cantique hat Fauré als 19-Jähriger komponiert und damit den ersten Preis eines Kompositionswettbewerbs seiner Schule erlangt. Mit diesem Loblied, vorgetragen von Orchester und Chor, fand das Abendkonzert einen würdigen Abschluss.
Dieses Sommerkonzert zeigte eindrücklich, dass sich das Zusammenwirken des Stadtorchesters Frauenfeld mit dem Vokalensemble Cantucci mehr als nur gelohnt hat.   Ulrich Flückiger