Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 19.03.2025

Wärmeverbund Felben-Wellhausen: lokale Energiewende mit Vorbildcharakter

 

 

Ein Vorzeigemodell für nachhaltige Energieversorgung im Thurgau
Der Wärmeverbund Felben-Wellhausen (WVF-W) hat sich seit seiner Gründung im Jahr 2010 zu einem Musterbeispiel für nachhaltige Energieversorgung entwickelt.


Was einst als lokale Initiative begann, ist heute ein florierendes Genossenschaftsprojekt, das die Gemeinde mit umweltfreundlicher Wärmeenergie versorgt und gleichzeitig einen bedeutenden Beitrag zur regionalen Energiewende leistet.


Zahlen belegen den Erfolg
Mit der Inbetriebnahme der ersten Zentrale am Bahnhof im Juni 2011 und der Erweiterung durch die Zentrale Süd im Jahr 2013 hat der WVF-W stetig expandiert.


Aktuell versorgt das Netzwerk 75 Liegenschaften – darunter 34 Einfamilienhäuser, 37 Mehrfamilienhäuser mit über 300 Wohnungen sowie nahezu alle öffentlichen Gebäude der Gemeinde. Im Jahr 2024 wurden beachtliche 3,1 Millionen Kilowattstunden CO2-freie Energie produziert und verkauft. Eine Erweiterung ist für dieses Jahr geplant und kann mit den bestehenden Zentralen realisiert werden.


«Mit diesem Anteil an erneuerbarer Energie nimmt unser Dorf in Bezug auf umweltfreundliche Energieproduktion eine Spitzenposition im Thurgau ein», betont der Genossenschaftspräsident, Werner Dietiker, stolz. Die ökologische Bilanz kann sich sehen lassen: Der Wärmeverbund ersetzt jährlich rund 460 000 Liter Heizöl und spart damit etwa 1.200 Tonnen CO2 ein.


Optimierung für die Zukunft
Die nächste Erweiterungsphase ist bereits geplant. Noch in diesem Jahr soll die Leistung der Zentrale Bahnhof von derzeit 2,2 auf vier Millionen Kilowattstunden gesteigert werden – und das mit der bestehenden Infrastruktur. Dabei wird die vorhandene Leistung optimiert, auch unter Berücksichtigung der neuen klimatischen Voraussetzungen, erklärt der Vorstand. Dieser Ausbau wird sich positiv auf die Wirtschaftlichkeit des Projekts auswirken, ohne die attraktiven Energiepreise von derzeit 15 Rappen pro Kilowattstunde und einen jährlichen Grundbeitrag von 25 Franken pro Kilowattstunde zu gefährden. Eine 48-Kilowatt-Photovoltaikanlage wurde im Januar 2023 in Betrieb genommen, diese stellt einen weiteren Schritt in Richtung Energieautarkie dar.


Nachhaltiges Finanzierungsmodell
Bemerkenswert ist das Finanzierungskonzept des WVF-W: Die Genossenschaft finanziert sich ausschliesslich über den Verkauf von Energie, die aus Wald-, Garten- und Landschaftspflegeholz der unmittelbaren Umgebung gewonnen wird. Abgesehen von kantonalen Beiträgen während der Bauphase, operiert der Verbund ohne öffentliche Subventionen. Von den bisher investierten rund drei Millionen Franken wurde ein wesentlicher Anteil durch private Darlehen gedeckt. Für die anstehende Erweiterung bietet die Genossenschaft interessierten Bürgern die Möglichkeit, Darlehen zu einem attraktiven Zinssatz von 1,5% zu zeichnen – eine Win-win-Situation für Anleger und die lokale Energiewende.


Mehrwert für Wald und Klima
Der Wärmeverbund schafft nicht nur klimaneutrale Energie, sondern unterstützt durch die nachhaltige Holznutzung auch die ökologischen Funktionen des Waldes. Das Holz stammt aus der unmittelbaren Umgebung. «Nur ein durchforsteter Wald im maximalen Wachstum bringt die besten Leistungen in Bezug auf Luftreinhaltung und CO2-Bindung», erläutert der Vorstand das ganzheitliche Konzept. 


Die rund 70 Genossenschaftsmitglieder und ihr engagierter Vorstand können mit Recht stolz sein auf das Erreichte. «Wir haben in einer Zeit gehandelt, als noch niemand an eine Energiekrise dachte», resümiert Werner Dietiker. Mit ihrer modernen, top gepflegten Heizzentrale und dem vorbildlichen Gesamtkonzept beweist die Genossenschaft WVF-W eindrucksvoll, wie lokale Initiativen einen entscheidenden Beitrag zur Energiewende leisten können.  (er)