Frauenfeld · 19.03.2025
Blutspenden in der Mormonenkirche
Am 25. März wird in Frauenfeld wieder Blut gespendet. Doch diesmal nicht im Pfarreizentrum Klösterli, in dem seit mindestens einem Jahrzehnt die Aktion beherbergt wurde – neu zieht man von den Katholiken zu den Mormonen. Warum?

Seit mindestens 2015 und vielleicht sogar noch länger, beherbergte in Frauenfeld das Katholische Pfarreizentrum Klösterli die Blutspenden-Aktion des hiesigen Samaritervereins. Doch in diesem Jahr wurde dafür ein neuer Ort bestimmt – die Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage am Moosweg, religiöse Heimat der Mormonen. Ein auf den ersten Blick ungewöhnlicher Entscheid, da die meisten Blutspendeaktionen in der Schweiz in Räumlichkeiten der Katholischen Kirche oder in Werkgebäuden stattfinden. Zudem haben Mormonen zwar keine religiösen Bedenken in Sachen Blutspende, so wie die Zeugen Jehovas. Doch ihre Glaubensgemeinschaft ist gesellschaftlich ebenfalls nicht unbestritten, was beispielsweise die Einstellung der Kirche zu Homosexualität betrifft. Auch werden einigen Ortskirchen sektenartige Züge nachgesagt.
Raummiete nicht das Problem
Es ist gewiss nicht so, dass die Katholische Kirche nicht auch in gewissen moralischen Fragen – vor allem seit dem Missbrauchsskandal – in der Kritik steht. Die Frage nach dem Grund für den Wechsel ist aber trotzdem berechtigt, vor allem aufgrund der langjährigen Blutspende-Heimat im Klösterli. Auch die Mitglieder der Katholischen Kirchgemeinde FrauenfeldPlus fragten deshalb nach. An der letzten Budgetversammlung im vergangenen November wurde während der Schlussdiskussion nachgehakt, ob eventuell eine hohe Raummiete bei diesem Entschluss eine Rolle gespielt habe. Kirchgemeindepräsident Marcel Berger nahm dazu Stellung und gab zu, dass er die genauen Gründe für die Entscheidung seitens Samariterverein auch nicht kenne. «Die Raummiete war offenbar nicht das Problem, der Saal kostet nicht so viel». Offenbar fand der Umzug aus organisatorischen Gründen statt, «wegen Auflagen zu Hygienevorschriften», hiess es von Seiten Kirchgemeinde.
Auf Nachfrage beim Samariterverein Frauenfeld erklärte deren Präsidentin Stefanie Eisenring, dass die Blutspendenaktionen zweimal jährlich gemeinsam mit dem Blutspendedienst SRK Ostschweiz durchgeführt werden. Weiter sagte sie: «Der Samariterverein Frauenfeld unterstützt den Blutspendedienst Ostschweiz vor Ort personell mit Samariterinnen und Samaritern. Dies gehört unter anderem zu unserer Aufgabe der freiwilligen Arbeit, welche bei der Bevölkerung Frauenfeld sehr geschätzt wird». Doch eine Antwort auf die Kernfrage, warum der Umzug in die Mormonenkirche notwendig war, konnte auch sie nicht beantworten. Denn – der Blutspendedienst Ostschweiz bestimme die jeweilige Lokalität, meinte Stefanie Eisenring und verwies deshalb an die Geschäftsleitung des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK).
Infrastruktur ausschlaggebend
Das regionale SRK-Team ist, mit dem Blutspende-Leiter und Arzt Cyrill Rütsche, im Spital Thurgau angesiedelt. Dort gab Martina Gschwend, Sprecherin der Spital Thurgau AG, Auskunft: «Wir verstehen, dass es Fragen oder Bedenken hinsichtlich der Wahl der neuen Lokalität geben kann. Aspekte wie die Haltung einer Religionsgemeinschaft zu bestimmten Themen flossen jedoch nicht in die Entscheidung ein». Die Entscheidung, die Blutspendeaktionen im kommenden Jahr nicht mehr im Klösterli, sondern in der neuen Lokalität im Quartier Langdorf abzuhalten, basiere stattdessen auf sachlichen und organisatorischen Kriterien, heisst es. «Im Zentrum der Wahl standen die Infrastruktur, die Erreichbarkeit mit der Nähe zum öffentlichen Verkehr und gleichzeitig auch zur Autobahnzufahrt sowie ökonomische Überlegungen. Die Lokalität erfüllt die Anforderungen, die an solche Veranstaltungen gestellt werden, insbesondere in Bezug auf Platz, Hygiene und Logistik», so Martina Gschwend.
Die Blutspende Thurgau sei eine neutrale Organisation und lasse sich bei der Wahl ihrer Veranstaltungsorte nicht von religiösen oder weltanschaulichen Gesichtspunkten leiten. «Würden solche Überlegungen in die Entscheidung einfliessen, müssten wir konsequenterweise auch Räumlichkeiten mit Bezug zur katholischen Kirche meiden, um Blutspenderinnen und Blutspender mit anderer Konfession oder atheistischem Hintergrund nicht vor den Kopf zu stossen», gibt die Sprecherin der Spital Thurgau AG zu Bedenken. Ihr Fokus liege darauf, einen für alle Beteiligten geeigneten Rahmen zu schaffen, der die Blutspendeaktionen in den Mittelpunkt stelle, um eine erfolgreiche und sichere Blutspende gewährleisten zu können.
Dass Blut spenden Leben retten kann, ist deshalb am alten wie am neuen Ort unbestritten. Die nächste Blutspende-Aktion findet am 25. März statt, von 16.30 Uhr bis 19.30 Uhr, Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage, Moosweg 15, 8500 Frauenfeld.
Sarah Stutte