Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 05.02.2025

Lukas Britschgi an der EM von 8 sogar auf 1

An der Eiskunstlauf-Europameisterschaft im estnischen Tallinn schaffte Lukas Britschgi vom Eissport Club Frauenfeld die absolute Sensation und holte Gold. Und dies, nachdem er nach dem Kurzprogramm nur auf Platz acht lag.

 

 

Selbst nach der Siegerehrung in Tallinn war der 26-Jährige noch mehrheitlich sprachlos.  Auf die Frage der SRF-Reporterin, wie er sich fühle, meinte der stets sympathische und zurückhaltende Schaffhauser strahlend: «Unglaublich. Die Emotionen sind überwältigend».  Nach einer kurzen Pause kam die Erklärung zu seinem unheimlichen Effort: «Nach Rang acht im Kurzprogramm hatte ich absolut nichts mehr zu verlieren. Also war Angriff meine einzige Devise. Schon nach dem ersten Sprung hatte ich ein sehr gutes Gefühl und das hielt bis zum Schluss der fast fehlerfreien Kür an. Einzig beim letzten Sprung zeigte ich eine kleine Unsicherheit».


Das lange Warten
Dann nahm das langjährige Mitglied des ES Frauenfeld auf dem Leadersofa gemütlich Platz und sah staunend zu, wie alle seine Konkurrenten patzten: «Ich konnte es fast nicht glauben. Aber plötzlich war ich Europameister. Einfach unglaublich». Lukas Britschgis Leistung ist beinahe historisch: Er ist erst der zweite Schweizer, dem dies gelang. Nicht einmal der geniale ­Stéphane Lambiel (der zweifache Weltmeister holte gleich dreimal EM-Silber) schaffte das. Nur Hans Gerschwiler wurde ebenfalls Europameister. Aber das war 1947.Als Präsidentin des Eissport Club Frauenfeld konnte Isabelle Herzog auch einen Tag nach diesem Triumph von Lukas Britschgi bei aller Freude nur immer wieder verwundert den Kopf schütteln: «Lukas greift zwar in der Kür gerne aus der Hinterhand an. Darum traute ich ihm schon zu, dass er noch ein paar Plätze gutmachen kann. Ich hoffte auf einen Sprung unter die ersten fünf».


Freude beim ES Frauenfeld
Nach einer kurzen Pause ergänzte sie: «Dann wurde das Ausharren vor dem Fernseher langsam unerträglich. Schon als feststand, dass er die Bronzemedaille auf sicher hat, sind wir in Jubel ausgebrochen. Was noch als Zugabe kam, einfach sensationell. Wir vom ESF freuen uns enorm, dass Lukas zu uns gehört». Isabelle Herzog hat ihm nach diesem Triumph sofort eine WhatsApp-Nachricht geschickt und bekam wenige Stunden später eine Antwort: «Mit unzähligen Smileys».
Dabei begann die EM für Lukas Britschgi (den seit längerem Knie-Schmerzen plagen) im  Kurzprogramm gar nicht nach Wunsch. Der Schaffhauser, 2023 liess er mit Bronze aufhorchen, wurde nur Achter. In seinem Programm verzeichnete er gleich mehrere technische Wackler. Deshalb blieb der am 17. Februar 27 Jahre alt werdende mehrfache Schweizer Meister gleich zehn Punkte hinter seinem Bestwert.
Aber dann zeigte er eine absolut begeisternde Kür, welche die Juroren mit 184,19 Punkten auch entsprechend belohnten. Sein bisheriger Bestwert lag bei 180,68. Jetzt kam das lange Warten auf dem Sofa, bis sogar Gold Tatsache wurde.


Ab morgen Art on Ice
Ausruhen auf diesen gewaltigen Lorbeeren kann sich Lukas Britschgi allerdings nicht. Ab morgen Donnerstag zeigt er bis zum 15. Februar sein Können bei der legendären Show Art on Ice. Als Zugabe folgt vom 25. bis 30. März in Boston (USA) noch die Weltmeisterschaft.

Ruedi Stettler