Frauenfeld · 11.12.2024
Erstes öffentliches Podium im Rathaussaal zur Stadtpräsidiumswahl
Unter dem Titel «Unsere Stadt, unsere Wahl – Stadtpräsidiumskandidaten im Fokus» lud am letzten Donnerstagabend die SVP Stadtpartei Frauenfeld zum ersten öffentlichen Podium zur Stadtpräsidiumswahl ein. Die an die 150 im Rathaussaal erschienenen Bürgerinnen und Bürger hatten die Gelegenheit, die Kandidierenden für das Stadtpräsidium – Barbara Dätwyler (SP), Christoph Anneler (parteilos) und Claudio Bernold (FDP) – und ihre Pläne für Frauenfeld genauer kennenzulernen. Moderiert wurde das Gespräch durch Kantonsrat und Fraktionsspräsident der SVP-Fraktion im Kantonsrat Rechtsanwalt Hermann Lei. Im Zusammenhang mit diesem Podium fanden die drei Kandidierenden Zeit, sich exklusiv den Fragen der Frauenfelder Woche zu stellen.
Thomas Schaffner
Kandidatin Barbara Dätwyler Weber
Frau Dätwyler, was ist Ihre Motivation, sich für das Stadtpräsidium zu bewerben?
Frauenfeld ist eine lebenswerte und stolze Stadt. Ich möchte wieder mehr Kontakt zur Bevölkerung herstellen und Begegnungsorte schaffen. Alle Einwohnerinnen und Einwohner von Frauenfeld sollen sich sicher und wohl fühlen und ihren Lebensmittelpunkt gerne in der Stadt Frauenfeld haben. Die Stadt soll für alle Generationen lebenswert sein und deshalb müssen wir auch alle einbinden. Durch generationenübergreifende Projekte, wie beispielsweise die Stadtkaserne, kann die Stadtentwicklung wieder mehr Menschen zusammenbringen und ein gutes Leben in der Stadt ermöglichen.
Was für Kompetenzen bringen Sie für diese anspruchsvolle Aufgabe mit?
Ich habe ein gutes Netzwerk in die lokale und kantonale Politik, kenne die Entscheidungsträger und weiss auch schwierige Geschäfte anzugehen. Ich habe seit 25 Jahren Führungserfahrung in verschiedenen Konstellationen gesammelt und weiss klar und gezielt zu kommunizieren. Zurzeit führe ich ein Departement mit mehr als 90 Mitarbeitenden aus diversen Berufen. Nach 5 Jahren im Stadtrat bin ich deshalb bereit mehr Verantwortung für die ganze Stadt zu übernehmen. Meine Erfahrung als Pflegefachfrau stärkt mich in meinen Kompetenzen, auf alle zuzugehen und Gehörtes umzusetzen.
Wie wollen Sie mit der angespannten Finanzlage der Stadt umgehen?
Wir befinden uns in einer Phase der Regeneration. Ich finde, wir müssen die ersten Resultate der Sparbemühungen aus Parlament und Stadtrat abwarten, bevor wir weitere Schritte einleiten. Sorgen machen mir die vielen geplanten Investitionen, um Frauenfeld weiterzuentwickeln, ich denke da zum Beispiel an einen neuen Stadtsaal oder das neue Busdepot. Diese bedürfen mehr Kapital, welches wir ohne erhöhtes Steuersubstrat bei Banken aufnehmen müssen. Daher muss eine gezielte Finanzpolitik weiterverfolgt werden. Dazu gehören auch Abwägungen, welche Dienstleistungen die Stadt erbringen muss und welche Frauenfeld weiterbringen.
Wie wollen Sie den Spagat zwischen Parteipolitik und Politik für die ganze Stadtbevölkerung meistern?
Parteipolitik findet im Stadtpräsidium nur bedingt statt. Politik für alle bedeutet, Themen, die für die Bevölkerung wichtig sind oder durch das Parlament eingebracht werden, neutral und ohne Scheuklappen weiter zu verfolgen und umzusetzen. Diesen Stimmen werde ich aufmerksam zuhören und gemeinsam mit dem Stadtrat auf die Agenda setzen. Meine persönlichen politischen Schwerpunkte wie zum Beispiel Personal-, Jugendpolitik sowie Verkehrs- und Umweltthemen werden diese Agenda natürlich mitprägen.
Wie steht es mit Ihrer Work-Life-Balance, wo und wie tanken Sie jeweils neue Kräfte für Ihren Berufsalltag?
Ich finde Halt und Kraft bei meiner Familie und lese jeden Abend vor dem Einschlafen noch in einem Krimi. Auszeiten in der Natur und auf Reisen setzen persönlich andere Akzente und somit Abwechslung im Alltag.
Was Sie noch unbedingt sagen wollen...
Wenn Sie mich am 9. Februar wählen, findet definitiv ein Wechsel statt und die Politik in Frauenfeld wird frischen Wind bekommen. Aber es ist immer eine Teamleistung und deshalb freue ich mich auf die Zusammenarbeit mit allen Akteuren in Frauenfeld. Die Bevölkerung hat nun die Wahl, ob das Stadtpräsidium und die Finanzen, wie seit mehr als 50 Jahren, in bürgerlicher Hand bleiben oder ein neues Kapitel in der Stadtpolitik aufgeschlagen wird.(ts.)
Kandidat Christoph Anneler
Herr Anneler, was ist Ihre Motivation, sich für das Stadtpräsidium zu bewerben?
Durch meinen langjährigen Wohnsitz in der Region und meine Arbeit beim Amt für Hochbau und Stadtplanung ist mir die Stadt Frauenfeld sehr ans Herz gewachsen. Mit dem Rücktritt von Anders Stokholm bietet sich nun die Möglichkeit, die Stadt aktiv mitzugestalten. Ich suche jedoch auch die Herausforderung und Verantwortung, die ein solches Amt bietet.
Was für Kompetenzen bringen Sie für diese anspruchsvolle Aufgabe mit?
Ich war viele Jahre bei SBB Immobilien, in der Privatwirtschaft und seit 2021 in den Stadtverwaltungen von Frauenfeld und Rapperswil-Jona tätig. Ich weiss, wie die Stadtverwaltung funktioniert, und sehe mich als Leader mit Visionen und Strategien.
Wie wollen Sie mit der angespannten Finanzlage der Stadt umgehen?
Wichtig ist, Stabilität einzubringen und ein gesundes Verhältnis zwischen Einnahmen und Ausgaben zu schaffen. Mit dem Entscheid, die Neubewertungsreserven zur Vorfinanzierung der vier Grossprojekte zu verwenden, ist ein wichtiger Grundstein gelegt, dass diese auf sicheren finanziellen Beinen stehen.
Wie wollen Sie den Spagat zwischen Parteipolitik und Politik für die ganze Stadtbevölkerung meistern?
Als parteiloser Politiker bin ich sicherlich schwerer einzuordnen, als wenn ich einer Partei angehören würde. Dennoch hilft mir diese Unabhängigkeit, die verschiedenen politischen Anliegen neutral einzuordnen. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, dass ich später meine politische Ausrichtung festige und einer bürgerlichen Partei beitreten werde.
Wie steht es mit Ihrer Work-Life-Balance, wo und wie tanken Sie jeweils neue Kräfte für Ihren Berufsalltag?
Wenn man seine Arbeit mit Freude ausführt und nach einem anstrengenden Arbeitstag zufrieden zurückblicken kann, ist man aus meiner Sicht bereits ausbalanciert. Meine Freizeit verbringe ich jedoch gerne mit meiner Frau und unserem Hund, beim Motorradfahren, Segeln oder Bogenschiessen.
Was Sie noch unbedingt sagen wollen
Den Frauenfelder Einwohnerinnen und Einwohnern stehen drei Kandidaten zur Auswahl, die alle die Fähigkeit haben, das Amt des Stadtpräsidenten oder der Stadtpräsidentin auszuüben. Es ist schön zu wissen, dass die Nachfolge von Anders Stokholm in fähige Hände übergeht, egal, wer die Wahl gewinnt (ts.)
Kandidat Claudio Bernold
Herr Bernold, was ist Ihre Motivation, sich für das Stadtpräsidium zu bewerben?
Ich lebe schon lange in Frauenfeld und habe da meine Familie und meine Freunde. Die Sorgen und Nöte der Stadt stimmen mich nachdenklich. Ich will etwas tun, damit unsere Stadt und ihre Menschen wieder bessere Zeiten erleben und mit Optimismus die Herausforderungen der Zukunft meistern können.
Welche Kompetenzen bringen Sie für diese anspruchsvolle Aufgabe mit?
Den klaren Willen zur Führung. Mein Verständnis von Führen verbindet sich auch mit meiner Erfahrung als Schulleiter und Fussballschiedsrichter: Ich habe gelernt, auch in kritischen Situationen rasch, konsequent und fair zu entscheiden. Beide Tätigkeiten sind für mich eine wichtige Lebensschule – nah bei den Menschen und ihren Emotionen. Führungsstärke und Entscheidungswille zeigen sich vor allem dort, wo es unbequem wird. Ich will ein Stadtpräsident sein, der selber führt und nicht geführt wird.
Wie wollen Sie mit der angespannten Finanzlage der Stadt umgehen?
Ich werde mich hüten, auf komplizierte Probleme einfache Antworten zu geben. Ich bin kein Populist und Besserwisser, habe aber meine persönliche Haltung und einen womöglich anderen Blickwinkel auf Probleme. Unsere Stadt soll sich darauf konzentrieren, was der Bürger von ihr erwartet – also die Hauptaufgaben in den Vordergrund stellen und bei der Bedienung von einzelnen Ansprüchen und Interessen zurückhaltender werden. Der Stadtrat muss konsequenter die Ausgaben und Aufgaben unter die Lupe nehmen und seine bisherigen «Visionen» wieder auf den Boden der Realität zurückholen. Das kann auch bedeuten, sich von Liebgewonnenem zu verabschieden. Ob und wo wir zu viele oder zu wenige Beschäftigte haben, muss ehrlich hinterfragt werden. Bevor die Stadt dem Bürger mit einer Steuererhöhung ins Portemonnaie greift, muss sie zuerst seine Hausaufgaben erledigen und die wichtigsten Aufgaben solide und bezahlbar erfüllen. Das schafft die Stadt aber nur, wenn sie sich vom Gedanken verabschiedet, an allen Ecken gleichzeitig selber Auftraggeberin, Planerin, Umsetzerin und Betreiberin zu sein. Wir müssen wieder lernen, mit der Wirtschaft zusammenzuarbeiten und nicht selber Wirtschaft «spielen» und das Gewerbe konkurrenzieren. Nur gesunde Firmen in Gewerbe und Industrie bieten Arbeitsplätze – und diese wiederum sichere Steuereinnahmen.
Wie wollen Sie den Spagat zwischen Parteipolitik und Politik für die ganze Stadtbevölkerung meistern?
Ein Stadtpräsident ist kein Parteisoldat. Er ist der Stapi aller Frauenfelder und muss alle fair behandeln. Jeder Stadtrat und alle Mitarbeitenden haben neben ihren Gesetzen und Reglementen auch einen Ermessensspielraum. Für mich ist es selbstverständlich, dass diese Ermessensspielräume für die Bürger genutzt werden. Der Bürger ist mein «Chef», also will ich als Stadtpräsident für sie ein verlässlicher Partner sein. Meine Tür steht allen Menschen offen.
Wie steht es mit Ihrer Work-Life-Balance, wo und wie tanken Sie jeweils neue Kräfte für Ihren Berufsalltag?
Als Stapi ist man eine öffentliche Persönlichkeit. Hier lässt sich der Trennstrich zwischen «Work» und «Life» nicht immer klar ziehen. Der Erfolg in der Arbeit kann Freude und Lebensqualität bescheren, und die Familie, unsere Freunde oder der Sport helfen mit, Kopf und Gemüt zu lüften und Kraft zu schöpfen. Ich werde unsere lebendige Gesellschaft geniessen und freue mich schon heute auf viele neue Begegnungen.
Was Sie noch unbedingt sagen wollen ...
Ein Stapi muss spüren, welche Probleme seine Bürger beschäftigen. Und die sind immer konkret und lebensnah. Etwa sichere Renten, einen sicheren Arbeitsplatz oder das Auge auf Problemzonen durch Überfremdung. Der Bürger fragt nicht, auf welcher Ebene solche Probleme gelöst werden können. Er will sie einfach gelöst haben. Und das ist legitim. Es wird meine vornehmste Aufgabe sein, für eine gesunde Stadt zu sorgen. Also für gesunde Finanzen, keine Schul-
den, die Sicherheit der Bevölkerung und ein ausreichender Handlungsspielraum für notwendige Investitionen. (ts.)