Frauenfeld · 28.11.2024
Das Beste kam wie immer ganz zum Schluss
Die Sportlerehrung plus des Thurgauer Sportamtes stand in Weinfelden mehrheitlich im Zeichen von Paris (Olympische Spiele/Paralympics). Trotzdem waren auch viele Talente und mehrere erfolgreiche Teams dabei.
Die Bühne im Kongresszentrum Thurgauerhof ist wirklich gross, doch um alle anwesenden Sportlerinnen und Sportler auf ein Bild zu bringen, musste wirklich «büschelet» werden. Und dann hatte Sportamtschef Martin Leemann den schwerwiegenden Entscheid zu fällen, wer darf diesmal zum Kurzinterview auf die Bühne. Die Zahl der Auszuzeichnenden mit EM- oder WM-Teilnahmen, Weltrekorden, Schweizer Meistertiteln oder Cupsiegen, war einfach zu gross.
Regierungsrätin und Sportministerin Denise Neuweiler sagte in ihrer Begrüssung zu Recht: «Der kleine Kanton Thurgau hat wieder einmal gezeigt, wie viele Sportgrössen wir haben. Vier Olympische Diplome nahmen Thurgauer aus Paris mit nach Hause. An Europameisterschaften durften 89 Thurgauer reisen und errangen 14 Medaillen. An Weltmeisterschaften waren es 77 und es schauten fünf Podestplätze heraus». Und sie fügte treffend an: «Sport ist eine Lebensschule. Hier lernt man, Niederlagen zu akzeptieren».
Buttis Zukunft ist gesichert
Bei Olympia fuhr mit Cédric Butti (Bild) erstmals überhaupt ein Schweizer BMX-Fahrer in den Final. Mit Platz vier gelang dem 25-jährigen Herdener sogar das beste Thurgauer Ergebnis in Paris. Trotzdem wusste er lange nicht, wie es für ihn sportlich weiter geht. Das ist nun klar: «Ich habe bei der Schweizer Armee eine 50-Prozent-Anstellung als Zeitsoldat erhalten. Darum mache ich bis Los Angeles 2028 weiter». Der EM-Dritte hat für die kommende Saison ein klares Ziel: «An Weltmeisterschaften hat es bisher nicht nach Wunsch geklappt. Das möchte ich ändern».
Etwas Ungewissheit herrscht bei Marathon-Schweizermeister Patrik Wägeli vom LC Frauenfeld: «Wie bringe ich das Vorhaben Bauer sein und Marathonläufer am besten unter einen Hut. Zumindest für die ruhigere Winterzeit schliesse ich mich nun in Bern für drei Tage pro Woche einer coolen Trainingsgruppe an».
Wigoltingens Faustballer haben so richtig abgeräumt: Meister und Cupsieger, doch ein internationaler Spitzenplatz fehlt noch. Der eben erst gestartete Hallen-Titelkampf verlief harzig. Die logische Antwort dazu: «Die Halle hat bei uns nicht Priorität. Wir wollen aber den NLA-Ligaerhalt schaffen». Auch im Kanupolo waren die Thurgauer Wildwasserfahrer bei den Männern und den Frauen nicht zu schlagen.
Diplome für Küng und Bissegger
Mit Stefan Küng (8.) und Stefan Bissegger (6.) hatte Moderator Martin Leemann zwei Olympia-Diplom-Gewinner im Zeitfahren neben sich. Bissegger meinte trocken: «Ich wollte eine Medaille. Sowieso war es eine eher durchzogene Saison. Der Teamwechsel zu Decathlon AG2R bringt hoffentlich neuen Schwung. Der erste Eindruck vom neuen Umfeld ist positiv».
Küngs linke Hand ist noch übersät von Tapes, weil er sich eben das Metall daraus entfernen liess. Der Frauenfelder Routinier gab gelassen Auskunft und bekam für seinen Aussagen Szenenapplaus: «Ich gehöre zur Weltspitze, aber ich bin nicht der grosse Champion. Aber an einem guten Tag kann ich sie alle schlagen. Im Zeitfahren hatte ich mir mehr erhofft, aber als Siebter im Strassenrennen darf ich sehr zufrieden sein».
Medaille für den Trainer
Als letzte Athletin fuhr Catherine Debrunner unter tosendem Beifall zum Podium. Seit sie 2022 ihren Beruf als Primarlehrerin aufgegeben hat, eilt sie auf Bahn und Strasse von Erfolg zu Erfolg. In Paris schnappte sie sich sagenhafte fünf Gold- und eine Silbermedaille. Eine davon hat sie ihrem holländischen Trainer Arno Mul geschenkt.
Natürlich strahlte die Mettendorferin: «Seit Paris ist unglaublich viel passiert und ich habe sogar noch drei Marathons gewonnen. Wahrscheinlich absolviere ich in Zukunft etwas weniger Rennen. Und jetzt sind Ferien angesagt». Leemann übergab dem absoluten Superstar dieses Abends einen Blumenstrauss und die anwesenden Gäste und Sportler erhoben sich von ihren Sitzen und verabschiedeten die Rollstuhl-Leichtathletin mit einer Standing-Ovation.
Ruedi Stettler