Frauenfelder Woche

Thundorf · 27.11.2024

Windprojekt Thundorf in alle Winde zerstreut?

Drei Viertel aller Stimmberechtigten der Gemeinde Thundorf nahmen an der Abstimmung vom Wochenende zum Windpark auf dem Wellenberg teil. Eine Zahl, die sonst bei Abstimmungen kaum erreicht wird und davon zeugt, wie stark das Projekt die Bürgerinnen und Bürger bewegte.

 

 

Mit einer klaren Mehrheit von 63 Prozent sagte der Thundorfer Souverän nun Nein zur Teilzonenplanänderung, dies mit 544 Nein- zu 320 Ja-Stimmen, während die Gesamtrevision der Rahmennutzungsplanung mit 436 Nein- zu 412 Ja-Stimmen einiges knapper verworfen wurde. Insgesamt also ein klares Nein zum Windpark, der von den Thurgauer Elektrizitätswerken EKT zusammen mit den Zürcher Kraftwerken EKZ geplant worden war und einen Windpark mit drei jeweils 250 Meter hohen Turbinen hätte aufweisen sollen. Ein bereits redimensioniertes Projekt, waren doch ursprünglich acht Windräder vorgesehen gewesen. Einen Marschhalt in Sachen Windenergie dürfte nun auch der Kanton Thurgau einlegen, so hatte es Regierungsrat Dominik Diezi im Fall eines Neins schon vor dem schicksalsschweren Sonntag gesagt. Nach dem Nein aus Thundorf trat Diezi am Sonntag vor die TV-Kameras und gab zu bedenken:  «Die Regierung sagte immer, dass wir in der Windenergie ohne die Bevölkerung vor Ort nicht weiterkommen. Thundorf hat jetzt klar gesprochen. Den Entscheid gibt es zu akzeptieren.» Aus Thurgauer Sicht sei er bedauerlich, weil dies nichts an der Winterstromlücke ändere. Der Windpark in Thundorf hätte eine Pionierrolle im bislang Windpark-freien Kanton Thurgau spielen können. Die Frauenfelder Woche hat nach dem klaren Verdikt der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger Stimmen der wichtigsten Gruppen im Abstimmungskampf eingeholt.                      Thomas Schaffner


 


Patric Sommer, Verein Lebensqualität Wellenberg, sagte gegenüber der Frauenfelder Woche: 


«Wir sind sehr erleichtert über diesen klaren Entscheid und freuen uns, dass die Stimmbevölkerung nicht dem Ruf des Geldes auf Kosten der Natur und Lebensqualität gefolgt ist. Ausserdem zählen wir auf das Versprechen des Regierungsrats, diesen Entscheid zu respektieren und nicht zu versuchen, durch die Hintertür dennoch einen Windpark zu realisieren. Und wir freuen uns, dass nun endlich wieder Ruhe ins Thunbachtal einkehren kann!»


Die Wellenberg Wind AG bedauert das Abstimmungsergebnis und schreibt: 


«Das Resultat der Abstimmung zeigt, dass die Mehrheit der Thundorfer Stimmbevölkerung von der dringenden Notwendigkeit des Windprojekts Wellenberg und dessen wichtigem Beitrag zur Versorgungssicherheit nicht überzeugt ist», sagt Peter Schütz, Verwaltungsratspräsident der Wellenberg Wind AG. Den demokratischen Entscheid werde man selbstverständlich respektieren, wenn auch mit grossem Bedauern. Wie es für das Windprojekt Wellenberg weitergehe, könne zum jetzigen Zeitpunkt nicht gesagt werden. Fakt sei: «Ohne Teilzonenplan Windenergie ist es nicht möglich, auf dem Wellenberg Windenergieanlagen zu bauen», so Alfredo Scherngell, Geschäftsführer der Wellenberg Wind AG. Das Abstimmungsresultat werde nun genau analysiert, um zu erfahren, was die ausschlaggebenden Gründe für die Ablehnung gewesen sein könnten. Alfredo Scherngell betont weiter, dass die Wellenberg Wind AG trotz der Ablehnung durch die Thundorfer Stimmbevölkerung stolz auf das Ostschweizer Pionierprojekt und die gesammelten Erfahrungen sei. 


Bedauern auch auf Seiten von Pro Wind Thurgau:


«Selbstverständlich respektieren wir den Entscheid der Mehrheit der Stimmbürgerinnen und Stimmbürger von Thundorf, auch wenn er uns bitter enttäuscht. Die Windenergie hätte Thundorf und den Thurgau als Vorbild für eine nachhaltige, regionale Energieproduktion stärken können», sagt Stefan Mischler, Präsident des Vereins Pro Wind Thurgau. Trotz des Resultats bleibe der Verein Pro Wind Thurgau überzeugt, dass die Windenergie ein unverzichtbarer Baustein der Energiewende bleibe. Sie trage dazu bei, die Schweiz unabhängiger von fossilen Energieträgern zu machen, die Klimaziele zu erreichen und eine sichere Stromversorgung zu gewährleisten.


«Es ist schade, dass die Chancen der Windenergie in Thundorf nicht genutzt werden. Für uns ist klar: Hier hat die Gemeinde Thundorf eine grosse Chance verpasst. Und dennoch bleiben wir optimistisch, dass die Bevölkerung im Kanton Thurgau und in der Schweiz die Notwendigkeit einer nachhaltigen Energiezukunft erkennt», ergänzt Stefan Mischler.


Die politische Gemeinde Thundorf bezieht Stellung:


«Mit einem Nein zur Vorlage der Teilzonenplanänderung Windenergie musste gerechnet werden. Das Ergebnis ist zu bedauern, da es ein Wegweiser für die Windenergie im Kanton Thurgau hätte sein können.


Dies ist jedoch ein demokratischer Entscheid, der akzeptiert werden muss. Die Niederlage bei der Gesamtrevision Rahmennutzungsplanung ist jedoch nicht nachvollziehbar. Mit diesen Entscheid werden nun Mehrkosten und eine Verzögerung der Gesamtrevision verursacht. Der Gemeinderat muss nun über das weitere Vorgehen entscheiden.» (ts) 


Pro Wind Thundorf bedauert das Nein zur Zonenplanänderung


Pro Wind Thundorf nimmt das Abstimmungsergebnis mit Bedauern zur Kenntnis. Eine Mehrheit der Stimmbevölkerung ist einer emotionalen Angstkampagne gefolgt, welche durch Falschinformationen geprägt war. Ihre Falschheit gipfelt darin, dass sie einen nachvollziehbaren Mindestabstand von 850 m einforderten, aber dann deren Berücksichtigung im neuen Projekt nach anfänglichem Gutheissen, trotzdem torpedierten. Sie haben sich gegen die Zonenplanänderung Wind ausgesprochen, die Voraussetzung für den Bau des geplanten Windparks gewesen wäre. Thundorf verneint damit einen wichtigen Beitrag zur Energiewende resp. Energiestrategie 2050 und zum 
Klimaschutz sowie erhebliche finanzielle Mitteln für die Gemeinde-
entwicklung und zur Vermeidung einer erheblichen Steuererhöhung. Laut Kantonsregierung ist nun 
nicht nur die Windenergie im ganzen Kanton gefährdet, sondern auch ein Teil der Gemeindeautonomie, denn die Schweiz braucht den Ausbau Windenergie für die Versorgungssicherheit.


Das Projekt der Wellenberg Wind AG hätte Thundorf jährlich bis zu 450 000 Franken an Einnahmen gebracht – Gelder, die direkt in Projekte für die Gemeinschaft hätten investiert werden können, etwa in Bildungs- und Infrastrukturprojekte oder nachhaltige Initiativen vor Ort. Zudem hätte der Windpark einheimische erneuerbare Energie für die Region geliefert und damit einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz geleistet.


Wir respektieren den demokratischen Entscheid, sind jedoch überzeugt, dass in der Diskussion nicht alle Fakten die gebührende Beachtung gefunden haben. Die Debatte war von emotionalen Argumenten, gezielter Desinformation und eine aggressive Haltung gegenüber Befürwortern geprägt. Umgekehrt ermöglichte die Wellenberg Wind AG grösstmögliche Mitwirkung und Mitsprache. Dass das ausgewogen umweltverträgliche Projekt trotzdem abgelehnt wurde, wird als abschreckendes Beispiel in die Geschichte gehen und eher zu einem Abbau des Mitspracherechtes führen als zu einer Ausweitung. 


Unser Ziel war es deshalb stets, Transparenz zu schaffen und aufzuzeigen, dass die Vorteile des Projekts die vermeintlichen Nachteile bei Weitem überwiegen.


Auch wenn das heutige Abstimmungsergebnis ein Rückschlag ist, bleibt Pro Wind Thundorf überzeugt von der Notwendigkeit, lokale und nachhaltige Energielösungen voranzutreiben. Die Herausforderungen des Klimawandels machen es unumgänglich, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, die sowohl wirtschaftlich als auch ökologisch sinnvoll sind. 


Wir danken allen Bürgerinnen und Bürgern, die sich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und uns unterstützt haben. Unser Engagement für eine nachhaltige Energiezukunft in Thundorf und darüber hinaus bleibt ungebrochen. 


 (Elisabeth Rickenbach, Pro Wind Thurgau)