Frauenfeld · 20.11.2024
Stefan Bruggmann hat sein sportliches Lebensziel erreicht
Der «Frauenfelder» hat nichts von seiner Beliebtheit eingebüsst. An der bereits 88. Ausgabe starteten 2044 Teilnehmer – natürlich die Zivilen klar in der Überzahl – auf dieser anspruchsvollen Strecke.
Am Sonntagnachmittag strömten immer mehr Leute Richtung Sportplatz Kantonsschule. Dem Ziel des «Frauenfelders». Die Eintreffenden wurden mit Rufen und Klatschen empfangen.
Davon bekam Waffenlauf-Sieger Sandro Gehrig aus Ulisbach nach ziemlich genau drei Stunden Laufzeit kaum etwas mit, denn er legte sich gleich nach dem Zieleinlauf erschöpft in den Rasen. Erst nach einer gewissen Zeit und mehrmaligem Trinken konnte er Auskunft geben und zeigte sich überrascht von seinem Erfolg.
Der zweitklassierte Marco De Martin aus Frauenfeld ist mehrfacher Podestplatz-Inhaber an seinem Heimlauf. Auch er hatte den Gewinner nicht auf der Rechnung: «Ich kannte ihn überhaupt nicht und dachte lange, vielleicht hat er sich überschätzt und ich kann ihn überholen. Aber ich brauchte 30 Sekunden länger». De Martin gab locker Auskunft, als hätte er nicht gerade 42,2 Kilometer mit einer Packung auf dem Rücken absolviert: «Ich habe sicher nicht Platz eins verloren, sondern Platz zwei gewonnen».
Die Saison gekrönt
Einer strahlte beim Zieleinlauf als Dritter mit über acht Minuten Rückstand auf den Ersten besonders: Stefan Bruggmann. Der bereits 52-Jährige wurde heuer eher überraschend Schweizer Meister – das schaffte noch keiner in diesem Alter – und brillierte nun auch beim König der Waffenläufe. Hat sich der Münchwiler vielleicht auf der ersten Streckenhälfte mit seinem Tempo-Forcing sogar übernommen? «Nein, das war so geplant. Ich wollte ganz einfach einmal in meinem Leben als erster Waffenläufer durch das Tor beim Wendepunkt in Wil rennen». Dabei kämpft er seit vier Wochen mit Achillessehnen-Problemen: «Es ist schliesslich meine erste ganze Saison als Waffenläufer». Er trinkt kurz und meinte strahlend: «Besser kann es nicht laufen, den Meistertitel geholt und in Frauenfeld auf dem Podest. Ich habe buchstäblich ein Lebensziel erreicht».
Waffenlauf-Beste kommt wieder
Die Waffenlauf-Siegerin heisst gleich wie im Vorjahr: Melanie Lenz. Die kleine, aber zähe Berchtesgadenerin strahlte zwar, hielt aber fest: «Ich bin mir um diese Jahreszeit nicht so warme Temperaturen gewohnt. Jetzt habe ich den legendären Frauenfelder zweimal gewonnen und möchte im 2025 das Triple schaffen».
Ebenfalls gut gelaunt zeigte sich der erstmals hier startende Marathon-Schnellste Eric Muthomi aus Berikon: «Es lief wie erhofft. Aber ich habe nicht damit gerechnet, dass es auf dieser Strecke so viele Berge hat». Trotzdem will er nächstes Jahr wieder mitmachen.
Mitmachen ist ein gutes Schlagwort. Kurz nach dem Ziel sass ein junger Bursche etwas zerknirscht am Boden. Doch seine Freundin tröstete ihn: «Du musst mit deiner Leistung mehr als zufrieden sein. Viele sind sogar zwei Jahre älter als du».
Zufriedener OK-Präsident
Ein strahlendes Gesicht zeigte OK-Präsident Andreas Wanner, als es langsam eindunkelte: «Wir sind sehr zufrieden. Früh hatten wir einige Hundert Anmeldungen mehr als 2023, doch dann gab es überraschend wenig Nachmeldungen. Am Start standen dann 2044, das sind so viele wie länger nicht mehr. Auch darum freuen wir uns bereits jetzt auf die 89. Ausgabe am 16. November 2025».
Ruedi Stettler