Frauenfeld · 20.11.2024
Die Thurgauer Holzfachleute haben das Vertrauen in die Fichte verloren
Paul Koch, Präsident von Lignum Ost, konnte im Werkhof Kalchrain in Hüttwilen rund 20 Vertreter der Holzbranche zum Informationsanlass über klimafitte Wälder im Thurgau begrüssen. Daniel Böhi bemerkte in seinem Einführungsreferat, dass es in den letzten zehn Jahren zahlreiche Extremwetterereignisse gab, die bei der Fichte einen massiven Borkenkäferbefall zur Folge hatten. «Es ist aber nicht möglich, den Wald in zehn Jahren den klimatischen Veränderungen anzupassen», sagte der Kantonsforstingenieur. Bei der Aufforstung von Schadflächen empfahl er, möglichst auf Naturverjüngung zu setzen und bei Ergänzungspflanzungen gezielte Baumarten auszuwählen. «Wir wollen einen stabilen, vielfältigen Wald mit zukunftsfähigen Baumarten», sagte Böhi. Der Kreisforstingenieur Ulrich Ulmer beklagte, dass der Borkenkäfer den Fichtenbestand in seinem Forstkreis 3 in den letzten zehn Jahren um ein Viertel reduzierte und der Schädling sich mittlerweile auf den ganzen Kanton ausgebreitet hat. In seinem rund 300 Hektaren umfassenden Revier werden die Schadflächen zu 75 Prozent durch Naturverjüngung, 13 Prozent Naturverjüngung mit Ergänzungspflanzungen und 12 Prozent durch spezielle Pflanzungen wieder aufgeforstet. Stefan Bottlang, Revierförster vom Forstbetrieb Seerücken, zeigte den Holzfachleuten dann noch einige Praxisbeispiele von wiederbewaldeten Schadflächen. Das Waldbild wird sich extrem verändern und die Holzbranche muss sich mit neuen Verhältnissen auseinandersetzen, wenn sie auch künftig mit regionalem Holz bauen will. Der Bauingenieur Philipp Schmon betonte, dass die Baubranche den Holzverbrauch optimieren, die Hartholzprodukte weiterentwickeln, einen Weichholzersatz für die Fichte und Hartholzalternativen für die Buche finden muss. «Man kann jedes Holz verarbeiten, man muss aber wissen wie», sagte Schmon. Im Kanton Thurgau stehen dafür rund 30 verschiedene Baumarten zur Verfügung. (zvg)