Frauenfeld · 06.11.2024
Castlungers klingende Klangkunstwerke
Vom Weinfass bis zur Satellitenschüssel:
Den ganzen November erklingt Musik im Naturmuseum und im Museum für Archäologie Thurgau: Max Castlunger, Instrumentenbauer und Musiklehrer, präsentiert sein Projekt «Upcycling Music». Die interaktive Ausstellung, die am 2. November startete und noch bis zum 1. Dezember läuft, lädt Besucher ein, die Upcycling-Instrumente selbst auszuprobieren.

Max Castlunger stammt aus St. Martin in Thurn, einem ladinischen Dorf in Südtirol. «Ich bin Teil einer Minderheit und habe früh gelernt, mich anzupassen», erzählte er während der Medienkonferenz. Durch Musik werde er weltweit verstanden, sie sei eine universelle Sprache. Dies inspirierte ihn, Musikinstrumente aus aller Welt zu sammeln. Da er sich teure Instrumente wie japanische Trommeln (Kostenpunkt: 20.000 Franken) nicht leisten konnte, begann er, diese selbst nachzubauen. So spannte er etwa Büffelhaut auf alte Weinfässer, die er von Winzern erhielt. Seine erste eigene Trommel fertigte er aus einem alten Zirbenholzstamm, den er aushöhlte und mit einem aufgeleimten Buchenholz-Trommelfell versah.
Museumskonservator Urs Leuzinger und Museumsdirektor Hannes Geisser hiessen Max Castlunger zum zweiten Mal im Naturmuseum willkommen. Vor 12 Jahren präsentierte Castlunger bereits eine Ausstellung mit Instrumenten aus aller Welt. Urs Leuzinger sagte in seiner kurzen Ansprache, dass er besonders Castlungers hohe Qualitätsansprüche schätze. Und Hannes Geisser bezeichnete die Instrumente als «Nachhaltigkeit at its best».
In seiner Arbeit betont Castlunger den Bezug zur Natur: «Wie Tag und Nacht folgt auch der Rhythmus wiederkehrenden Zyklen», erklärt er. Seine Ausstellung zeigt hauptsächlich selbstgebaute Schlaginstrumente – von der traditionellen Teufelsgeige zur Vertreibung von Wintergeistern bis hin zu Steeldrums aus alten Erdölfässern. Jedes Instrument trägt einen vom Ladinischen inspirierten Namen: So heisst eine mondförmige Trommel «Lönd» (Vollmond).
Besonders kreativ sind seine Instrumente aus ungewöhnlichen Materialien: Plastikrohre werden mit Klöppeln aus alten Flip-Flops bespielt, und verschiedene Werkzeuge dienen als Schlaginstrumente. «Mein Vater war Schmied – ein natürlicher Upcycler, da das Material oft wiederverwendet wurde», erläutert Castlunger. Ein Highlight ist «Bella Schlauch», ein mit Schlüsseln behangener Ring, auf dem er «Bella Ciao» spielt. Während der Pandemie fertigte Castlunger aus verbrauchten Sauerstoffflaschen der Spitäler Klangschalen.
«Musik ist Medizin für die Seele», betont Castlunger. Dabei sei die richtige Stimmung der Instrumente entscheidend für ihre harmonische Zusammenwirkung. Schlecht gestimmte Instrumente oder unangenehme Frequenzen könnten dagegen negative Auswirkungen haben. Begeisterung weckt auch seine Kalimba, teilweise aus einer Satellitenschüssel gefertigt. Die vielfältigen Klänge seiner Instrumente faszinieren und laden zum Experimentieren ein.
Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten des Museums Dienstag bis Freitag von 14 bis 17 Uhr und an den Wochenenden von 13 bis 17 Uhr zu sehen. Es werden ausserdem täglich Konzertführungen mit Max Castlunger angeboten, so wie Workshops, interaktive Konzertführungen für Schulklassen und ein Konzert mit Max Castlungers «Upcyclind Band» am 28. November um 20 Uhr. Weitere Infos gibt es unter naturmuseum.tg.ch.
Elke Reinauer