Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 30.10.2024

Mehr Raum fürs Velo in Frauenfeld?

 

 

Die Frauenfelder Stimmbevölkerung entscheidet am 24. November über die Veloinitiative der Gruppierung «Chrampfe und Hirne» (CH). Im Vorfeld der Abstimmung präsentierten die zuständigen städtischen Vertreter ihre Pläne für die künftige Veloinfrastruktur: Stadträtin Andrea Hofmann Kolb (Vorsteherin Department Bau und Verkehr), Stadtingenieur Sascha Bundi (Leiter Amt für Tiefbau und Verkehr) sowie Mark Meeder (Leiter Abteilung Mobilität und Planung).


Die Initiative in Kürze


Die am 5. Juni 2023 mit 1502 gültigen Unterschriften eingereichte Initiative zielt auf zwei Ergänzungen der Gemeindeordnung ab. Der neue Artikel 2a soll die Stadt zur aktiven Förderung des Veloverkehrs und zur Verbesserung der Verkehrssicherheit verpflichten. Mit Artikel 62a wird ein zusätzlicher Rahmenkredit von 3 Millionen Franken zur Entschärfung von Gefahrenstellen und zum Schliessen von Netzlücken gefordert.


Stadt sieht einen anderen Weg vor 


Der Stadtrat empfiehlt ein Nein. «Der Stadtrat ist im Grundsatz einverstanden», betonte Stadträtin Andrea Hofmann Kolb während der Medienkonferenz. «Der Veloverkehr soll gefördert und sicherer werden.» Sie wies darauf hin, dass verschiedene städtische Konzepte bereits entsprechende Massnahmen enthielten, wie zum Beispiel das Fuss- und Veloverkehrskonzept. Die Gemeindeordnung sei nicht der richtige Ort für die Artikel, die in die Richtpläne sollen. Auch ein Rahmenkredit von 3 Millionen Franken bringe keine schnellere Umsetzung der Massnahmen. 17,7 Millionen Franken seien bereits für Massnahmen im Strassenraum budgetiert, darunter fielen Projekte für den Veloverkehr. «Nicht die Finanzen verzögern die Projekte, sondern die fehlenden personellen Ressourcen», sagte sie. 


Konkrete Verbesserungen geplant


Die Stadt arbeitet bereits an mehreren Projekten zur Verbesserung der Veloinfrastruktur. Sascha Bundi wies darauf hin, dass Mark Meeder seit einem Jahr Abteilungsleiter der neuen Abteilung Mobilität und Planung sei. Zahlreiche Verbesserungen sollen nun eingeführt werden. Alle Verkehrsteilnehmer sollen berücksichtigt werden. In den letzten Jahren wurden bereits viele kleine Teilstücke erschlossen, so etwa auch der regionale Radweg. 


Für die nahe Zukunft kündigte Abteilungsleiter Meeder weitere Vorhaben an. So soll die Lücke im regionalen Radweg zwischen Kehlhofstrasse und Sulackerstrasse geschlossen werden. Zudem ist bis 2025 die Einrichtung einer Velostrasse auf der Route «Talbach» geplant.


Das noch junge Konzept der Velostrasse, das sich im Ausland bereits bewährt hat, sieht eine bessere optische Kennzeichnung durch Fahrradsymbole vor und räumt Radfahrern Vorfahrt ein. «Velostrassen sind für Fahrräder optimierte Strassen, die ein sicheres, komfortables und flüssiges Fahren abseits der Hauptverkehrsachsen ermöglichen», erläuterte Meeder.


Die Veloinitiative hofft auf Zustimmung


Die Veloinitiative erhofft sich ein deutliches JA, wenn am 24. November abgestimmt wird, so Tobias Lenggenhager von «CH».


Er sagt: «Die Veloinitiative haben wir ins Leben gerufen, da es mit der Umsetzung von Massnahmen, die die Zweiradinfrastruktur massgeblich verbessern, einfach nicht vorwärtsgeht. Die Stadt hat diverse Konzepte und Planungen in Ihren Schubladen liegen, welche aber nie zur Umsetzung kamen.» Lenggenhager weist darauf hin, dass Velofahrer in Frauenfeld sicher und direkt ihr Ziel erreichen möchten. «Komfortrouten», welche vielmals grössere Umwege bedingen, seien da nur etwas für die Freizeit. «Die direkten Wege sind heute für die allermeisten Velofahrer unsicher und unattraktiv. Kurz gesagt; die Veloinitiative wurde gegründet, weil von der Stadt eben nicht genug getan wird. In der eigenen Auflistung kann die Stadt in den letzten 4 Jahren nicht einmal 2 Massnahmen pro Jahr ausweisen», findet er. Dies habe auch die grosse Resonanz mit über 1500 gültigen Unterschriften aus der Bevölkerung bestätigt. Dass der Stadtrat die Massnahmen weiterhin im Richtplan festhalten möchte, entspreche einem «weiter wie bisher» und reiche einfach nicht. «Zumal die in den vergangenen Jahren umgesetzten Massnahmen von ihrem eigenen Fachexperten (Abteilungsleiter Mobilität und Planung) zurecht als ungenügend bewertet werden.» Mit der Verankerung der Veloförderung in der Gemeindeordnung fordere «CH» im Prinzip dasselbe, was bereits auf Bundesebene in die Bundesverfassung geschrieben wurde, so Lenggenhager. Er weist auf Artikel 2a Abs. 2 hin:  «Die Gemeinde sorgt für ein zusammenhängendes und durchgehendes Velowegnetz mit direkten, sicheren und attraktiven Verbindungen zwischen Wohngebieten, Arbeitsplätzen, Schulen, Haltestellen des öffentlichen Verkehrs, öffentlichen Einrichtungen, Einkaufsläden sowie Freizeit- und Sportanlagen.» Tobias Lenggenhager sagt: «Dass der Stadtrat dies nicht als seine Aufgabe ansieht, ist für uns unverständlich.» (er)