Frauenfeld · 30.10.2024
40 Jahre Eisenwerk gefeiert
Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums öffnete das Eisenwerk Frauenfeld vergangenen Samstag seine Türen – auch die, die der Öffentlichkeit normalerweise verschlossen bleiben. Auf der Führung durchs Eisenwerk liess Stadträtin und Stadtführerin Andrea Hoffmann die
Geschichte des Eisenwerks aufleben und macht deutlich, wie es als Industrie-, wie auch als Kulturplatz, immer schon für Innovation steht.

Bereits die Architekten Brenner und Stutz bedienten sich für den Erbau der Schraubenfabrik der Firma Martini Tanner im Jahr 1910 an modernen Ideen. So integrierten sie Shed-Dächer, die wenige Jahre zuvor in England aufgekommen waren; durchsichtige Dachziegel auf der Nordseite sollten den etwa 160 Arbeitern in den 20er- und 30er-Jahren viel Tageslicht spenden.
Die Industrie in Frauenfeld florierte – zumindest bis zur Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als die Firma Martini Tanner aufgrund des Platzmangels nicht weiter expandieren konnte und das Eisenwerk von den Von Moos Stahlwerken aufgekauft und 1983 endgültig stillgelegt wurde. Die anderen Industriegebäude rund um die Schraubenfabrik wurden abgerissen. Wahrscheinlich hätte dem Eisenwerk irgendwann dasselbe Schicksal gedroht, wären da nicht wieder ein paar kreative Köpfe gewesen: Die junge Gruppierung «Chrampfe & Hirne» sah das Potenzial des Fabrikgebäudes und bildete eine Arbeitsgruppe zum Erhalt des Eisenwerks als Kulturraum. Sie wollten damit eine Lücke füllen. Die Kantonalbank unterstützte die Idee und spendete 1.2 Millionen Franken für den Kauf des Eisenwerks. Sogar die Von Moos Stahlwerke zeigten sich begeistert vom Engagement und boten der Arbeitsgruppe das Eisenwerk für 1.7 Millionen Franken, anstelle der ursprünglich vorgesehenen 3.3 Millionen Franken, zum Verkauf an. Eine fesselnde Geschichte, die Interessierte im ersten Teil des Eisenwerk-
Podcasts hören können.
Seit 1984 besteht die Genossenschaft Eisenwerk nun schon und bietet Platz für Kultur, Arbeit und Wohnraum. Dies wird im grossen Stil gefeiert mit Konzerten am Abend, dem Release der zweiten Podcast-Folge, Foodständen und Barbetrieb – aber nicht nur um der Feier Willen, so scheint es: Durch die Möglichkeit, die 15 Gewerbe, und im Rahmen der Führung, eine Genossenschaftswohnung zu besichtigen, zeigt auf, wie Innovation, Kreativität und Erfindergeist nicht nur im Bau eines Gebäudes gelebt werden können, sondern genauso in der Umnutzung einer Liegenschaft. Das Eisenwerk erhielt vor 40 Jahren ein neues Leben und bietet mit den Wohnungen, den Gewerbeflächen sowie dem Kulturraum Platz für einige der zentralsten Dinge im Leben: Wohnen, Arbeit und Kultur. (tw)