Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 25.09.2024

Catherine Debrunner hat für die Schweiz sogar Historisches erreicht

Die 29-jährige Rollstuhl-Leichtathletin Catherine Debrunner aus Mettendorf hat an den Paralympics in Paris fünfmal Gold und einmal Silber gewonnen.

 

 

Catherine Debrunner war mit gleich sechs Medaillen in Paris hinter einer Chinesin sogar die zweiterfolgreich-ste Athletin überhaupt. Die Thurgauerin hat in ihrem speziellen Honda-Rennstuhl sogar Historisches erreicht: Mehr als zwei Goldmedaillen hatte bisher noch nie eine Schweizerin an den Paralympics geholt.


 


Erholung unheimlich wichtig


Bereits vor dem abschliessenden Gold-Marathon hatte die Mettendorferin acht Rennen absolviert. Logisch, dass ihr Fazit jetzt lautete: «Darum war die Erholung zwischen den einzelnen Starts unheimlich wichtig. Dazu gehörten auch Meditation und Atemübungen. Das private und das sportliche Umfeld hat enorm viel dazu beigetragen, dass diese Erfolge überhaupt möglich waren. Natürlich hoffe ich, meinen Zenith noch nicht erreicht zu haben. Aber eines steht mehr oder weniger fest, dass ich 2025 wohl nur noch die Marathons, dafür alle, fahren möchte».


 


Rennen war mega hart


Apropos Paralympic-Marathon. Catherine Debrunner wirkte nach diesen 42,2 Kilometern logischerweise erschöpft und sagte beim Empfang in Hüttlingen auch: «Dass ich so früh alleine vorne weg fahre, war nicht geplant. Das Rennen war mega hart, vor allem wegen diesen Pflastersteinen, die sich über eine beachtliche Länge von 5,2 Kilometern hinzogen».


Was bleibt der 29-Jährigen, wenn sie kurz zurück auf Paris blickt? «Vor allem die zahlreichen Zuschauer im Stadion. Ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich an diese unvergleichliche Atmosphäre denke».


Wie fühlt sie sich als Profisportlerin? «Ich habe lange gezögert, den Beruf als Primarlehrerin aufzugeben».


 


Nachstehend beantwortet Catherine Debrunner – trotz unzähligen anderen Verpflichtungen – unsere Fragen.


 


Was heisst es für Dich, die beste Rollstuhl-Leichtathletin der Welt zu sein? 


Es ist mir eine grosse Ehre und ich sehe darin aber auch eine gewisse Verantwortung. Wobei ich dies positiv betrachte. Ich möchte ein Vorbild für die nächste Generation sein, unabhängig, ob mit oder ohne Handicap. Sie inspirieren grosse Träume zu haben und diesen nachzugehen. Und ich sehe es auch als grosse Chance, der Gesellschaft unseren Sport näher zu bringen und Antworten auf Fragen zu geben.


 


Musst Du jetzt in Deinem Leben etwas ändern?


Nein. Ich bin immer noch dieselbe Catherine und zudem scheint es ja, dass ich zum Glück vieles richtig gemacht habe.


 


Wie gehst Du vor, damit Du nicht von Anfragen und Einladungen überschüttest wirst?


Sicherlich ist das «Nein-Vitamin» wie es Eliud Kipchoge einmal gesagt hat, notwendig. Es ist unmöglich, alle Anfragen wahrzunehmen. Grundsätzlich ist priorisieren das A und O. Ich habe zum Glück meinen Manager an meiner Seite, welcher mich sehr stark unterstützt.


 


Ist ein mehr oder weniger geregeltes Training überhaupt möglich? Oder legst Du sowieso eine Pause ein?


Ich reise diese Woche an den Berlin Marathon. Kurze Zeit später folgt der Chicago Marathon. Aus diesem Grund gab es nach Paris keine Pause. Natürlich habe ich aber umfang- als auch intensitäts-mässig stark reduzierter trainiert. Denn mein Körper braucht Erholung.


 


Wie viele Marathons stehen heuer noch für Dich an? 


Berlin, Chicago und Oita (Jap).


Gibt es als Belohnung für die glanzvollen Paralympics irgendwann auch Ferien?


Ja. Nach Chicago gönne ich mir zwei Wochen Ferien und nach Oita nochmals.


Interview: Ruedi Stettler