Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 18.09.2024

«Eine Maschine versteht wirklich nicht, was sie sagt»

TGshop traf sich zum Herbstmeeting in Weinfelden zum spannenden Fachvortrag Künstliche Intelligenz (KI)

TGshop Fachgeschäfte Thurgau mit Sitz in Weinfelden lud den Digital-Experten Guido Berger von SRF zu einem Fachreferat in den Rathaussaal Weinfelden ein. Rund 70 Mitglieder des Dachverbandes sind erschienen. Im Fokus standen Austausch und Vernetzung. 

 

 

Am Dienstag, 10. September sprach Digitalredaktor Guido Berger von SRF auf Einladung des Dachverbandes TGshop im Rathaus Weinfelden über Künstliche Intelligenz «KI im Detailhandel, was es kann und was nicht.» In Thurgauer Fachgeschäfte kommen Kunden regelmässig, weil sie die persönliche Beratung schätzen. Online-Handel bieten manche an. Jemand im Saal möchte wissen, ob ein ChatGPT generierter Text deklariert sein muss. Hotz empfahl eine kleine Fussnote mit diesem Vermerk. Referent Guido Berger sagte hingegen: «Es gibt keine Regelung.»


 


Intelligente Warenkörbe füllen
Begonnen hat der Trend zu automatisierten Lösungen zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Damals wurden mit maschinellem Lernen erste Systeme entwickelt, die automatisch Waren nachbestellten. Mit KI erfolgt dies bereits in weit über 90 Prozent der Fälle komplett ohne manuelles Zutun. 


 


Technologie ist begrenzt
Mit künstlicher Intelligenz sind im Retail Einsatzszenarien möglich. Dazu zählen Auswertungen von Daten, Treuepunkte, Integration von Bots oder intelligenten Verkaufsassistenten. Technologie ist ein Werkzeug, das gewisse Bereiche menschlicher Tätigkeit stark, andere nur kaum verändern kann. Der Referent sagte: «Eine Maschine hat kein Bewusstsein.» 


 


Vergleich mit einem Papagei
KI werde gleichzeitig unter- sowie überschätzt. Einerseits haben Sprachmodelle, die natürliche Sprache verarbeiten und generieren können, in den letzten Jahren Fortschritte gemacht. Sie können Dialoge produzieren, die auf den ersten Blick sehr menschlich wirken. Berger sagte: «Andererseits trauen wir der KI menschliche Eigenschaften und Fähigkeiten zu, die nicht vorhanden sind.» Man spreche dann vom sogenannten «stochastischen Papagei». KI plappert etwas, das sie aufgrund der Muster in den Trainingsdaten für eine wahrscheinliche Fortsetzung des Dialoges hält. Die Menschen interpretieren dann «Verstehen», «Bedeutung» oder gar «Bewusstsein» in diese Textfolgen hinein. Berger klärte auf: «Die Maschine verfügt über nichts von alledem.» Eine Teilnehmerin fragt, ob sie mit Technologie unterschiedliche Antworten erhalte, wenn sie eine Frage habe und ihr Kollege dieselbe Frage stelle. Der Referent bejahte.
Es kann Spass machen, KI auszuprobieren. Das Versprechen ist dasselbe wie bei jeder Mechanisierung: Die KI übernimmt eine Tätigkeit, die Menschen nur bis zu einem gewissen Grad optimieren können, weil Menschen physische Limiten haben. Die Maschine kann dann mit menschlicher Kreativität die Tätigkeit immer weiter optimieren und produktiver werden, was zu mehr Wohlstand führt.
Allerdings ist nicht erwiesen, ob KI das Versprechen einlösen kann.
KI ermöglicht es, Fake News immer billiger oder gar kostenlos zu produzieren. Es gehe dabei nicht mal um Qualität, sondern mehr um die Menge. Folglich gebe es viel mehr Inhalte, aus viel mehr Quellen. Besonders schwierig sei es dann, wenn nicht Menschen entscheiden, was sie lesen wollen, sondern Algorithmen auswählen. Automatisieren im eigenen Geschäft bedeutet, für sich selber Muster finden.



Manuela Olgiati