Frauenfeld · 28.08.2024
Gedenkfeier für lic. iur. Robert Fürer, Rechtsanwalt, Frauenfeld
Amitcitia vincit horas (Freundschaft überdauert die Zeit)
Die neubarocke, mit Jugendstilelementen versehene, katholische Stadtkirche Frauenfeld bildete am Dienstagnachmittag einen würdigen, geeigneten Rahmen für die Gedenkfeier für den bekannten Thurgauer, Robert Fürer, Frauenfeld, der anfangs August im 74. Altersjahr diese Welt verlassen hat. Dem grossen Wandbild «Auferstehung» von Karl Manninger kam zu dieser Stunde besondere Bedeutung zu.
Dicht gedrängt sassen die Familienangehörigen, Freunde, Bekannten, Politiker/innen, unter ihnen die amtierenden Regierungsräte Urs Martin und Dominik Diezi, Berufskollegen/innen, Unternehmer/innen und Ärzte/innen in den Bänken der vollbesetzten Kirche. Alle kannten ihn, viele kannten ihn gut. Die Gedenkstunde wurde eröffnet mit dem Musikstück «Air» von J.S. Bach, vorgetragen von den bekannten – in Frauenfeld wohnhaften – Musikern Pepe Lienhard, Saxophon, und Emanuel Helg, Orgel.
Den von der Familie verfassten Lebenslauf verlas Pfarrer Roland Häfliger. Robert Fürer wuchs im Ergaten-Quartier auf, wohl behütet, in einer geachteten Lehrerfamilie. Die Schule war für ihn mehr Freude als Anstrengung. In der Gymnasialabteilung der Kantonsschule Frauenfeld begeisterte ihn vor allem die Literatur. So war es eigentlich logisch, dass er sich der farbentragenden Verbindung Thurgovia anschloss und ihr zeitlebens verbunden blieb. An der Universität Zürich wandte er sich aber nicht dem Germanistikstudium, sondern der Rechtswissenschaft zu; da war ja das präzise Formulieren auch gefragt. Trotz grosser beruflicher Herausforderungen und gesellschaftlicher Verpflichtungen war ihm das Familienleben wichtig. Er kochte leidenschaftlich gerne. Seine feinfühlige Ehefrau Esther brachte für sein vielseitiges Engagement stets grosses Verständnis auf. Seinen Kindern war er ein liebevoller Vater, der sie zusammen mit seiner Gemahlin förderte, forderte und immer für sie da war, wenn sie ihn brauchten. Gross war seine Freude, als er seine Enkel in die Arme schliessen durfte. Mit seiner Zuneigung, seinem Fleiss, seiner Zuverlässigkeit und seinem vielseitigen Können bleibt er beiden Kindern Vorbild. Motorradtouren mit Freunden zählten seit Jahren zu seinem Hobby.
«Eine Monate dauernde, schwere Krankheit hat er geduldig ertragen. Es war ein Hin und Her zwischen Spital und Reha-Klinik. Am 3. August ist mein Ehemann, unser Papi, Grosspapi und Bruder im 74. Alterjahr friedlich entschlafen.»
Alt Regierungsrat und alt Ständerat Dr. Philipp Stähelin würdigte auf eindrucksvolle Weise Robert Fürers berufliches Wirken als Departements-Sekretär in der kantonalen Verwaltung, als Prokurator und Aufbauer der Kartause Ittingen, als Gründer einer eigenen Anwaltskanzlei mit Partnern/innen, als Vizepräsident des Bankrates der Thurgauer Kantonalbank, als Konstrukteur der Spital Thurgau AG, dessen Verwaltungsrat er präsidierte, sein vielseitiges Engagement in kulturellen Institutionen, als Oberst im Generalstab und Kommandant des Thurgauer Infanterieregiments 31.
Wörtliche Auszüge aus seiner Ansprache: «Robert Fürer hinterlässt uns allen viel. Stets hat er, der berufliche Rechtsanwalt, sein gesamtes Wirken auch als Dienst an der Gemeinschaft und an der öffentlichen Sache verstanden. Stets hat er neben dem wirtschaftlichen Tun auch die kulturellen Verpflichtungen gesehen. Und dies hat er in seiner Arbeit über das Tagesgeschehen hinausgesehen und im Zusammenhang und längerem Zeitraum gedacht. Sein Blick für das Ganze, seine Integrationsfähigkeit und das vermittelnde menschliche Wesen haben ihm geholfen, auch in kollisionsträchtigen Bereichen tragende und akzeptable Lösungen zu finden. Dabei hat er Bleibendes geschaffen.»
«Trotz aller Belastung konnte er sich Zeit nehmen für das Gespräch und die schönen Seiten des Lebens. Dabei wollte er immer auch geben und nicht nur Empfangender sein.
Ich denke dabei an den Fischer am Nussbaumersee, aber auch den Mitbegründer der Stiftung Seebachtal, den Leser und Literaten, aber auch den Initianten der Lesegesellschaft Frauenfeld, Mitbegründer des Saatgut-Verlags und ehemaligen Präsidenten des Pressevereins, den begnadeten Pianisten, aber auch den Gründer und Präsidenten des Generations International Jazz-Festivals.
Ich denke auch an den Mitbegründer des Bob-Clubs Frauenfeld, den Rotarier, der Chargen übernahm, und an den Altherrn der Thurgovia, der den Samstagsstamm beehrte und Stimmung brachte. Dabei war er liebenswürdig, tat fröhlich mit, nie aber war er verletzend.
Mir war er in den langen Jahren zuverlässiger und vertrauter Berater. Er vermittelte Gesamtschau und Augenmass. Er war Freund. Röbi wird uns allen fehlen; die schmerzlichste Lücke hinterlässt er bei seiner Familie. Worte trösten hier nicht. Den Abschiedsschmerz aber tragen wir mit.»
Als Schlusslied des sehr feierlichen Gottesdienstes erklang das «Gaudeamus igitur...» Darauf lud der Pfarrer im Namen der Trauerfamilie ins Brauhaus Sternen ein, um Reminiszenzen auszutauschen. Vielen fehlten allerdings Worte für das, was unaufhaltsam war. Manche in der grossen Runde taten sich sichtlich schwer mit dem Annehmen des Ablebens des Freundes Robert Fürer. Annehmen, heisst begreifen, was in unserer Macht liegt und was eben nicht.
Röbi, requiescat in pace!
Prof. Hugo E. Götz, Frauenfeld