Frauenfelder Woche

Frauenfeld · 26.07.2024

Kunst als Brücke der Zukunft: Visionen des Street Art Festivals Frauenfeld

Rückblick und Ausblick vereint – Ein Fest der Kreativität und Farben

In der malerischen Kantonshauptstadt Frauenfeld, einer Oase der Kreativität und des künstlerischen Ausdrucks, sprachen die Organisatoren des Street Art Festivals mit dieser Zeitung über die Zukunft des national renommierten Ereignisses.

 

 

Im Jahr 2022 verwirklichten die beiden Visionäre, Marco und Monika Niedermann, mit der Gründung des Non-Profit-Vereins «Pro Street Art Frauenfeld» eine Symbiose aus Kunst und Gemeinschaft. Dieser Verein, ein Hort von kreativer Leidenschaft und Engagement, stellte die Weichen für das erste und gleichzeitig unvergessliche Street Art Festival 2023 in Frauenfeld. 


 



Hinter den Kulissen 


Um das geplante zweite Highlight im 2025 weiter auszubauen, wurde der Verein neu strukturiert, ebenso durch eine offizielle Geschäftsstelle geformt. 


Als wertvolle Bereicherung lenkt der aktuelle Vorstand – bestehend aus Anna Villiger, Christof Stillhard, Cornelia Komposch, Daniel Niedermann und Hansjörg Stettler – die Geschicke dieses kulturellen Leuchtturms.


Monika und Marco Niedermann haben sich vom Vorstand verabschiedet und die Geschäftsführung des Vereins übernommen. Unterstützt durch den kreativen Esprit von Alec Baillie, Taina Thoma (Taina), Petra Faye (Elf) und Alexander Huwyler (Easy One) konnten die Ressorts Kommunikation, Murals, Installationen und kulturelle Teilhabe mit einem erfahrenen Team besetzt werden.


 



Reflexion der ersten Ausgabe


Rückblickend erfreut man sich noch immer an der glanzvollen Erschaffung dieser besonderen Kunstschöpfung, welche das Stadtbild von Frauenfeld im vergangenen Jahr in eine lebendige Leinwand verwandelte. Als die glanzvolle Idee in den Köpfen von Initianten Monika und Marco Niedermann erstmals Form annahm, erschien das Ziel, mit Kunst und Farbe die Stadt zu bereichern, wie ein kühner Traum. Doch trotz anfänglicher Widrigkeiten triumphierte der Wunsch zur öffentlichen Gestaltung.


 



Eindrückliche Impressionen


Die erste Ausgabe des Festivals brachte 67 nationale und internationale Künstlerinnen wie Künstler zusammen, erkoren aus über 700 Bewerbungen, die mit mehr als 900 Litern Farbe und 3000 Spraydosen 79 Kunstwerke erschufen. Diese umfassten 33 Murals, 15 Holzwände und 31 Installationen, davon eines mit Moosgraffiti, sowie vier partizipative Kunstwerke. 


Die Kunstschaffenden tauchten dabei tief in die Geschichte und Struktur der Gebäude ein, wodurch Meisterwerke entstanden, die nicht nur das Auge erfreuen, sondern auch die Geschichten der Mauern erzählen und somit den historischen Kontext verewigen. Die vergangene Freiluftausstellung war bis Ende September 2023 kostenlos zugänglich, wobei die Murals dauerhaft bleiben dürfen.


 



Förderung als Fundament


Angesichts der aktuellen Geschehnisse informierte Marco Niedermann über den erneuten finanziellen Zuspruch der Stadt Frauenfeld sowie des Kantons Thurgau und bedankte sich im Namen des ganzen Street Art Teams für das weitere Entgegenkommen. Dank dieser Unterstützung wird das farbenfrohe Festival ermöglicht, ebenso durch die (Sach-)Spenden des lokalen Gewerbes und durch engagierte, helfende Hände.


Erfreulicherweise seien die negativen und skeptischen Stimmen mittlerweile verstummt, wie Christof Stillhard verlauten liess. Dies zeige die Bedeutung sowie die breite Zustimmung und Anerkennung, die dem Festival nun zuteilwird. Das Street Art Festival Frauenfeld hätte sogar weltweit für Aufsehen gesorgt und trage zu einem guten Image der Kantonshauptstadt bei, betonte er. 


 



Save the Date 2025


«All die fantastischen Rückmeldungen zum ersten Street Art Festival Frauenfeld im 2023 haben uns überwältigt! Bis heute pilgern Touristen, Familien, Gruppen und Street Art-Begeisterte ins Zentrum des Kantons Thurgau, um die Kunstwerke zu bewundern. Besonders freut uns, dass die Bevölkerung Frauenfelds die Murals ins Herz geschlossen hat. Jeder und jede scheint ein Lieblingswerk zu haben. Herzlichen Dank für den riesigen Support!», äusserte Monika Niedermann sichtlich gerührt. «Diesen Schwung und die guten Vibes bringen wir nun in die Vorbereitungen fürs 2025 mit ein».


Daniel Niedermann bestätigte: «Das Interesse der Besuchenden war in der Tat gross – auch gegenüber uns Künstlern bei der Arbeit. Ich habe während der Hervorbringung meines Werks viele unvergessliche Begegnungen wie Gespräche erfahren und zahlreiche Fragen beantworten dürfen. Kunst verbindet Menschen.»


So gilt es, kommenden Juni dick in der Agenda zu markieren: Die Eröffnungsfeier wird am Wochenende des 13. bis 15. Juni 2025 stattfinden. Anschliessend können die Kunstwerke, welche nicht in die Dauerausstellung übergehen, bis Ende September in Frauenfeld bestaunt werden. 


Alec Baillie, Leitung Kommunikation, erwartet für die zweite Ausgabe rund 20 000 Gäste, hofft sogar, dass sie noch zahlreicher erscheinen werden. «Die stolze Besucherzahl von 27 000 am Festival im 2023 darf gerne übertrumpft werden!», meinte er mit einem Augenzwinkern. 


 



Ausbau des Festivals


«All die schönen Vorkommnisse bestärken uns darin, dass es weitergehen soll und wir einen partizipativen Ansatz in der Organisation anstreben. Das Street Art Festival Frauenfeld soll ein Fest von der Stadt – für die Stadt sein», veräusserte Stillhard. Passionierte Helfer und Helferinnen werden mit offenen Armen willkommen geheissen, ebenso neue Vereinsmitglieder. «Es warten spannende Möglichkeiten und Einblicke, um bereits jetzt live im Geschehen mit dabei zu sein», versprach Baillie.  Eine Anmeldung sei per sofort via Website möglich. Weiter werden zusätzliche Sponsoren gesucht, um die Finanzierung breiter abzustützen.


Mehr als 30 Dauer-Kunstwerke zieren seit 2023 die Kantonshauptstadt und nun – zwei Jahre später – sollen weitere dazukommen. «Aktuell sind wir in der Entfaltungsphase; die Bewerbungen der Künstlerschaft werden bearbeitet, es werden passende Wände in Frauenfeld ausgewählt und geklärt, was an Geldmittel noch gewährleistet sein muss», informierte Marco Niedermann. Bereits für ein Schöpfungswerk gesetzt sei der französische Künstler WILLIANN, der das Street Art-Werbeplakat 2025 gestaltet hat. Sein Key Visual zeigt eine künstlerische Version des Wappens von Frauenfeld, s’Fräuli mit em Leuli. Um die Auswahl der restlichen Künstlerschaft kümmert sich eine Jury aus Mitgliedern des Vorstandes und der Geschäftsstelle.


 



In den Startlöchern


«Immobilien-Eigentümer, Privatpersonen wie Unternehmen oder auch Schulen dürfen sich gerne bei uns melden. Die Farbkunst an der Gebäudefassade ist definitiv eine Aufwertung», so Künstlerin Petra Faya. Taina Thoma erklärte zudem: «Wir verwenden hochwertige Materialien und so wird die Erhaltung eines Wandgemäldes für 10 Jahre garantiert.» Weiter offenbarte sie im persönlichen Gespräch: «Die Künstlerinnen und Künstler unseres Street Art Festivals sind allesamt bezahlt, was uns im Hinblick auf Respekt und Wertschätzung sehr wichtig ist. Nun freue ich mich sehr und bin gespannt, was wir zukünftig noch erleben und erschaffen dürfen!»


 



Street Art-Tour und Workshops


Für all diejenigen, die es jetzt schon «packt» und um die Wartezeit bis 2025 zu verkürzen, ist die aktuelle Dauerausstellung in Frauenfeld jederzeit zu geniessen. Weiterhin sind Führungen und Workshops möglich: Auf einer eineinhalbstündigen Tour werden die Highlights der Freiluft-Ausstellung in Frauenfeld unter fachkundiger Erläuterung entdeckt sowie Wissenswertes über die Street Art-Szene vermittelt. Wer sich selbst kreativ versuchen möchte, kann dies in einem Workshop unter Anleitung des Kuratoren-Teams des Festivals oder anderer Kunstschaffender tun. Die Führungen werden durch Thurgau Tourismus organisiert und nächste «packende Events» folgen im 2025.


 



Online-Plattform verfügbar


Die Online-Plattform «Street Art Cities» ist der global grösste «Schauplatz» für Street Art-Fans und hat über 1600 Städte in mehr als 100 Ländern verzeichnet, in denen Street Art zu finden ist. Seit 2023 ist auch Frauenfeld offizielle Partner-Stadt dieser Online-Plattform, sodass die digitale Karte und die Smartphone-App von «Street Art Cities» kostenlos genutzt werden können, um die Dauerausstellung in der Ostschweiz zu bestaunen.


 



Zukunftsvisionen


In die Ferne blickend, schilderten die Akteure ihre Ambitionen, das Festival zu einem internationalen Zentrum der Street Art zu machen. Dieses Vorhaben erfordere jedoch nicht nur kreative Energie, sondern den kontinuierlichen Zusammenhalt der Community, der Bevölkerung und der Gönnerschaft. 


Der Verein hofft, dass dieser schöpferische Impuls, der das Festival getragen hat, auch in den kommenden Jahren fortbestehen wird und somit die Stadt weiterhin mit künstlerischer Vitalität belebt.


Und um mit den Worten der Verantwortlichen zu schliessen: «Die Kunst ist ein Spiegel unserer Zeit und ein Fenster in die Seele der Gesellschaft.» 


Möge das Street Art Festival in Frauenfeld ein strahlendes Beispiel dafür sein, wie Kunst das Stadtbild und das Herz der Gemeinschaft transformieren kann. Sarah Utzinger


 


Sie möchten mithelfen oder sich weiter informieren?


 



www.isaff.ch 


 


Die Street Art-Disziplinen kurz erklärt: 


Graffiti, Mural: Wandgemälde, die durch verschiedene, kreative Techniken auf Stellwänden, Häuserfassaden, Garagentoren, Treppen, Mauern oder Gullydeckel entstehen. Zu den am häufigsten angewendeten Techniken gehören das Gestalten mit Spraydosen, Pinsel und Farbroller.


Hall of Fame: Eine legale Graffiti-Wand, meist von der Gemeinde zur Verfügung gestellt. Stencil: Von den Künstler/-innen vorgefertigte Schablone, die sich mit Spraydosen-Farbe in Sekundenschnelle auf praktisch jedem Untergrund anwenden lässt.


Sticker: Aufkleber in gross und klein, oft sogar handgemacht.


Installationen: Öffentliche Räume, Bäume, Gassen oder Gegenstände werden durch Kunstwerke verändert oder belebt. Tapeart: Künstler/-innen kleben mit Gaffa Tape oder Klebeband Motive, die an Strichzeichnungen erinnern, auf den jeweiligen Untergrund. Paste-up: Vorab gestaltete Werke in Form von Plakaten, die mit Leim oder Kleister an die Wände und auf Strassen geklebt werden. Urban Knitting, Yarn Bombing


Teilweise oder gänzlich umstrickte oder gehäkelte Gegenstände, Verzierungen und Verschönerungen an Laternenpfählen, Stromkästen, Gartenzäunen, Bäumen. (Quelle: isaff.ch)


 


Mitteilung aus dem Stadtrat


Das Street Art Festival 2023 war ein voller Erfolg. Von den rund 30 000 Besucherinnen und Besuchern wurde innerhalb eines Jahres viel Geld in Frauenfeld umgesetzt. 


Das Budget für die Austragung 2025 ist kleiner, die Organisatoren fragen nicht mehr um 300 000 Franken an, sondern um 80 000. 


Der Kanton hat bereits 150 000 Franken bewilligt. Somit beschliesst der Stadtrat: Das Street Art-Festival 2025 wird mit 80 000 Franken aus dem Kulturfonds unterstützt. Nach Abschluss des Festivals 2025 müssen die Organisatoren der Stadt einen Schlussbericht sowie eine Projektabrechnung einreichen.  (svf)