Frauenfeld · 03.07.2024
30 Jahre Spiel & Spass
Im Einsatz für ein familienfreundliches Frauenfeld
Frauenfeld feiert heuer gleich zwei bedeutsame Jubiläen: Zum einen das Bestehen der Ludothek über stolze drei Jahrzehnte und zum anderen den 30-jährigen Einsatz der Spielzeugbörse von Madlen Orellano. Ein Rückblick auf eine bewegte Zeit.

Sechs engagierte Frauen gründeten einst die Ludothek in Frauenfeld, um damit eine sinnvolle und aktive Freizeitgestaltung zu fördern. Im selben Anno eröffnete Madlen Orellano ihre Spielzeugbörse im Privathaus an der Rosenbergstrasse 2 in Frauenfeld.
Diese beiden wertvollen Initiativen haben bis heute zum Ziel, «Spiel und Spass für alle» zu ermöglichen sowie die Nachhaltigkeit von Spielen durch deren Wiederverwendung und Weitergabe zu fördern.
Ludothek: Wie alles begann
Dank dem Entgegenkommen der Stadt Frauenfeld, durfte die als Verein gegründete Ludothek in den 90er-Jahren das Gebäude der ehemaligen Schuhfabrik an der Schlossmühlestrasse 15b beziehen und am 25. Juni 1994 feierlich eröffnen.
Die ersten Jahre waren jedoch von erheblichen Herausforderungen geprägt. Die Räumlichkeiten waren kalt und feucht, es fehlte an grundlegender Ausstattung wie etwa Teppichen oder Ablageflächen und mehrmals standen die Gründerinnen wortwörtlich «im Wasser».
Doch ans Aufgeben wurde nicht gedacht. Auch hier trat man Schritt für Schritt zugunsten besserer Bedingungen ein. Grosszügige Sponsoren ermöglichten Regale für die zahlreichen Spiele und es wurden Heizrohre installiert, um eine angenehmere Atmosphäre zu schaffen.
Generationen vereint
Die Ludothek hat sich im Laufe der Jahre von einem kleinen Herzensprojekt zu einer geschätzten, fest verankerten Organisation der Thurgauer Kantonshauptstadt entwickelt. Aktuell zählt der Verein rund 20 Mitarbeitende, von denen viele bereits seit über 20 Jahren mit dabei sind. «Doch auch junge Leute helfen kräftig mit, was entscheidend ist, etwa im Umgang mit den sozialen Medien», erklärt Bettina Baltensperger, Ansprechpartnerin der Ludothek.
Gleichzeitig biete die Ludothek den Jugendlichen lehrreiche Erfahrungen als Start in die verantwortungsvolle Erwachsenenwelt und diene frisch gebackenen Müttern oft als Sprungbrett, bevor sie wieder offiziell ins Berufsleben einsteigen. «Unsere jüngste Mitarbeiterin ist derzeit sogar noch in der Oberstufe, was die Durchmischung der Altersgruppen und den generationsübergreifenden Austausch bereichert», so Baltensperger weiter.
Ein vielseitiges Angebot
Angefangen mit rund 350 Artikeln konnte die Auswahl dank segensvollen Gönnern nach der Eröffnung schnell aufgestockt werden. Heute umfasst das Sortiment beachtliche 1620 verschiedene Spielfreuden für jede Altersgruppe, darunter «Krabbelspass», Gesellschafts- und Kartenspiele, ebenso Bewegungsspiele wie Kletterbögen, Matten, Stelzen, Hula-Hoop-Reifen und Fahrzeuge. Auch attraktive Besonderheiten für (Strassen-)Feste und Partys können ausgeliehen werden.
«Für Interessierte haben wir darüber hinaus Interaktionen, die «Antolin» tauglich sind und zum Teil in den Schulen angewendet werden», verrät eine der Mitarbeitenden.
Das Benutzer-Abo bringt überschaubare Kosten von 30 Franken mit sich, zuzüglich eines kleinen symbolischen Betrags, der sogenannten Ausleihgebühr. Für Kulturlegi-Inhaber gibt es gar eine Vergünstigung von 15 Franken. Einzel-Ausleihen sind ebenfalls möglich und dienen dabei oft als Probe-Abo. «Mit diesen Gebühren decken wir die Kosten für fehlende Teile und Reparaturen sowie für den Einkauf von neuen «Glanzstücken», weiss die Spiel-Expertin. Die Preise seien seit der Gründung konstant geblieben und so soll das Abonnement einerseits den Zugang für alle erleichtern, andererseits der Sorgfaltspflicht dienlich sein. «Die Kinder lernen mit der Ausleihe, wie man mit fremden Dingen sorgsam umgeht. Ein essenzieller Lernprozess, der von den Eltern begleitet werden sollte und kostbare Tugenden mit auf den Lebensweg gibt», unterstreicht Baltensperger. Ebenso soll die Wiederverwendung «belebt» sowie der Wegwerfgesellschaft entgegenhalten werden. Spielen fördere zudem die Fantasie und Motorik.
Veränderungen
Die Ludothek musste im Laufe ihrer drei Jahrzehnte einige Veränderungen meistern. 2011 wurde das beliebte Spielfest aufgrund fehlender Helferinnen und Helfer sowie der hohen organisatorischen Umtriebe aufgegeben. Die voranschreitende Digitalisierung führte zu nötigem Umdenken und der Konkurrenzdruck durch günstige Plastikspiele aus China hinterliess ebenfalls Spuren. Dennoch konnte die Ludothek all die Jahre überdauern. «Wir spüren, dass das Bewusstsein für die Kostbarkeit von gemeinschaftlichen Partien noch immer in der Bevölkerung verankert ist», eröffnet Baltensperger.
Die Ludothek versteht sich dabei nicht als Konkurrenz zur Bibliothek, sondern als sinnvolle Ergänzung. Die spielerische Beschäftigung bereichere die Gemeinschaft, verbinde Menschen und lehre elementare soziale Fähigkeiten wie das Einhalten von Regeln und den Umgang mit «Gewinnen und Verlieren».
Würdigung und Auszeichnung
Zum 10-Jahr-Jubiläum im 2004 erhielt die Ludothek den Anerkennungspreis der Stadt Frauenfeld für «vorbildliche Freiwilligenarbeit im Aufbau und in der Betreuung der ersten Frauenfelder Ludothek.» Diese Auszeichnung war eine wichtige Bestätigung für den Verein und gleichzeitig eine Würdigung des Engagements. «Es war für die Beteiligten damals belangvoll zu sehen, dass sie öffentlich wahrgenommen werden», freut sich Baltensperger.
Des Weiteren durfte der «Verein im Namen des Spiels» immer wieder auf grossmütige Spenden und Sponsoren zählen. Diese Unterstützung sei entscheidend gewesen für das kontinuierliche Wachstum und die Aufrechterhaltung des Betriebs.
Blick in die Zukunft
Die Ludothek plant auch für die Zukunft unbeschwerte Aktivitäten und Events. Im Jubiläumsjahr dürfen sich Kundinnen und Kunden monatlich über exklusive Veranstaltungen freuen wie beispielsweise Fussball Matches, Eierzählen, Schneesterne basteln, Schiffe angeln oder am Glücksrad drehen. Im Oktober schenkt der begehrte «Ferienpass» erneute Vergnügungen und im Winter findet das jährliche Dog-Turnier statt. Weiter werden Vereinsmitglieder am 20. November im Rahmen des «Tags der Kinderrechte» im Casino Frauenfeld vertreten sein. Ausserdem organisiert ein eigenständiges Team regelmässige Spieleabende in der Alten Kaplanei, was das vielfältige Angebot der Ludothek untermalt.
Beständiges Engagement
Trotz all der Höhen und Hürden hat die Ludothek Frauenfeld ihre Bedeutung und ihren Charme bewahrt. «Wir sind dankbar, dass wir immer wieder passionierte Menschen finden durften», so Baltensperger abschliessend. Sie selbst steht bereits seit 15 Jahren mit viel Herzblut im Einsatz für die Ludothek. Auch Marlis Bauer, die sich um den Einkauf von Spielen und deren Reparaturen kümmert, betont die aufwendige, aber lohnende Arbeit. «Eltern, die früher mit ihren Kindern Teil der Ludothek waren, kommen nun als Grosseltern mit ihren Enkeln», erzählen die beiden Frauen. Dies sei eine wunderschöne Wertschätzung für die geleistete Tätigkeit und zeigt die Treue wie Beständigkeit.
Der Verein Ludothek Frauenfeld – Eine 30-jährige Erfolgsgeschichte, die dank der unermüdlichen Hingabe ihrer Mitarbeitenden und der kontinuierlichen Stütze der Gemeinschaft ein fester Bestandteil des kulturellen und sozialen Lebens in Frauenfeld ist und hoffentlich noch lange fortbestehen darf.
Sarah Utzinger
Öffnungszeiten vom 8. Juli bis 11. August:
Jeweils am Freitag von 17 bis 19 Uhr
Übliche Öffnungszeiten:
Mittwoch: 15 bis 17 Uhr
Freitag: 17 bis 19 Uhr
Samstag: 09 bis 11 Uhr
www.ludo-frauenfeld.ch